Archiv der Kategorie: Persönliches

5.3. – Sportgeschäft, Far Breton, Kiebitze

Im Sportkleidungs-Outlet in Herzogenaurach einkaufen gewesen, um die ellenlange Checkliste benötigter Kleidung abzuarbeiten, die der Einladung zum Gesundheitstraining beilag. Ich bin in solchen Geschäften ja grundsätzlich überfordert. Ich bin kein Sportler, und alles, wofür ich sie bislang betreten habe, waren Wanderstiefel oder Regenjacken. Das Problem: Nichts von dem, was auf der Liste stand, findet man im Laden genau so beschriftet. Es gibt gefühlt 38 Sportarten und jede scheint ihre eigenen Hosen, Shirts, Schuhe und Jacken mitzubringen. Was genau muss ich kaufen, um Laufbekleidung / Funktionsbekleidung (Zwiebelschalenprinzip) abhaken zu können? Wie unterscheidet sich das vom Punkt Trainingsanzug, lange/kurze Trainingshosen und ausreichend Sport-T-Shirts – sind die dann keine Laufbekleidung? Hier ist ein Ständer mit Hosen, aber sind die gut zum Trainieren? Ach nee, das ist ja Outdoor. Obwohl, wenn ich draußen trainiere? Hallenschuhe ohne Abrieb – hm, über dem Regal steht Basketball an der Wand, das wäre ja schon mal ein Hallensport. Aber woran erkennt man, welche Schuhe Abrieb haben? …

Ich musste irgendwie an Anne Schüsslers Beitrag neulich denken – vermutlich fühlen sich Leute, die von sich sagen, sie könnten nicht kochen, ganz ähnlich wenn sie ein Rezept vor sich haben, das sie nachkochen sollen („glasig dünsten, hä?“). Letztlich haben wir Stunden in dem am Samstagnachmittag natürlich auch noch gerammelt vollen Laden zugebracht, bis wir erschöpft mit einer großen Tüte voller moderner, mir einigermaßen passender Kunststoffprodukte raus sind – mit denen ich hoffentlich demnächst nicht wie ein Depp dastehe, weil ich vielleicht doch irgendwas Ungeeignetes gekauft habe.

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Hier hat jemand die ersten 100 Wörter notiert, die sein Kind gesprochen hat. Ich finde das spannend, wie sich Alltag und Wichtigkeitsskala eines Kleinkindes wiederspiegeln, und wie nach und nach die verschiedenen Wortarten zusammenkommen.

My son’s first words in various scales

(Das Bild hinter dem Link kann man zoomen.)

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Habt ihr, als das damals rumging, auch wie ich zuerst den Kopf geschüttelt, wie man nur auf die Idee kommen kann, in Plastik verpackte, geschälte Orangen zu verkaufen? Warum das für manche Menschen durchaus eine gute Idee sein kann, erklärt ein Betroffener. (Schon ein Jahr alt, aber sehr aufschlussreich.) Vielleicht werde ich selbst einmal froh über solche Angebote sein, z. B. wenn im Alter nach einem Schlaganfall die Steuerungsfähigkeit meiner Hände eingeschränkt wäre? Das ist mal wieder so eine Perspektive, auf die man alleine vielleicht nie gekommen wäre, und wofür ich das Netz liebe.

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Jahaa! (Ich hatte vor vielen Jahren mal einen ganzen Blogeintrag zur Kreativität von Bäckereien bei der Benennung ihrer Waren, das Blog drumherum ist aber nicht mehr im Netz. Mein Fazit ging glaube ich in die Richtung, dass von den beworbenen 1000 Brotsorten in Deutschland in Wirklichkeit nur drei Dutzend oder so übrig bleiben, die nur von jeder Bäckerei anders benannt werden. Und dass ich seit langem nur noch ins Regal zeige, wenn ich Brot kaufe: „Das da oben rechts mit der Kruste bitte.“)

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Vom Kaninchen neulich war noch ein bisschen was im Eisschrank, hauptsächlich der Rücken. Den habe ich heute eintopfartig mit Peperonata (also geschmorten Paprika und Zwiebeln, kurzerhand erweitert um Kartoffeln) zubereitet, ebenfalls nach Rezept aus dem Silberlöffel, mit viel frischem Salbei und Rosmarin sowie einem Schuss Essig. Das Fleisch war wieder delikat, und ich kenne wenig Glücklichmachenderes als den süßlich-herzhaften Geschmack von in Olivenöl geschmorter Paprika mit Zwiebeln und Knoblauch.

