Archiv der Kategorie: Gesellschaft

15.9. – Polizeiberichte, Instagram, Büro

Vor einigen Tagen widmete sich Vice dem Fall einer Frau, die offensichtlich wegen eines Antifastickers in einem Münchener Park von jemandem beschimpft und bewusstlos geschlagen wurde – und dem Fehlen jeder Notiz darüber im Polizeibericht. Gleichzeitig werden andere Vorfälle in der Stadt, darunter auch vergleichbare Gewaltdelikte durchaus gemeldet, vor allem auch inklusive jeder nicht-deutschen Nationalität von Beteiligten. In der Antwort der Polizei auf die Frage, nach welchen Kriterien etwas Eingang in ihren Bericht findet, gibt sie selbst zu erkennen, welche Gewalt sie für berichtenswert und im öffentlichen Interesse betrachet und welche nicht, in welchen Fällen schwebende Ermittlungen ein Hindernis sind, während in anderen Fällen auch ohne ermittelten Hintergrund Meldungen rausgegeben werden.

Dieses Ungleichgewicht hat System, was dieser äußerst lesenswerte Hintergrundbericht von correctiv.org am Beispiel der Stadt Wien aufzeigt: Welche Vorfälle Polizeidienststellen auswählen, worüber sie fast gar nicht berichten, und wie das mit Hilfe der Medien, die meist 1:1 übernehmen, was gemeldet wird, die öffentliche Wahrnehmung von Sicherheit und Gewaltbedrohung formt. Zitat eines Kriminalsoziologen:

„Die Polizei hat es gern, wenn die Gesellschaft ordentlich und sauber ist. Nach dem Muster: Wir sind die Normtreuen, und dann gibt es am Rand der Gesellschaft die Bösen, die Handtaschen rauben oder mit Drogen dealen.“ Gewalt aus der Mitte der Gesellschaft, Rassismus oder Vergewaltigungen zum Beispiel, passe nicht in dieses Bild.

Besondere Probleme scheint die Polizei immer zu haben, Straftaten von rechts als solche zu erkennen und zu behandeln. Nicht nur die gefärbte Auswahl der Polizeiberichte, sondern sogar Verfahrensweisen von Polizei und Justiz sorgen oft dafür, dass sie gar nicht erst auftauchen. Also vom oben genannten Fall, wo erst ein Staatsanwalt einer Veröffentlichung zustimmen müsste (warum zum Teufel?), bis hin zu den Mordopfern des NSU, die auch jetzt, Jahre später und nach abgeschlossenem Prozess nicht als Opfer rechten Terrors auftauchen, weil – festhalten! – der Eingangsverdacht ein anderer war. So lässt die gleiche Blindheit für rechte Gewalt, die das jahrelange NSU-Morden überhaupt mit ermöglicht hat, auch heute noch die Opfer verschwinden.

Man muss sich immer bewusst sein, dass die Polizei eine Menge Hebel – vom Eingangsverdacht über Ermittlungswillen, Auswahl der berichtenswerten Meldungen, dem darin vermittelten Bild von Polizist*innen und anderen beteiligten Personen bis hin zur Statistik – in unserer medialen Wahrnehmung von Kriminalität in der Hand hält. Und bei allem Respekt für polizeiliche Arbeit agiert sie mit eigenem politischen Interesse und hat nach wie vor Probleme auf dem rechten Auge. Ich lese Polizeiberichte und darauf basierende Nachrichten (nicht zu vergessen auch Polizeitweets) deswegen schon seit Jahren nur mit Vorsicht.

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Zurückgekehrt auf Instagram. Um den Jahreswechsel hatte ich die Nase voll; man öffnete die App, sah ein Foto, wollte es womöglich kommentieren, in dem Moment aktualisierte sich die Timeline und man fand das Foto nie wieder. An Silvester wurden mir Fotos von Heiligabend-Bescherungen angezeigt. Zuweilen war jedes dritte Posting der Timeline Werbung, teilweise mit unaufgefordert loslaufenden Videos mit Ton.

