Archiv der Kategorie: Sport

Tag 12: Wandern (again)

Kein Frühsport wegen Labortermin. Einerseits sehr schön. Andererseits saß ich noch völlig unausgeschlafen am Frühstückstisch. Morgens vorm Aufwachen raus und sich bewegen hat seine Vorteile.

Ein Vortrag über Füße, Fußstellungen und passende Schuhe. Den hätte ich vorm Einkaufen gebrauchen können. Wir bekommen sogar noch eine Ganganalyse, danach weiß ich dann definitiv, welche Laufschuhe für mich richtig sind.

Ergometertraining, diesmal mit zwischenzeitlicher Blutdruckkontrolle. War ok. Leider mein Handy nicht dabeigehabt, um 42 kurbelnde Männerbeine auf 21 Ergometern auf Video zu bannen.

Nach dem Mittagessen fuhren wir mit zwei von den drei Gruppen zum Feldberg, wo ich erst gestern alleine herumgewandert war. Allerdings ging es diesmal nicht hinab zum Feldsee, sondern im Gegenteil hinauf auf die beiden Kuppen Seebuck und Feldberg selbst, in schönstem Sonnenschein. Ich wiederhole mich, aber: Was für ein Wetter, was für eine Luft und Landschaft. Diesmal habe ich freiwillig die Walking-Stöcke mitgenommen und es war okay, so lange wir weder auf Asphalt noch auf dickem, halbgeschmolzenem Schnee liefen. Anschließend ging es in eine Hüttenwirtschaft deutlich weiter unten am Hang, wo wir etwas tranken und manche auch ein Stückchen Kuchen aßen. Ich war zufrieden mit einem alkoholfreien Bier. Das ist überhaupt merkwürdig, wie mein Essverlangen trotz (oder wegen?) der vielen Bewegung insgesamt weniger geworden ist. Kurios finde ich, dass ich Muskeln zulege, mein Gewicht dabei leicht nach unten geht, aber mein Bauchumfang gleich bleibt. Weiß der Geier. Ist aber angesichts meiner Hauptziele (fit sein in Ausdauer und Kraft) auch nicht so wichtig. Zum Schluss mussten wir noch mal 3 km zurück zum Parkplatz, diesmal hauptsächlich auf Asphalt und Restschnee.

Nach dem Abendessen eine Rückenmassage bei einer im Haus angestellten Masseurin genommen. Das tat gut, und zusammen mit meinem von der vielen Sonne noch innerlich glühendem Gesicht bin ich rundum warm und wieder wunderbar bettschwer. Gute Nacht.

Tag 11: Wandern

Nach dem Frühstück zwei Brötchen mehr geschmiert, zum Mitnehmen in den Rucksack gepackt, und in der Morgensonne eine Stunde ins Tal nach gewandert, um wieder die Messe im Dom zu besuchen. Diesmal wurde eine ehemals christlich-orthodoxe junge Familie aus Syrien in die Gemeinde aufgenommen, das heißt, sie ist konvertiert. Dazu reichte ein mündliches Bekenntnis zum Katholizismus (andere Sakramente wie die Taufe sind ja bereits anerkannt). Habe ich auch zum ersten Mal miterlebt.

Nach der Messe mit Bus – Bummelbahn – Bus (hervorragend stündlich getaktet, auch am Sonntag) am Schluchsee vorbei zum Feldberg. Die Restpisten nur noch spärlich von ein paar Eltern mit ihren Kindern befahren, und auch sonst nur ruhiger Saisonende-Betrieb. Steil durch den Wald hinab gelaufen, teils durch breite Schmelzwasserbäche, teils auf 30-40 cm dicken, angeeisten Schneeflächen eiernd hinunter zum Feldsee, der noch zum größten Teil mit Eis bedeckt ist. In der Sonne sitzen ein paar Pärchen, ansonsten kaum jemand unterwegs. Nach einer Pause auf einem anderen, längeren Weg wieder hinauf. Nichts zu hören außer Vögeln und dem Rauschen, Plätschern und Tropfen des Schmelzwassers überall.

Mit dem Bus zurück zur Bahnstation, dort wegen reichlich Zeit draußen in einem Café gesessen, Cappuccino und ein köstliches Stück hausgemachter Schwarzwälder Kirschtorte genossen. Am Modelleisenbahn-Bahnhof (die ganze Gegend sieht aus wie die Modelleisenbahnlandschaft schlechthin) auf dem Bahnsteig Richtung Freiburg stehen Snowboard-Jungs, Wandererpärchen mittleren und älteren Jahrgangs, Familien mit sonnenmüden Kindern. In der Gegenrichtung steige nur ich zu. Zurück nach Seebrugg, dann mit dem Bus bis ins Tal unterhalb unseres Orts, von dort aus zu Fuß nochmal die letzten zwei Kilometer den Berg hoch.

Einen ganzen Tag unterwegs, ganz für mich, voller Sonne und Luft, trotz schmerzender Waden insgesamt 13 Kilometer und mehrere hundert Höhenmeter überwunden, so viel wie seit Ewigkeiten nicht mehr gelaufen, sitze ich jetzt hier, ein bisschen glücklich, mit angenehm schwerem Körper und Farbe im Gesicht, während draußen langsam die Sonne untergeht.

Tag 10: Halbzeit

Beim Frühsport noch windig und neblig kalt, kam heute früh die Sonne durch und bescherte blauen Himmel. Nach dem Frühstück gingen wir zwei Stunden wandern, wie immer durch Tempo und Höhenmeter kein Spaziergang, aber das Wetter, die Landschaft und die frische Luft waren wunderbar.

Irgendwas in den letzten Tagen hat mir heute einen heftigen Muskelkater in den unteren Waden beschert. Was ich dabei unglaublich finde, ist wie schnell meine Waden zugenommen haben. Nach der zwangsweisen Ruhepause durch den Beinbruch vor ein paar Jahren waren sie irgendwie zu dünn, unproportional zu meiner Figur und Gewicht. Jetzt sehen sie wieder aus, als wenn sie zu mir gehören und etwas leisten könnten. Meine T-Shirt-Ärmel sind auch schon etwas enger geworden. Das gefällt mir.

Den Rest des Tages trotz herrlichen Wetters mit Genuss drinnen geblieben, Musik gehört, ein Nickerchen gemacht, gelesen. Damit ist die halbe Zeit rum, und ich bin froh, hier zu sein. (Auch wenn mir die Möwe langsam fehlt.)

Tag 9: Spaß

Als Frühsport Nordic Walking im Dorf, mit Gymnastik. Nach dem Frühstück nochmal ein Vortrag vom Sportarzt über Ausdauertraining, verschiedene Energiestoffwechsel im Körper und welche man bei welcher Belastung des Kreislaufs hauptsächlich trainiert. Sehr interessant, ich hatte bislang keine Ahnung.

Anschließend die gefürchtete Einheit Wirbelsäulengymnastik beim triezenden Sportlehrer. (Was man wirklich sagen kann, denn die Spitzengruppe von uns Teilnehmern wird hauptsächlich von ihm betreut, und er scheint die Leute wirklich gerne heftig zu, äh, fordern.) Doch halb so schlimm. Einerseits war die Stunde tatsächlich etwas weniger pulstreibend als beim letzten Mal, stattdessen mehr auf Kraft, und andererseits habe ich beim Mitmachen einen Gang runtergeschaltet. So ging’s, und die Übungen waren immer noch anstrengend genug. Wirklich toll ist, dass sie hier in jeder Stunde andere Mittel einsetzen: Mal Sitzball, mal Tennisbälle, mal Kegel, und heute eben Thera-Band (meh) und TwistFit (yeah) – letzteres habe ich in einem Anfall von Begeisterung und mir-gut-für-zuhause-vorstellen-Können gleich auch gekauft, mit Rabatt durch die hiesigen Lehrer. Insgesamt muss ich sagen: Immer wieder erstaunlich, wie entspannt man Dinge manchmal angehen kann, nachdem man einen vorherigen Ärger für sich sortiert hat und beschließt, einfach so zu machen, wie es für einen selbst passt. Und der Lehrer ist auch in Ordnung und kann nichts für die Hühnchen, die ich vor Jahrzehnten mal mit seiner Zunft zu rupfen hatte.

Nachmittags eine Stunde Yoga. Kannte ich bislang noch nicht. Wir haben ein paar aktivierende und hauptsächlich entspannende Übungen gemacht. Insgesamt tat mir vor allem die Einbindung und bewusste Wahrnehmung des Atems gut. Ansonsten habe ich noch keinen besonderen Effekt bezüglich Entspannung, Gelassenheit, Körpergefühl wahrgenommen, aber zumindest könnte es etwas sein, was ich öfter machen wollen würde.

Am späteren Nachmittag nochmal eine ganze Einheit Nordic Walking in der inzwischen so halb durch den Nebel gedrungenen Sonne, wobei wir diesmal gegen Ende hin in einer Art Hüttenwirtschaft eingekehrt sind, wo ich mit Genuss meinen ersten Cappuccino seit einer Woche getrunken und mich gut mit den Kollegen unterhalten habe.

Das Abendessen war wie immer sehr liebevoll angerichtet – ich hab das mal beispielhaft für das fotografiert, was wir hier täglich zu essen bekommen. Für jemanden, dem leckeres Essen viel fürs Wohlbefinden bedeutet, ist das ein guter Ort. Gerade auch für die Teilnehmer, die hier Reduktions- oder kohlenhydratarme Kost wählen, finde ich umso wichtiger, dass das Essen ein Highlight ist. Falls sich übrigens jemand fragt, wie es bei Männern zwischen 45 und 60 um die Körperzufriedenheit steht: In unserer Vorstellungsrunde gaben mehr als Dreiviertel der Leute an, hier abnehmen zu wollen. Und von denen hat bestimmt ein Drittel nicht einmal ein Bäuchlein. Ich selbst hätte übrigens als nachrangiges Ziel auch nichts dagegen, 5 Kilo oder so weniger am Bauch zu haben, aber hauptsächlich, um beim Singen mehr Platz für die Luft zu haben.

Am Abend habe ich noch an einer Spezial-Session teilgenommen, die nicht zum Standardprogramm gehörte: Bogenschießen. Auch wenn ich diesmal ohne Zielvorrichtung an den Bögen ziemlich erfolglos war, war es doch wieder spannend und etwas, das ich gerne mal regelmäßig machen würde. Diese Ruhe, Konzentration, Atmung, Spannung, Entspannung – das ist einfach eine wunderbare Form, den Kopf freizukriegen.