Die Möwe hat außerdem wieder mal Far Breton nach Rezept von Aurélie gebacken (im Foto oben ein fluffiges Randstück; der eigentliche Kuchen ist die gelbe Schicht, eher feucht und fest). Beim letzten Mal hatten wir zuwenig Backpflaumen, diesmal vielleicht etwas zu viel, nächstes Mal wird’s sicher perfekt. Sehr lecker. Ach ja: wir hatten die Trockenpflaumen über Nacht in Pineau des Charentes eingeweicht (normalerweise nimmt man eher Portwein, aber ich glaube, das ist schnurz). Die entstandene, übriggebliebene Flüssigkeit nicht wegschütten! Ein Hammer von einem Pflaumenlikör.

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Nachdem der NABU dieses Jahr wieder zum Zählen der Kiebitze aufgerufen hat, wollte ich mal an ihrem traditionellen Brutplatz der letzten Jahre nachsehen, auf den Feldern ganz in der Nähe. So sind wir am Nachmittag im Knoblauchsland spazieren gewesen. Die Felder im Gegensatz zum letzten Mal noch komplett leer, dafür spross in den Gewächshäusern schon der Salat und viele Blumen. Die Luft war frisch und der Wind trug jede aufregende Situation des Lokalderbys aus dem wenige Kilometer entfernten Stadion, so konnte man natürlich auch eindeutig das Fürther Siegtor hören. Schon heute früh kamen wir mit dem Fahrrad nicht ohne Angabe unseres Fahrziels zur Kirche; das Wohnviertel rund ums Stadion war bereits an jeder Straßenkreuzung mit Gittern und bewaffneten Bereitschaftspolizisten abgesperrt, und der Polizeihubschrauber kreiste unablässig. (Ich hoffe sehr, nach den im Vorfeld z. T. gewalttätigen Eskalationen bleibt jetzt alles friedlich.)

Schließlich haben wir die Kiebitze angetroffen, ich habe mindestens 5 Paare gezählt, wie sie mit ihren hohlen Pfeif-Rufen über die Felder geflattert sind, außerdem den Silberreiher und einen Trupp Feldlerchen, und heute morgen schon zwei Fasanenweibchen in der Nähe vom Haus.

File under: Schöne Sonntage.

3.3. – Andachten, Gesundheitstraining, Garten

Zum zweiten Mal eine Andacht vorbereitet. Das läuft hier unter dem Namen „Spätschicht“ und ist eine lose Reihe von Gebeten am Abend um halb neun, die einmal wöchentlich in Advents- und Fastenzeit stattfinden. Es gibt immer so etwas wie ein vorgegebenes Stichwort (z. B. war mein Thema im Advent „Jesus Menschensohn?“ und jetzt „wagen“) und einen offiziellen Vorschlag mit einer Handvoll letztlich aber nur halbguter Gebetsbausteine. Um dem Thema gerecht zu werden, muss man schon selbst passende Lieder, Bibelstellen, Gedichte/Geschichten/meditative Texte und interaktive Elemente finden und in einen sinnvollen Zusammenhang bringen. Das beginnt meist mit stundenlangem Blättern und Suchen, wobei das Internet hier ausnahmsweise mal kein übermäßig hilfreicher Ort ist, sofern man keine guten Anlaufstellen kennt – mit Google findet man oft nur mittelmäßiges bis obskure Sachen. Bis dann irgendwann der inhaltliche Bogen steht und alle Puzzleteilchen an ihren Platz fallen.