Mit der Werbung ist es in der Zwischenzeit nicht besser geworden und chronologische Timelines sind auch nicht zurückgekehrt. Aber zumindest scheint der Algorithmus nur noch die letzten zwei Tage durcheinanderzuwürfeln und zeigt einem auch an, wenn man alles davon gesehen hat. Das Mitlesen hatte ich ohnehin nie ganz aufgehört, einfach weil mich eure Fotos und was ihr so den Tag über macht natürlich weiter interessiert haben (zumal bei denen, die nicht auch auf Twitter sind). Im Urlaub gab es außerdem das eine oder andere Foto, was ich gerne auf Instagram geteilt hätte. Nun, das hole ich jetzt ein wenig nach.

Dieser Anblick auf meiner Morgenrunde gab den letzten Anstoß:

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Auf Instagram fiel jemandem, der offenbar auf den Färöern Skuas beringt, eines meiner Skua-Fotos auf (alleine für soetwas ist Instragram cool) und er fragte, ob man den Ringcode auf dem Foto entziffern könne. Es stellte sich heraus, dass sie nicht zu „seinen“ Vögeln gehörte, aber ich habe ein wenig gegoogelt und eine Seite gefunden, auf der man Sichtungen farblich beringter Vögel melden kann, beziehungsweise die Kontaktperson des jeweiligen Beringungsprojekts finden. So habe ich diese Skua gemeldet und noch eine zweite mit Ring, deren Code man lesen konnte. Mal sehen, ob ich Feedback bekomme, wann und wo diese Vögel beringt wurden. Spannend.

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Überhaupt wächst in mir der Wunsch, irgendwann einmal für ein paar Tage mitzuhelfen, wilde Vögel zu beringen. Das stelle ich mir anstrengend, aber auch sehr glücklich machend vor.

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Auf der Arbeit läuft gerade alles auf einen wichtigen Meilenstein im Oktober zu, für den ich weitgehend mitverantwortlich bin, und wofür jetzt täglich aufgeregte Statusmeetings stattfinden und dutzende Mails mit Fragen, Aufgaben und Dokumentenreviews in meiner Inbox aufschlagen. Die Informationsflut fordert erste Opfer; was ich nicht sofort aufschreibe, ist im nächsten Moment weg, und ich bin nachts lange wach – (noch) nicht aus Angst, nicht mehr nachzukommen, aber weil mein Hirn nicht zur Ruhe kommt. Ich hoffe, ich halte das bis Ende Oktober, wenn der erste Gipfel bewältigt sein wird, einigermaßen durch. Außerdem habe ich in der ersten Novemberwoche vorsichtshalber schon zwei Urlaubstage für ein verlängertes Wochenende am Chiemsee genommen. So.

04.04. – Futterspender, Duisburg, Bewerbungen und Twitter

Gänzlich unspektakulären Unterderwochegeburtstag verbracht. Dafür zwei Tage später sehr lecker mit der Möwe afghanisch essen gewesen.

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Die Futterspender wurden nicht nur von Kohl- und Blaumeisen, sondern auch Rotkehlchen und Sperlingen gut angenommen. Ja, und diesem zeitweise ebenfalls flugfähigen Kollegen hier, der sich die Sonnenblumenkerne mit seiner Zunge gleich löffelweise reinpfiff. Aber warum nicht. Lieber Eichhörnchen als Marder.

@drhuch auf Twitter hat auch einen Thread zum Thema.

