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Bodo Wartke

Wie das meiste, was ich in den letzten Jahren an guten und tollen Leuten, Musik, Filmen usw. kennengelernt habe, kannte ich Bodo Wartke bis vorgestern auch nur aus dem Internet – in diesem Falle von Youtube; die Möwe hatte den Pianisten mit seinen hinreißend komischen Liedern und Balladen irgendwann zufällig dort entdeckt.

Am Sonntag spielte er in der Stadthalle Fürth, und wir hatten schon seit Februar Karten, um ihn auch mal live und am Stück zu erleben. Und wurden nicht enttäuscht. Das eine oder andere Lied seines aktuellen Klavierkabarettprogramms „Klaviersdelikte“ kannten wir natürlich schon, aber sehr viele eben noch nicht, ganz zu schweigen von Texteinlagen und Erzählrahmen.

Da gab es Lieder über deutsche Nachkriegsarchitektur, das Leben in einer WG (Die WG des Herrn ist unergründlich), das Defizit der deutschen Sprache, schön und unvulgär über Geschlechtsteile zu reden, inkompatible Frühlingsgefühle, ein benutzerdefiniertes Liebeslied (im Publikum fand sich kein Frauenname, für den er nicht schon eine Strophe getextet hatte – angeblich schon über 700 insgesamt, die er demnächst auf seine Webseite zum download stellen will), ein erotisches Lied mit vier nach Altersfreigabe gestaffelten Enden, oder eine Version des Papageno von Mozart, gesungen und mit Mundharmonika, in der auch verschiedene Vögel aus bekannten Vogel-Volksliedern gewaltsam zu Tode kommen. Ohne Bruchstelle schaffte er es sogar, nach all den Krachern ein paar ernste Balladen unterzubringen, darunter eine sehr bewegende über eine Schwester, die nur einen Monat alt wurde und die er selbst nie gesehen hatte.

Aber auch wenn mir sein Witz und seine Lieder nicht gefielen, ich würde immer noch sein Dichten bewundern: Mann, kann der Mann reimen! Und er beweist, dass das nur zum Teil mit sich reimenden Wörtern zu tun hat, aber dafür ganz viel mit Rhythmus. Was ich sagen will: Das war ein fantastisch guter Abend, das Publikum war begeistert, und nach über drei Stunden Auftritt (inkl. Pause) und drei Zugaben fuhren wir bestens gelaunt mit dem Rad nach Hause.

Hier noch ein Beispiel seiner Reimkunst; andere Sachen könnt ihr ja selbst ergoogeln oder auf seiner Webseite finden. Aber besser noch, ihr schaut ihn euch live an.

Déjà vu

Heute bekam ich eine Mail mit einem Link, unter dem man erstmals in den Stream des Soundtracks von Wish I Was Here reinhören konnte. Das war Teil der Rewards für meine Unterstützung der Kickstarter-Kampagne zum Film. Unter anderem gefiel mir ein Song von Bon Iver, etwas kitschig-melancholisch, ein wenig akustische Gitarre, also ungefähr das, was ich gerne mal mit einem Gute-Nacht-Tweet verlinke. Ich googelte danach und fand dieses Video, und dann spielt die Eingangsszene in einer kleinen Dachkammer, in der ich selbst schon stand. Ganz merkwürdiger Moment. Die Kammer gehört zu einem historischen Häuschen im Heimatmuseum von Skogar / Island. Und auch die dann folgenden, grandiosen Landschaften an der Südküste Islands kenne ich noch vom letzten Jahr, ausgenommen nur die Szene im Hochland am See. Was für ein schöner Zufall, wo wir in drei Tagen wieder dort sein werden.

Gute Nacht, liebes Netz.