Auch wenn es letztlich keine halbe Stunde Gebet mit nur gut 15 Besuchern ist und ich mir viel Stress mache, so macht diese Art der gemeinsamen Auseinandersetzung mit dem Glauben doch viel Spaß. Wenn sich dann die Leute nachher beim anschließenden Zusammensein bei einem Glas Wein und etwas Brot nochmal ausdrücklich für das eine oder andere Detail bedanken, besonders. Und nachdem gerade ein ganzer Stapel kleiner Bücher mit Gebets- und anderen meditativen Texten bestellt und unterwegs ist, die mir die sehr geschätzte Oecherin als Profi weiterempfohlen hat, fühle ich mich nicht mehr nur in punkto Liedmaterial für die nächste Gebetsvorbereitung gut gerüstet. Ich bin nach wie vor sehr froh, vor einem Jahr aus dem Schattendasein als unregelmäßiger Kirchenbesucher getreten und in der Gemeinde liturgische Aufgaben übernommen zu haben.

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Das dreiwöchige Gesundheitstraining rückt näher. Laborwerte und Ergometertraining waren gut, so dass der Betriebsarzt beruhigt ist, dass ich es auch überlebe. Es geht in den Südschwarzwald nahe des Schluchsees. Bahnfahrt ist gebucht, jetzt muss ich noch einkaufen um die lange Liste empfohlener/benötigter Kleidung zusammenzutragen; als Nichtsportler hat man ja keine Ahnung, was da alles gebraucht wird. Über die Hälfte der Arbeitstage muss ich als Urlaubstage einsetzen, den Rest trägt die Firma. Ich finde das fair. Leider werden in diesem Jahr so auch der eigentliche Urlaub und außerordentliche Fahrten begrenzt sein – mein Republica-Ticket habe ich deswegen schon mit einem Seufzer weiterverkauft. Aber ich glaube, sowohl körperlich als auch in punkto beruflicher Bestandsaufnahme kommt die Auszeit genau zur rechten Zeit und wird mir gut tun.

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Die Amseln scheinen sich in diesem Jahr bislang nicht sonderlich für eine Kinderstube mit Videoüberwachung zu interessieren. Schade.

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Unser Garten sieht, nun ja, etwas vernachlässigt aus. Die kleine Wiese ist schon lange nurmehr eine Huckelpiste mit dutzenden verschiedener Gräser- und Unkrautarten – hunderte Löcher entfernter Löwenzähne sowie vor allem die sengende Hitze in unserer Urlaubs-Abwesenheit 2015 haben ihre Spuren hinterlassen. Der kleine Apfelbaum trägt nur mehlige Kornäpfel, dazu so früh im Sommer, dass die Früchte meist bis auf die Schale von Hornissen und Wespen ausgehölt wurden, bevor wir sie pflücken konnten. Auf der „Wiese“ rundherum wachsen massig Triebe direkt aus seinen Wurzeln. Die Dachpappe des kleinen Gerätehäuschens ist marode und das Holz schimmelt. An der Seite der Terrasse hat der Efeu mehrere senkrecht angebrachte Steinplatten abgesprengt, und die Backsteine unserer (als Foto auf Pinterest offenbar sehr erfolgreichen) Kräuterspirale sind stark vermoost. Einzig der Beet-Streifen mit Sträuchern und Blumen rundherum ist nach wie vor anständig und mit wenig Aufwand wieder schmuck zu bekommen.

Ein besonders schlechtes Gewissen habe ich aber auch nicht. So ist es halt, wenn man zu zweit berufstätig ist und nur mal am Wochenende ein Stündchen im Garten aufbringt. Aber weil der Anblick der mittlerweile unmähbaren „Wiese“ wirklich weh tut, wir aber auch weiterhin wenig Zeit und inzwischen auch noch Rücken haben, haben wir nun einen Gärtner engagiert, der in der Zeit nach Ostern den Boden herrichten und einen neuen Rasen verlegen wird. Der Baum kommt auch raus, an seiner statt werden wir einen anderes, neues Apfelbäumchen pflanzen und uns darauf freuen, dass er irgendwann Früchte tragen und wieder Schatten spenden wird.