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Wegen des Gesundheitstrainings vor einem Jahr gab es einen Seminartermin in Günzburg nachzuholen. Tja, hätte ich nur damals schon mal einen Blick in den Vogelführer geworfen: Die Landschaft entlang der Donau verfügt mit ihren Feuchtwiesen und Kiesseen über einen außerordentlichen Artenreichtum. Da es mit minus sechs Grad am nächsten Morgen nicht besonders verlockend war, eine sportliche Morgenrunde zu drehen, fuhr ich stattdessen zum Sonnenaufgang an die nahe gelegenen Seen, wo ich mehrere Entenarten zum ersten mal sehen konnte (Pfeifente, Knäkente, Krickente, Löffelente), mich der melancholische Pfiff des großen Brachvogels nach Island zurückversetzte und ich auch zum allerersten mal einen Fuchs in freier Wildbahn sah, wie er rastlos am Ufer entlang lief. Rechtzeitig zum Seminar zurück hatte ich dann schon zwei Stunden Sonne und Spaziergang in der kalten Luft hinter mir. Wunderbar.

Den zweiten Nachmittag verbrachten wir wie immer in Ulm an der Universitätsklinik oder Bundeswehrkrankenhaus, diesmal mit einem Laborpraktikum, bei dem wir Bakterienkulturen untersuchen durften. Sehr spannend, aber mit seinen Anforderungen an totale Sorgfalt auch definitiv keine Arbeit für mich. Zumal auch dort gerade wieder ein Arbeitsfeld wegdigitalisiert wird; die Aufgabe des pipettierenden, mikroskopierenden Menschen wird in der Routine nun auch schon durch Maschinen mit eingebauter automatischer Bilderkennung ersetzt.

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Einen Besuch bei der Möwenfamilie in Duisburg dazu genutzt, einen ganzen Samstagmorgen die Walsumer Rheinauen entlang zu laufen und zum ersten Mal mein zum Geburtstag von der Möwe bekommenes Spektiv (ein Wahnsinnsgeschenk!) auszuprobieren. Aus „ach ja, da hinten in dreihundert Metern scheinen noch ein paar Gänse oder so zu sein“ wird damit „Wow, zwei Brandgänse, sechs Krickenten und eine Kanadag… nein, Weißwangengans, die hat ein anderes Farbmuster am Kopf“. Ein Traum. Leider muss ich mit damit in Zukunft wohl entscheiden: Entweder Kamera oder Spektiv, beides auf einmal mitnehmen ist zu sperrig und schwer. An die Digiskopie als „Kompromiss“ werde ich mich vielleicht irgendwann noch herantasten, aber erst einmal geht es darum, die neue Ausrüstung überhaupt sinnvoll nutzen zu lernen. Die Optik ist jedenfalls fantastisch, dadurch habe ich schon wieder mehrere Arten erstmals überhaupt wahrgenommen (Weißwangengans, Blässgans, und die wunderhübsche Brandgans). Und die Rheinauen an sich sind auch wunderbar; es gab dort praktisch alles, sogar Austernfischer mit ihrem Trillersound! Und wenn man in der Abenddämmerung kommt, hat man sogar Chancen auf Waldkäuze, wie mir ein älterer Herr mit leuchtenden Augen versicherte.

Am Nachmittag auch noch mal spazieren gegangen, diesmal bis zum Landschaftspark, wo sehr viele frühlingshungrige Familien auf den alten Hochöfen herumkletterten und ich mir eine Portion Pommes Spezial gönnte (Soße, Majo, frische Zwiebeln). Außerdem zum ersten mal Teichhühner aus der Nähe gesehen, wie sie im Schilf der alten Emscher stöberten.

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Tja, die Bewerbungen. Eine lief glaube ich recht erfolgreich mit mehrstündigem „Casting“, d.h. Gesprächen in wechselnder Besetzung mit Teamleiter(n) und zukünftigen TeamkollegInnen (die ich alle kannte, weil in meinem Geschäftsbereich). Doch nach einmal drüber schlafen war mir klar, dass das nichts werden konnte. Wenn man nur Spaß an einer Stelle hätte, wenn noch alle möglichen Aufgaben hinzu kämen, aber nicht daran, wie sie tatsächlich heute dimensioniert ist, hat es wohl keinen Sinn.

