Ich hatte mir bei der Rückkehr von meinem betrieblich geförderten Gesundheitstraining drei Ziele vorgenommen. Kleine Zwischenbilanz, dreieinhalb Monate später.
Was noch nicht geklappt hat: Kraft und Beweglichkeit, vor allem für den Rücken.
Hier habe ich noch keinen Drive für regelmäßige Übungen entwickelt. Umgekehrt habe ich auch seit der Rückkehr keinerlei Problem mit der Lendenwirbelsäule mehr gehabt. Vielleicht ist das Problem, dass ich meinen Rücken ignoriere, solange ich nicht (ungut) daran erinnert werde, das ich einen habe. Das Thema ist aber noch nicht durch, nach dem Urlaub will ich es angehen.
Was ganz gut geklappt hat: Nur so lange essen, bis ich satt bin.
Zwar gibt es Tage, an denen ich ständig essen könnte, und wenn irgendwas einfach zu lecker ist, kann ich immer noch schwer aufhören. Aber unter dem Strich sind die Portionen kleiner geworden, ich stopfe mich nicht mehr unnötig voll (z. B. nur um in der Kantine unbedingt den Teller zu leeren), bin trotzdem satt und fühle mich insgesamt wohler.
Zwar viel langsamer als während der drei Wochen Gesundheitstraining, aber ein bisschen habe ich noch weiter abgenommen.
Was so richtig gut geklappt hat: An 5 Tagen die Woche mindestens 40 min. walken oder radeln.
An mittlerweile 66 von 103 Tagen bin ich morgens gelaufen (eine Woche ausgesetzt wg. Halsentzündung), plus mehrere Tage mit mehrstündigen Wanderungen oder Radtouren stattdessen. Auch, als ich beruflich oder privat unterwegs war, in Dessau, Bamberg oder Günzburg.
Ich gehe abends nicht mehr so spät, d.h. vor Mitternacht ins Bett, stehe um kurz vor halb sieben auf, ziehe mir verschlafen die Sportklamotten über und walke los: eine knappe Dreiviertelstunde über die Felder, gut 5 Kilometer, am Wochenende auch mal weiter. Nach wie vor ohne Stöcke übrigens, über asphaltierte Wirtschaftswege. Frische Luft, weiter Himmel, Tiere, vor allem am Wochenende zuweilen ganz alleine um diese Uhrzeit unterwegs, wundervoll. Und so lange es nicht total schüttet, ist mein Wohlbefinden auch nicht sonderlich vom Wetter abhängig (ein nachhaltiger Effekt der Islandurlaube). Wenn ich zurück bin, frühstücken die Möwe und ich gemeinsam, was wir früher kaum hinbekamen. Danach ist immer noch Zeit mich zu duschen und anzuziehen und ich fahre so wach und frisch ins Büro wie ich es früher selten war. Meine produktivste Tageszeit ist nach wie vor der späte Nachmittag und frühe Abend, aber auch am Vormittag ist mein Hirn jetzt zu was zu gebrauchen.
Wichtig ist, dass ich mein Tempo ganz alleine bestimmen kann. Mal walke ich entspannt, einen Tag später habe ich Lust ein bisschen mehr durchzuziehen, und an einem dritten wechsle ich vielleicht ein paar mal ins Joggen. Oder auch nicht. Ich muss auf niemanden Rücksicht nehmen und – was noch unangenehmer wäre – auch niemand auf mich. Ich muss keine Rekorde brechen, muss auf keinen Sportjunkie-Typen hören, der meint, sein Triezen wäre irgendwie motivierend, und die einzigen, die mich sehen, sind die Bauern und Erntehelfer (und wenn die ihren Kopf über den Heiopei schütteln, der da durch den Nieselregen stapft, ist das völlig in Ordnung). Ich merke trotzdem, oder vielleicht gerade wegen der sportlichen Mäßigung, wie Puls und gelaufene Zeit für die gleiche Strecke allmählich sinken und ich länger durchhalte. Also das, was ich eigentlich will.
„Ich könnte das nicht, jeden Morgen, und dazu noch so früh!“, haben mir schon ein paar gesagt. Aber ehrlich gesagt freue ich mich so sehr über die ganzen positiven Effekte, von der Ausdauer bis zum erfüllteren Tagesablauf, dass ich mich zu den Morgenrunden gar nicht überwinden muss.
(Alternative These: Zehn Minuten nach dem Aufwachen bin ich noch so verpennt, dass mein Ich mit dem Anziehen und Loslaufen immer schon überrumpelt wird, bevor es sich richtig wehren kann. :)
Ach, ich hoffe, das bleibt so. Und dass das mit dem Rückentraining auch noch was wird.