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Entdecke gerade das neue Album von Hundreds. Ich hab sie wie viele Bands über TV Noir kennengelernt (schön übrigens, dass es mit den Shows von TV Noir weiterzugehen scheint). Leicht melancholischer Synthie-Pop, getragen von der wunderbar klaren Altstimme von Eva Milner. Hundreds sind übrigens nur noch diesen Monat auf Tour, z. B. am 23. März in Erlangen – ein Termin, den ich wegen des Gesundheitstrainings leider verpassen werde.

25.1. – Knock Out

Thermometer zeigt 39,6°

Ich bekomme ja nur ganz selten Fieber – die beiden letzten Male waren 1994 und 1998 – aber wenn, dann knockt es mich komplett aus. Seit gestern verbringe ich Tag und Nacht im Dämmerzustand, immer wieder für 1-2 Stunden wegpennend (gerne mit Bob, den man inzwischen auf Youtube findet). Dass ich null Appetit und schon einen Tag lang nichts mehr gegessen habe, will auch etwas heißen. Was aber richtig gut wirkt ist Ibuprofen-Saft; schon nach 10-15 Minuten geht die Temperatur spürbar runter. Danke an Hrn. Paul für den Tipp.

Ich fürchte, da muss ich jetzt durch. Vielen Dank für eure Besserungswünsche auf Instagram und Twitter!

17.1. – Krankheitskosten, Arbeit, Monster

Eigentlich fand ich Krimis mit realistischem Setting und aktuellen Themen immer interessanter als andere. Jetzt so: Bürgerwehr, och nö… Können sie nicht einfach mal einen Mord aus Habgier erzählen?

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EIL!!1!-Meldungen, dass der Flughafen auch in diesem Jahr nicht fertig wird. So schön.

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Eine ehemalige bischöfliche Residenz steht zum Verkauf, und sie hat ein… interessant möbliertes Badezimmer.

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Ein Kommentar auf Spektrum beschäftigt sich mit den Schätzungen der volkswirtschaftlichen Kosten psychischer Krankheiten (aka „finanzieller Schaden“), die regelmäßig durch die Medien gehen, und der Ethik, die dahinter steht. Diesen Gedanken finde ich bemerkenswert:

Drittens, und am wichtigsten, gehen die Berechnungen aber davon aus, dass jeder von uns die Gesellschaft Geld kostet, sobald er nicht zu 100 Prozent arbeitsfähig ist. Bei diesen „Kosten“ geht es natürlich vor allem um Arbeitsausfall. Interessanterweise zählt etwas, das vielleicht erwirtschaftet werden könnte, schon als Verlust, wenn es nicht erwirtschaftet wird.

[…] Würden Gesundheitsökonomen nicht von einem 100-Prozent-Menschen, sondern realistischerweise nur von einem 95-Prozent- oder gar nur 90-Prozent-Menschen ausgehen, der eben manchmal krank ist und darum nicht arbeiten kann, dann verschwände auch ein Großteil der berechneten „Kosten“. Das wäre dann aber schlecht für die PR.

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Nach mehr als fünf sehr zufriedenen Jahren in der Arbeit an einem Punkt angelangt, an dem es nicht mehr weitergeht und mir die Situation dauerhaft zusetzt. Was gut ist: Es braucht bei mir zwar meist Zeit, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem mein Selbstschutz und Trotz aufwachen. So habe ich heute ganz ruhig und klar die Entscheidung getroffen, etwas neues zu suchen, dazu erste Kontakte in Erfahrung gebracht. Aus der Mühle aussteigen und wieder Handlungsfähigkeit gewinnen, ein gutes Gefühl.

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Die Möwe hat genäht und sprach:
https://www.instagram.com/p/BPTEI6CBYBP/

 

… was natürlich eine Referenz auf diesen Song ist. Erstaunlich, wie gut man den mal wieder hören kann: