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Schottland 2017, Tage 1-6: Anreise und Skye

Tag 1-2: Anreise

Unser erster Besuch in Schottland vergangenes Jahr war, nun ja, ausbaufähig. Ab der Hälfte der Reise hatte ich heftige Rückenschmerzen, wodurch ich eher nur in den Unterkünften herumsitzen statt draußen wandern konnte, der Mietwagen hatte zwischendrin mal einen Platten, und der Wind hatte uns den geplanten Besuch einer naturgeschützten Insel verwehrt, so dass wir nicht einmal richtig Seevögel zu Gesicht bekamen. Aber Landschaft und Leute waren so toll, dass es nahelag, es in diesem Jahr noch einmal zu versuchen. Beim Googeln – irgendwas in Richtung „seabird watching scotland“ – stieß ich auf eine kleine Reederei, die Mehrtagestouren per Schiff zu allen möglichen Inseln Schottlands anbot, quasi mit Garantie für Delfine, Wale, Haie, Robben und alle möglichen Vögel.

Da war ich natürlich ganz schön angeschaltet. Aber angesichts des Preises haben wir das mit Seufzer verworfen. Bis dann nach Weihnachten die jährliche Urlaubsplanung in den Blick rückte und wir schließlich dachten: Hey was soll’s, das muss doch drin sein. Und uns schließlich für eine noch verfügbare 9tägige Tour rund um die westlichen Inseln entschieden in Verbindung mit ein paar Tagen auf Skye, wo es uns in punkto Landschaft aber auch Unterkunft mit am besten gefallen hatte.

Die darauf folgende Planung war etwas mühsam und wacklig wegen beschränkter Mietwagenmöglichkeiten, umständlich zu verbindenden Orten und mittendrin wegfallenden Busangeboten, aber letztlich stand dann doch die ganze Reise.

Sonntagmorgen in aller Frühe ging es los mit einem Flug um sechs Uhr und umsteigen in Amsterdam, Bus vom Flughafen Glasgow in die Innenstadt und einem Bus von dort nach Fort William, vorbei am Loch Lomond und durchs unglaublich schöne Glencoe. Mietwagen abgeholt, in einem preiswerten Hotel übernachtet und am Montagmorgen nach Frühstück im Café und Versorgung im Supermarkt bei schönstem Sonnenschein weiter Richtung Westen gefahren. (Fort William selbst ist nicht besonders reizvoll, es ist eher ein im Sommer hoffnungslos verstopfter Verkehrsknotenpunkt und Versorgungsstation für Scharen von Bergsteigern und -Wanderern des nahe gelegenen Ben Nevis und seiner Nachbarberge.)

In Glenfinnan den vorher recherchierten Zeitpunkt abgepasst, an dem der Jacobite Steam Train das malerische Viadukt überqueren würde – bekannt als Hogwarts-Express aus den Harry-Potter-Filmen – zusammen mit sicher hundert anderen Touristen, die sich auf den Hügeln rundherum postierten. Zuvor das Auto an einer wunderschönen kleinen Kirche über dem Tal geparkt und uns mit einer sehr netten Frau unterhalten, die sich um die Blumen in der Kirche kümmerte. Danach ging es weiter Richtung Mallaig, wo wir mit der Fähre rüber nach Armadale auf Skye übersetzen wollten. Leider fielen an dem Tag wegen Niedrigwassers ein paar Fähren in der Mittagszeit aus, so dass eigentlich schon alles ausgebucht war und wir als dritte in der Standby-Schlange auf nicht erschienene Passagiere hoffen mussten. Aber wir hatten Glück, in letzter Minute kamen wir doch noch so eben mit aufs Schiff. Am Abend erreichten wir so etwas reisemüde aber sonnenbetankt „unser“ Cottage auf Skye.

Tag 3: Quiraing

Mein Anstoß, überhaupt mal Schottland als Reiseziel ins Auge zu fassen, waren ja Fotos von Lisa Rank auf Instagram vor ein paar Jahren, ganz besonders diese zwei vom Quiraing-Gebiet auf der Halbinsel Trotternish auf Skye. Das heißt, natürlich wollte ich diese Landschaft unbedingt auch selbst mal sehen. Der Morgen war zwar bedeckt, aber die Vorhersage versprach spätestens ab Mittag Sonnenschein, und da eine Quiraing-Wanderung nur bei anständigem Wetter geht, war das angesichts schlechter werdenden Wetters für den Rest der Woche vermutlich die einzige Gelegenheit. Dass wir erst spät am Vormittag am winzigen Wandererparkplatz auf der Single-Track-Road zwischen Uig und Staffin ankamen, war natürlich ein strategischer Fehler; nur mit Glück haben wir überhaupt noch einen Platz neben der viel zu engen, längst zugeparkten Straße gefunden.

Als wir losliefen, waren die Hügel noch düster in Wolken gehüllt und es war frisch und zuweilen ganz schön windig, was die neblige, vor Urzeiten von der Hügelkante abgebrochene Felsenlandschaft um so unwirklicher machte. Als wir nach der Hälfte der Strecke und steilem Anstieg den Bogen zurück über den Gipfel machten – inzwischen weitgehend für uns alleine laufend – brachen die Wolken allmählich auf und gaben immer mehr den Blick auf die Bucht, das gegenüberliegende Gebirge der schottischen Westküste und auch die umliegenden, isländisch-kargen Berge frei. Weit oben zwischen Sonnenflecken in dieser fantastischen Landschaft zu wandern werde ich so schnell nicht wieder vergessen. Magisch.

Tag 4: Regentag

Den Mittwoch verbrachten wir bei dunkelgrauem Himmel und ständigem Regen komplett drinnen, ich zumal mit einer beginnenden Erkältung und Halsschmerzen. In einem Hotelzimmer wäre das ein furchtbarer Tag geworden, aber im Cottage mit seinem großen Wohn-Esszimmer und Ausblick auf einen Garten und Schafe nebenan war es um so gemütlicher. Einer der Gründe, warum wir genau dort wieder gebucht hatten (und generell überzeugte Ferienwohnungs-Urlauber sind).

Tag 5: Talisker, Portree und Sligachan

Für Donnerstag waren Schauer mit Aufheiterungen angesagt, so fuhren wir nach Talisker (ein winziger Weiler mit einer Handvoll Häuser – die gleichnamige Whisky-Distillerie ist im größeren Nachbardorf) und liefen zum Strand und zurück. Bei der Rückkehr trafen wir auf ein paar Pfauen und waren froh, ein leuchtend oranges Mietauto bekommen zu haben und kein blaues. In Carbost, wo inzwischen massig Touristen die Distillerie ansteuerten, kauften wir frische Meeresfrüchte und tranken während eines heftigen Schauers Kaffee in einem Pub. Weil es immer noch schauerte, machten wir erst einmal einen Abstecher zum sympathischen Hauptort Portree für einen kleinen Bummel zum Hafen und um Lebensmittel zu kaufen. Danach ging es nach Sligachan, was eigentlich kein nennenswerter Ort wäre, wenn dort nicht mehrere Flüsse aus den umliegenden Cuillins (dem höchsten Gebirge auf Skye) in kleinen Wasserfällen bis zu einer malerischen Steinbrücke zusammenkämen. Der Bog Factor – so stuft die Website Walk Highlands ihre Wanderpfade schlammmäßig ein – war hoch, aber die wechselnden Wolken und kleinen Sonnenlöcher sorgten für eine großartige Kulisse.

Tag 6: Fairy Glen und Neist Point

Aus der Erfahrung schlauer geworden fuhren wir direkt nach dem Frühstück los und waren um neun Uhr tatsächlich die ersten oder zweiten Besucher im Fairy Glen, einem wunderlichen kleinen Tal voller grüner Hügelchen und Felsentürmchen, in dem man nicht nur als Kind stundenlang herumlaufen könnte. Angesichts der vielen anderen Touristen, die die Szene eine Stunde später schon wieder bevölkerten, fuhren wir aber lieber weiter. In Dunvegan tranken wir Cappuccino und aßen hausgemachte Schokolade, und dann ging es auf Single Track Roads zur äußersten westlichen Inselspitze, dem Neist Point mit einem Leuchtturm an einer dramatischen Steilküste, wo ich endlich auch einmal Kormorane und Basstölpel zu sehen bekam.

Sommertage am Obermain

Die Möwe wurde 50. Und anstatt groß zu feiern, für zwei Tage an den Obermain gefahren. In Coburg in einem sehr heimeligen Fachwerkhaus übernachtet, am Freitagabend noch ein paar leckere Tapas gegessen und bei Gewitterwind und dramatischen Wolken zurück ins Hotel.

Am nächsten Morgen in die Nähe von Bad Staffelstein gefahren, das Auto geparkt und mit einem geliehenen Kanu ein paar Stunden lang den Main hinuntergepaddelt. Um uns herum nur Stille. Vögel, Uferbäume, Sonne und Wolken. Ein Traum. Am Ausstiegspunkt vom Vermieter abgeholt und zurück am Ausgangspunkt in die nahegelegenen Obermain-Therme gegangen (die Möwe hatte als Geburtstagskind freien Eintritt) und den Nachmittag in einer riesigen Landschaft mit allen möglichen Saunen, Becken und kleinem Badesee verbracht samt Nickerchen in der Sonne. Zurück in Coburg in der warmen Abendluft draußen sitzend gut gegessen.

Heute früh nach dem Frühstück dann zum Staffelberg gefahren, die großartige Aussicht genossen, und dann den ganzen Mittag gewandert, über offene Felder in der prallen Sommersonne oder auf schattigen Waldwegen, hinüber nach Vierzehnheiligen, runter ins Tal und zurück. Danach so aufgeheizt, dass wir spontan im nahe gelegenen Freibad in den See gesprungen sind. Auf der Rückfahrt nach Erlangen beim Araber eine Vorspeisenplatte und Falafel mitgenommen und im kühlen Zuhause verspeist.

Satt, sonnenwarm, erfüllt.

Tag 20: letzter Tag

Frühsport verpennt – wenn sich mein Stoffwechsel irgendwie umgestellt hat, dann auf jeden Fall auch in punkto Alkohol. Dass ein Viertel Wein so reinhaut…

Nochmal ein zusammenfassender Vortrag dazu, wie wir unsere persönlichen körperlichen Themen in unseren Trainingszielen in Zukunft berücksichtigen und einbauen sollten, also z. B. bei orthopädischen Problemen, Blutdruckproblemen usw. Die letzte Gymnastik-Einheit, die zur Hälfte aus Jongleur-Vorstufen bestand, mal mit dünnen Tüchern, mal mit Tennisbällen. Macht sehr viel Spaß.

Nach dem Mittagessen eine letzte Wanderung mit anschließender Einkehr. Da sich die Blasen an beiden Füßen vom Vortag nicht in Luft aufgelöst haben, entscheide ich mich für die langsame Gruppe, die zwar auch 10 km läuft, aber dafür ohne steile Bergab- oder Bergaufstrecken, und wir landen zum Schluss wieder in der Brauereigaststätte von einer Woche zuvor. Diesmal gönne ich mir eine Kirschtorte, damit die zweite während meines Aufenthalts. Köstlich.

Abendessen, wir bekommen unsere Arztbriefe, die ersten checken aus, anderen stehen Schlange am Hotelcomputer, um sich die Fotos aus ihrer Gruppe auf Sticks zu ziehen, und wieder andere sitzen vermutlich noch einmal in der Sauna. Die Möwe kommt nach ihrem Tag in Freiburg kurz auf einen Espresso vorbei, und morgen werden wir gemeinsam zurück nach Hause fahren, wo schon am Donnerstag ganz normal das Büro auf mich wartet.

Das Training war in vielerlei Hinsicht gut und wichtig für mich. Zunächst einmal habe ich ganz praktisch meine Fitness verbessert, und zwar deutlich von der schlechtesten in die mittlere Stufe – wenn man die Einteilung nach dem Fitness-Index zugrunde legt. Noch wichtiger aber war, ein neues Verständnis und Gefühl für meinen Körper zu bekommen, Erfolgserlebnisse in punkto Ausdauer und Kraft, klare Erkenntnis was ich tun muss, um die Wahrscheinlichkeit für Rückenprobleme wie z.B. die letztes Jahr im Schottlandurlaub zu verhindern, und letztlich durch das alles auch Spaß an Bewegung und daran, körperlich gefordert zu werden, etwas das sehr tief vergraben war. Der Zeitpunkt hätte auch beruflich kaum idealer sein können, ich habe es geschafft, nicht einmal an Probleme im Büro zu denken, und der Einsatz von 9 Urlaubstagen meinerseits war mehr als angemessen und fair. Ach ja, abgenommen habe ich auch, mehr als 4 kg, aber ohne dass es ein echtes Ziel gewesen wäre, und ohne auf etwas zu verzichten, was ich gerne esse – allein durch „aufhören zu essen, wenn ich satt bin“ bzw. von vorneherein auf meinen echten Hunger begrenzte Mengen, was nämlich meist nur 2/3 bis 3/4 der üblichen Portion „voller Teller“ ist. Und durch den Dauersport, natürlich.

Meine drei Ziele (Ausdauer, Kraft/Beweglichkeit, aufs Sattsein hören) müssen jetzt in die alltägliche Routine wandern. Das wird sicher nicht immer einfach, aber sicher auch Freude machen, denn ehrlich gesagt sehne ich mich schon seit Jahren nach einem erfüllenderen Tagesablauf, wo der täglichen mentalen Erschöpfung durch die Arbeit nicht mehr nur das völlige Abhängen an Abenden und Wochenenden gegenübersteht.

Tag 19: aufs Ende zu

Der vorletzte Tag des Trainings begann wie immer mit Frühsport. Nach dem Frühstück ging es zum Sportplatz, um zum zweiten Mal unseren Fitnessindex zu bestimmen, mit dem das Training vor knapp drei Wochen begonnen hatte. Zwei Kilometer schnell gehen und den Puls am Ziel festhalten. Ich war gegenüber dem ersten Test eine ganze Minute schneller und mein Schlusspuls lag 25 Schläge niedriger. Eine weitere Bestätigung, was die letzten Wochen mit meinem Körper Gutes angestellt haben.

Eine Stunde Wassergymnastik, auch wie am Anfang, nur dass ich diesmal überhaupt nicht in die Nähe echter Anstrengung für den Kreislauf kam. Von anderem Kaliber war dann schon die Rundwanderung am Rappenfelssteig, die zwar mit 10 km in zwei Stunden nicht sonderlich lang war, aber die 350 Höhenmeter auf den letzten zwei Kilometern waren grenzwertig. Aber gut, heute hatte ich mir bewusst die schwierigere Gruppe ausgesucht um zu sehen, wo ich stehe, und letztlich bin ich zwar mit hängender Zunge, aber dennoch ohne Blessuren durchgekommen. Bis auf die beiden Blasen am Fuß, nachdem die Fußbetteinlage der Wanderschuhe ausgerechnet heute entschieden hat, aufzugeben sich aufzulösen. Die Landschaft war, etwas eingetrübt vom diesigen Wetter, wieder fabelhaft, vor allem das dunkle, schattige und komplett übermooste Schwarzatal hatte etwas Mystisches. (Leider ohne Foto.)

Das Abendessen war als Abschlussevent mit großem Buffet gestaltet mit anschließenden Spielen und Liedern, die wir Gruppen vorbereitet hatten, sowie Dank und kleinen Geschenken an die Sportlehrer*innen und beiden Studentinnen, die viele unserer Trainingsstunden gehalten hatten, und an Köche und Service für die gute Bewirtung. Lecker gegessen, viel gelacht und insgesamt gefreut für die durchweg gute und herzliche Atmosphäre unter den Teilnehmern in den drei Wochen. Morgen noch ein „normaler“ Tag mit üblichen Einheiten und einer weiteren Wanderung, dann ist das Training vorbei.