Bislang sind wir meist in der Fränkischen Schweiz gewandert, doch auch im Nürnberger Land gibt es schöne Ecken. Mit dem Muskelkater vom Gartenwerkeln in den Beinen haben wir es ruhig angehen lassen und sind eine überschaubare Runde nahe Feucht / Schwarzenbruck gelaufen, zunächst entlang des historischen Ludwig-Donau-Main-Kanals und zurück durchs malerische, tief in den Sandstein gewaschene Schwarzachtal, gekrönt von einem Radler in einem – frühlingssonntagsnachmittags reichlich überlaufenen – Biergarten.
Zurück zuhause wurde gespargelt, natürlich auf der Terrasse. Top Wochenende, gerne wieder.
Den allergrößten Stress der vergangenen Wochen im Büro erst einmal hinter mich gebracht, die Projektphase erfolgreich beendet samt Tests und Dokumentation, bei durch Krankheiten und neuer Aufgabenverteilung stark reduziertem Team. Gekrönt wurde das Ganze am Freitag von der mehrstündigen Abschlusspräsentation vor dem Management als verantwortlicher Produktmanager, dazu am selben Tag ein Update zu einem schwierigen anderen Projekt vorgestellt, wofür wir auch erst einmal wieder das Okay bekommen haben, weiterzumachen. Das war alles sehr anstrengend, aber von der Sorte Anstrengung, bei der einen weniger emotionaler Mist belastet, sondern einfach nur viel zu tun ist, was aber Hand in Hand mit den anderen Kolleg_Innen durchaus Spaß machen kann.
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Habe mich überreden lassen, für den Pfarrgemeinderat unserer Pfarrei zu kandidieren. Wahl ist Ende Februar, mal sehen, ob ich als immer noch relativer Neuling im Viertel gewählt werde. Und wenn ja, was ich dort bewegen kann. Mein Schwerpunkt wäre wie bisher am ehesten Liturgie und Gottesdienstgestaltung, nur dann in offiziellerer Funktion. Darüber hinaus wird das vermutlich der letzte Pfarrgemeinderat dieser Gemeinde sein – in den kommenden Jahren sollen alle katholischen Pfarreien der Stadt zu einer einzigen (mit verschiedenen Stadtteilkirchen) zusammengefasst werden. Für diesen Übergang in eine andere Gemeindeform gibt es sicher viel nachzudenken und zu gestalten.
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Viel zu früh wach gewesen, daher schon um viertel nach sechs zur Morgenrunde aufgerafft. Über den Feldern Sternenhimmel, im Westen ein absurd großer, orangefarbener Vollmonduntergang, dazu große, abgegrenzte Wolkenbänder von Nordwest nach Südost, von unten weiß über orange bis rot von Stadt und Gewächshäusern angestrahlt vor dem blauschwarzen Himmel leuchtend, nach oben hin immer dunkelgrauer werdend, was für ein unglaublich kitschiger, atemberaubend schöner Himmel.
Den Rest des Tages in jeder Minute das Sonnenlicht aufgesaugt, wer weiß, wie lange die nächste Wolkendecke hängen bleibt.
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Bilder über seelische Krankheiten – ein Aspekt einer Entwicklung, die ich schon seit langem kritisiere: Symbolbilder zu sensiblen oder kritischen Themen sind häufig schlicht daneben und schaffen eine gefährlich unbewusste Einordnung von Nachrichten und Artikeln. Nicht nur bei psychischen Krankheiten. Mit zusammengekauerten Frauen im Halbdunkel werden z. B. auch gerne Beiträge über häusliche Gewalt illustriert. Klar, so stellt man sich (zumal weibliche) Opfer von Gewalt gemeinhin vor: sprachlos, passiv, gebrochen. Wehe, sie treten dann ganz anders auf, z. B. selbstbewusst und stark wie Natascha Kampusch, schon sprechen ihnen viele ihre Glaubwürdigkeit ab. Das ist nicht primär die Schuld von Symbolbildern dieser Art, aber sie zementieren durchaus die Stereotype von Opfer- und Täterschaft.
Oder ein aggressiv dem Betrachter entgegengestrecktes Messer als Bild zu einer Messerstecherei, und dann liest man in der dazugehörigen Polizeimeldung, dass jemand einen Bekannten verprügelt hat, der sich irgendwann mit einem Messer verteidigte, was so gar nicht mehr zum dargestellten „fremden Gangster mit Messer“ passt.
Ich befürchte, die Klickstatistiken sind eindeutig: Nur-Text-Teaser werden sicher viel weniger aufgerufen als solche, die von einem emotional aufgeladenen Symbolbild begleitet werden. Immerhin scheint man inzwischen in manchen Redaktionen zumindest bei Verbrechensnachrichten zu einem inhaltlich neutralen „Polizei“-Symbolbild zu greifen. Ich möchte gerne glauben, dass das aus inhaltlicher Einsicht geschieht.
Bei manchen Themen ist die teilweise offene Lächerlichkeit von Symbolbildern schon legendär, ob lachende Frauen mit Salat, oder der böse Hacker im Kapuzenpulli mit Maske und Handschuhen am Laptop, oder einfach alles, was der extrem unterhaltsame Twitteraccount @darkstockphotos ausgräbt. Aber man sollte meines Erachtens auch jenseits von Verbrechen bewusster wahrnehmen, wie Symbolbilder unsere Perspektive auf Vorkommnisse und Menschen beeinflussen. (Und seitens Redaktionen auf stereotype Darstellungen hoffentlich ganz verzichten.)
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Dass Realnamenzwang im Internet problematisch ist, ist ja nichts neues. Aber in der Wissenschaft setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass er nicht nur wenig bringt, sondern sogar gegensätzlich wirkt – zumindest, wenn man tatsächlich meint, Hassrede und Trollerei dadurch eindämmen zu können. (Darüber hinaus mögen Organisationen oder Internetkonzerne natürlich noch weitere Motive für Realnamen haben, über die sie nicht immer gerne sprechen, z. B. eine plattformübergreifende Zuordnung von Accounts zu Menschen aus Gründen des Targetings für Werbekunden.)
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Im Vokalensemble erarbeiten wir uns gerade Michelangelo Rossi. Mit welchem Spaß der Komponist die Stimmen in ständige Tonartwechsel und Dissonanzen wirft! Herrlich zu singen. Und schwer vorstellbar, dass diese Musik praktisch 400 Jahre alt ist. Hier ein Madrigal, das wir derzeit proben, gefunden auf Youtube:
Vieles ist seit Ende November geschehen, über das ich hätte erzählen können: zuhause, in der Familie, in der Gemeinde, ich war über den Jahreswechsel wieder im Kloster, war krank, war im Kino, könnte über Vogelbücher schreiben, darüber warum ich Instagram verlasse… doch vor allem die Arbeit frisst mich auf und meine Energie reicht kaum, auch nur Fotos aufzubereiten. ¯\_(ツ)_/¯
Deswegen einfach nur ein paar Bilder der vergangenen Wochen.
Wir brauchten dringend ein paar Tage Abstand von der Arbeit, da bot sich das einmalige Verhältnis Urlaubstag vs. freie Tage von 1:5 ja mehr als an. So hatten wir schon vor einiger Zeit eine Ferienwohnung auf der Insel Reichenau im Bodensee reserviert, eigentlich ein Dachzimmerapartment, klein und gemütlich, und vor allem mit bodentiefen Fenstern zum See. Samstag ruhig angehen lassen, mittags losgefahren, bei Stuttgart im Stau gestanden, kurz vor der Ankunft noch ein paar Lebensmittel eingekauft und – leider kurz nach Sonnenuntergang – angekommen, als der Wind schon blies und der Himmel dramatisch leuchtete. Nudeln mit Pesto gekocht und die Nacht bei lautem Dauerrauschen der Bäume und Wellen verbracht, das auch bis zum nächsten Abend anhalten sollte.
Entsprechend den ganzen Sonntag drinnen verbracht, geschlafen und gelesen, und lange einfach nur den Surfern zugeschaut, die stundenlang mit herkömmlichem Surfbrett oder aber Kites unter unserem Fenster im stürmischen Wind kreuzten und teilweise atemberaubende Sprünge vollführten. Die Möwe kochte einen Eintopf, und irgendwie war der Tag auch schon vorbei, ohne dass ich einen Schritt vor die Tür gemacht hatte.
Umso schöner der nächste Morgen, fast wolkenfrei (aber ganz schön kalt), wir machten uns schon früh auf, um durch die Schweiz an das andere Ende des Sees ans Rheindelta zu fahren, das laut Vogelführer ein absolutes Muss sein sollte. Nun, die Artenvielfalt war nicht sonderlich groß wie erhofft, aber dafür sahen wir mehr Kormorane, Kolbenenten und Blässhühner auf einmal als je zuvor. Zudem schien die ganze Zeit die Sonne, so dass man an windschattigen Stellen richtig durchgewärmt wurde.
Nachmittags den gleichen Weg wieder zurück, nach Konstanz, wo wir ein paar Kilometer durch die große und schöne Altstadt liefen und schließlich für die Feiertage einkauften. Auf dem Weg zurück nach Reichenau machten wir halt an einer Pizzeria und nahmen Nudeln und Pizza mit als Abendessen, nach dem wir rechtschaffen müde vom Laufen und der kalten Luft ins Bett fielen.
Am Reformationstag ließen wir es ruhig angehen und fuhren am Nachmittag zwischen Reichenau und Moos den Untersee entlang, beobachteten jede Menge Vögel, aßen draußen sitzend Kuchen und tankten Sonne. Am Abend gab es dann Salat, Pasta mit Kräuterseitlingen und einen Nachtisch (und natürlich Espresso aus der kleinen Caffetiera, ohne die wir eigentlich nie wegfahren), immer mit Blick aufs Abendrot und den See. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir ein solcher Ausblick jemals langweilig werden könnte, selbst wenn ich dort wohnte.
Blässhühner sind lustig.
Allerheiligen ging es ohne besonderes Erlebnis zurück, natürlich wieder mit einem einzigen Stau: bei Stuttgart. Schöne Tage waren das, wenn auch viel zu wenig, um den Ärger, den ich derzeit auf der Arbeit habe und der mich viel zu früh morgens aufwachen und grübeln lässt, auch nur annähernd zu vertreiben. Dass mir mein Teamleiter heute einen dicken Stein aus dem Weg geräumt hat, der mir akut im Magen lag (äh… ein Fall für den Metaphernnotdienst, glaube ich), hat mich auf einen Schlag viel mehr entspannt – vielleicht werden freie Tage in dieser Hinsicht überschätzt. Ich hoffe, ich halte erst einmal wieder durch. Neue, vielversprechende Stellenangebote taten sich heute auch auf. Wir werden sehen.