Die andere Stelle war da um Vieles spannender, und das Gespräch mit dem Teamleiter und den dazugehörigen Kollegen (von denen ich nur einen kannte; die Stelle wäre in einem anderen Geschäftsbereich, wo ich bis vor 10 Jahren gearbeitet hätte) lief ebenfalls gut. Leider wurde mir 10 Tage später mitgeteilt, es habe noch andere, geeignetere Kandidaten gegeben. Ich habe die Vermutung, dass da jemand Übergeordnetes, den ich von früher kenne, einen Vorbehalt gegen mich eingebracht hat. Aber es kann auch etwas anderes sein. Auf jeden Fall stehe ich erst einmal wieder bei Null, und ich kann nur sehr hoffen, dass sich bald wieder etwas Neues ergibt, denn meine Motivation auf der heutigen Aufgabe ist weitgehend verbraucht.

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Zu früh gefreut, die diesjährige Infektionssaison überstanden zu haben. Auf den letzten Metern hat es mich doch noch erwischt: Vergangene Woche erst mehrere Tage mit Fieber, jetzt huste ich mir die Seele aus dem Leib. Die Krankschreibung bis Ende dieser Woche war jedenfalls höchst notwendig, und ich hoffe sehr, bald wieder auf den Beinen zu sein, während draußen der Frühling lockt und ich eine milde Morgenrunde nach der anderen verpasse samt Unterhaltungen mit den Kiebitzen.

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Zehn Jahre auf Twitter. Ein bisschen Sehnsucht nach den Zeiten, in denen die Timeline noch nicht zur Hälfte aus Retweets über den empörenden Zustand der Welt bestand.

https://twitter.com/giardino/status/778608550

https://twitter.com/giardino/status/778634876

https://twitter.com/giardino/status/778647520

https://twitter.com/giardino/status/778653270

 

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Noch ein paar lesenswerte Links:

Eine Journalistin über Trauerbewältigung, nachdem ihr Freund mit 32 Jahren verstorben war.

Ein Fotograf, der nächtliche Langzeitaufnahmen von Gebirgslandschaften macht, ausgeleuchtet mit Hilfe von Drohnen. Was für eine fantastische Idee.

Ein langer Artikel über die Krise der modernen Maskulinität stellt Fantasien von männlicher Dominanz und Führerschaft in einen geschichtlichen Kontext.

13.02. – Heimat, Freundin, Licht

Die Futterspender an der Terrasse werden endlich zaghaft angenommen. Blaumeisen picken an den Erdnüssen, Kohlmeisen schnappen sich die Sonnenblumenkerne. Manchmal lässt sich ein Rotkehlchen blicken. Die Krawallspatzengang hat die Spender noch nicht entdeckt, aber das ist okay, sie würden doch nur in Teamarbeit alles binnen Stunden leeren und die schüchternen Meisen vertreiben.

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Ich hatte auf Twitter kurz etwas auf dem Thema herumgedacht, als bekannt wurde, dass das neue Bundesinnenministerium „um den Bereich ‚Heimat‘ aufgewertet“ werden sollte. Auch wenn ich ihm im Ton nicht zustimme, einige meiner Ansichten dazu habe ich im Artikel in der Zeit wiedergefunden. Ein wenig hin- und hergerissen bin ich allerdings schon, inwieweit man den Begriff den Rechtspopulisten überlassen sollte – weil er einen gedanklichen Rahmen vorgibt, innerhalb dessen vermutlich wenig Konstruktives entstehen kann – oder vielleicht doch mit einem Gegenentwurf füllen sollte, der Vielfalt und friedliches Miteinander verschiedenster Menschen und Herkünfte beinhaltet. Und im Kontrast dazu: Warum so manchen diese Diskussion um den Heimatbegriff eher nervt, hat Donnerbella gut geradegerückt (Thread).

