Archiv der Kategorie: Reisen

Lebenszeichen

Die unproduktive und letztlich nicht erklärbare Hektik in der Firma, jedes Jahr von Mitte September bis Weihnachten. Schon wieder so gut wie nichts von meiner Lieblingsjahreszeit mitbekommen. Und am Ende auch noch ein zum Teil selbst mitverursachter Misserfolg. Lehrgeld.

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Spannende Dienstreisen. Am gewaltigen Jangtse gestanden und das 360°-Hochhauspanorama von Wuhan bestaunt, aber auch bei 27 Grad Celsius Außentemperatur durch eine weihnachtlich geschmückte Mall in Houston gelaufen, vorbei an Schlittschuh fahrenden Kindern. Dabei erste Male ganz alleine getan: 1. Taxi in China fahren, ohne auch nur ein Wort der Sprache zu beherrschen. 2. Mit dem Mietwagen in den USA.

Mit am Eindrücklichsten wie oft die Kundenbesuche; das Provinzkrankenhaus in China mit dem landestypischen und für hiesige Verhältnisse… gewöhnungsbedürftigen Verhältnis zu Patientenpflege und Strahlenschutz. Plus anschließendem Mittagessen, bei dem der Abteilungsleiter des Krankenhauses versuchte, alle Beteiligten mit Reisschnaps betrunken zu machen (inklusive Toasts auf Frau Merkel und die deutsch-chinesische Freundschaft). Oder eine Frühschicht ab 3 Uhr morgens in einem hochmodernen US-Krankenhaus durch lauter große Intensivstationen zu begleiten. Krankenhäuser mit Lobbies wie Luxushotels, samt Springbrunnen und Live-Geklimper am Piano.

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Ein Wochenende in Rostock verbracht, anlässlich eines Geburtstags. Eine schöne Stadt.

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Seit Ewigkeiten nicht mehr gebloggt, seit Monaten herumliegende Mails, die auf Antwort warten. Nichts zu sagen gehabt, zu wenig Konzentration, zu wenig Energie zu schreiben. Selbst auf der Speicherkarte der großen Kamera waren nur eine Handvoll Fotos des letzten halben Jahres, alle aus dem Haus heraus aufgenommen: Mondfinsternis, Fasane, ein Regenbogen. Die letzten Wochen dann zunehmend genervt. Das erste bisschen Advents- oder Weihnachtsstimmung irgendwann am Heiligabend verspürt. Beim gemeinsamen Nudelteigmachen noch unnötig mit der Möwe gestritten. Danach wurde es besser.

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Ballett am 1. Feiertag abends („Latent“ von Goyo Montero am Staatstheater Nürnberg, düster und wie immer großartig – Eindrücke siehe hier), ein ruhiger, schöner 2. Tag mit meinem „Kleinen“. (Der Große mochte nicht kommen, was sehr schade ist. Aber wir sprechen seit einer Weile wieder miteinander). Gemütliche und entspannte Tage bei unseren Familien in Duisburg.

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Was bin ich schon an Klippen herumgeklettert oder habe auf Ausflugsbooten versucht, entfernt sitzende oder fliegende Kormorane einigermaßen unverwackelt aufs Bild zu bekommen. Und dann geht man am Duisburger Innenhafen spazieren, wo sie im Dutzend in unmittelbarer Nähe auf Pfeilern posieren.

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Über den Jahreswechsel wieder im Kloster gewesen. Mit Spaziergängen in der Sonne ebenso wie im Eifeler Nieselnebel, mit Lesen, gemeinsamen Meditationen, schönen Gesprächen mit den anderen und einem Gottesdienst am Silvesterabend, der hinüber ins neue Jahr reichte und die so oft nur frustrierenden Silvesterfeiern mit TV, Countdown und Geböller vergessen machte.

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Mehr denn je dankbar für all das Gute und Positive in meinem Leben, für die Möwe, für unsere Familien und Freunde, für einen erfüllenden Beruf und finanzielle Sorglosigkeit. Manches werde ich im Laufe der nächsten Zeit vielleicht ändern; vor allem was den Tagesablauf und die Nutzung von sozialen Medien angeht spüre ich, dass ich etwas ändern muss. Nicht, weil ein „Jahresanfang“ mit seinem künstlichen Bruch irgendwelche Vorsätze erfordern würde, sondern weil im Innern gerade seit längerem endlich etwas Ruhe zurückkehrt und Gespür für das, was gut tut.

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Zur Rückkehr der erste Schnee des Winters im Garten.

Fürth

Vor drei Jahren sind wir ja von Erlangen nach Fürth gezogen, zunächst einmal wegen der wunderbaren Stadtrandlage, der Nähe zu unseren beiden Arbeitsstellen und nicht zu vergessen des Preises, der für so ein Häuschen in Erlangen sicher anderthalb mal so hoch gewesen wäre. In Folge lernten wir dann auch die eigentliche Stadt kennen, die seit jeher im Schatten (und Spott) der 4-5 mal so großen Nachbarstadt Nürnberg steht, aber vielleicht gerade deswegen einen anderen Charakter entwickelt hat, bodenständiger und, wie ich finde, freundlicher. Hier leben die unterschiedlichsten Leute friedlich und meist wohlwollend miteinander, und wenn sich z. B. die Michaelis-Kirchweih mit ihren Buden und Fahrgeschäften mitten durch das Stadtzentrum ausbreitet, so trifft man dort auch noch abends gleichermaßen Teenies, Familien und alte Leute, anders als bei den großen Volksfesten in den Nachbarstädten.

Wie auch in diesem wunderbar ruhigen Portrait der Innenstadt und ihrer Bewohner, Werkstätten und Kneipen gesagt wird: Zunächst einmal sind die Leute hier eher beobachtend und zurückhaltend, aber dahinter herzlich und tolerant. Und die Stadt selbst mit ihren schönen historischen Gebäuden, ihren breiten grünen Flusswiesen um die Altstadt herum und ihren ländlichen äußeren Ortsteilen ist einfach schön. (Dass sich hier außerdem die Flüsse Rednitz und Pegnitz auch buchstäblich zur Regnitz vermischen, finde ich als oller Sprachspieler großartig.)

Ich bin froh hier zu wohnen. Und der Film vermittelt etwas davon, warum:

(die 30 Sekunden Intro einfach überspringen, die gehören zur Sendereihe und haben nichts mit Fürth zu tun)

Sufjan Stevens: The BQE

Alles, was man zu diesem Werk sagen kann und warum man unbedingt den Film zur Musik schauen sollte, hatte ich schon vor ein paar Jahren geschrieben – jetzt sehe ich, dass Sufjan Stevens‘ Label ihn ins Netz gestellt hat. Vollbild, HD an, angucken:

https://vimeo.com/100146540

Sufjan Stevens, The BQE from Asthmatic Kitty on Vimeo.

Lissabon

Als wir den Trip nach Lissabon buchten, fast fünf Jahre nach unseren Flittertagen dort, war natürlich noch nicht abzusehen, wie glücklich der Termin werden würde angesichts von Sturm und Wintereinbruch in Deutschland. Der Hinflug am Dienstag war dann auch schon ganz schön holprig. Aber dann: 24-27 Grad, drei von vier Tagen wolkenloser Himmel, ganz sanfter Wind und dieses seelenwärmende Licht.

Dieses Mal waren wir oben auf der Burg, im Ozeanium beim Expo-Gelände (Eintrag folgt), haben in der Baixa Schuhe geshoppt, sind nach Cacilhas auf der anderen Seite des Tejo übergesetzt und rauf zum Cristo Rei gelaufen (das ist die Jesusstatue wie in Rio de Janeiro, nur in kleiner), haben leckeren Fisch, Meeresfrüchte und Salate gegessen, sind mit der 28er Tram um den Burgberg gerattert und ansonsten wieder eine Menge durch die Altstadt gelaufen, was angesichts unserer AirBnB-Unterkunft in einer kleinen ruhigen Gasse in Mouraria, nur fünf Fußminuten oberhalb der großen Plätze, kein Problem war.

(mehr Fotos nach dem Weiter-Link)

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