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Der Jüngste, im Herbst 18 Jahre geworden, hat am Samstag erstmals seine Freundin mitgebracht. Ruhig, zurückhaltend, aber selbstbewusst und weiß, was sie will. Und herzlich. Und sehr jung, noch keine 17. Seit anderthalb Jahren sind sie jetzt schon zusammen (ich erfuhr davon durch ein geändertes Profilbild auf Whatsapp – modern times), und es war zu spüren, dass die beiden sich gut tun. Ein wenig erklärt sich mir jetzt, woher er die Kraft nimmt, so verantwortungsvoll und ausgleichend zuhause mit seiner Mutter, meinem Großen und dem kleinen Brüderchen (nicht mein Sohn) umzugehen und bei allem trotzdem sein Ding zu machen. Jetzt setzt er gerade sehr viel Ehrgeiz in die demnächst beginnenden Abiturprüfungen. Ich bin ganz schön stolz (und besorgt, dass er sich zuviel auflädt).

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Seit einigen Tagen huht wieder ein (das gleiche?) Waldohreulenmännchen in unmittelbarer Nähe des Hauses, Juchu! Bald beginnt wohl die Balz- und Nistzeit. Ob es wieder so bezaubernden Nachwuchs geben wird?

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Dazu werde ich irgendwann mal einen eigenen Blogeintrag schreiben. Weil ich das Gleiche denke, auf diese Weise so viel lerne und den Sinn dahinter für völlig offensichtlich halte, was aber offenbar alles andere als der Fall ist:

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Mitten am Tag erst Sonne, dann stockduster, Schneetreiben und kaum Sicht, dann wieder ungetrübter, blauer Himmel, im Halbstundentakt. Schön.

Büroaussichten

Die Abende später dunkel, auch die Morgenrunden werden wieder heller. Man muss wegen der Glätte etwas aufpassen, aber wenn kein Wind weht, läuft es sich auch bei Minusgraden schön über die bereiften oder leicht beschneiten Felder.

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In inzwischen schöner Tradition hat die Möwe Bullebäuskes gebacken. Kann man auch ohne anderweitigen Karneval / Fasching drumherum genießen. Ein Traum.

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Morgenhase bei Minusgraden und aufgehender Sonne

31.01. – Akzeptanz gegen Dankbarkeit

Im Guardian schreibt eine Amerikanerin, die als Kind aus dem Iran geflohen war, in einem langen Text eindrücklich über das, was in deutschen Debatten wohl meist mit Integration gemeint ist: Die Erwartung lebenslanger Dankbarkeit, im Aufnahmeland existieren zu dürfen, Herabstufungen klaglos zu ertragen und seine vorherige Identität abzulegen.

But there were unspoken conditions to our acceptance, and that was the secret we were meant to glean on our own: we had to be grateful. The hate wasn’t about being darker, or from elsewhere. It was about being those things and daring to be unaware of it. As refugees, we owed them our previous identity. We had to lay it at their door like an offering, and gleefully deny it to earn our place in this new country. […]

Month after month, my mother was asked to give her testimony in churches and women’s groups, at schools and even at dinners. […] The problem, of course, was that they wanted our salvation story as a talisman, no more. No one ever asked what our house in Iran looked like, what fruits we grew in our yard, what books we read, what music we loved and what it felt like now not to understand any of the songs on the radio. No one asked if we missed our cousins or grandparents or best friends. No one asked what we did in summers or if we had any photos of the Caspian Sea. “Men treat women horribly there, don’t they?” the women would ask. Somehow it didn’t feel OK to tell them about my funny dad with his pockets full of sour cherries, or my grandpa who removed his false teeth when he told ghost stories.

Such memories, of course, would imply the unthinkable: that Iran was as beautiful, as fun, as energising and romantic, as Oklahoma or Montana or New York.

(Dina Nayeri, „The ungrateful refugee”)