Archiv der Kategorie: Landschaft

Mäusebussard im Regen

Ein Morgen im Aischgrund

An manchen Tagen gibt dieses Hobby etwas weniger als an anderen. Über mehr als eine Woche wurden an zwei, drei Orten in der Gegend konstant eine oder mehrere Sumpfohreulen gemeldet, zudem Raubwürger und Raufußbussard. Da sich meine Begegnung mit dieser Eule auf ein einziges Mal für ein paar Minuten auf Orkney beschränkten, die gehörigen Eindruck hinterlassen hatten, wollte ich diese Chance nicht verpassen. So stand ich frühmorgens mit dem Auto auf einem Feld im Aischgrund, draußen tiefdunkelgrauer Himmel und Regen, die Scheiben von innen nach und nach beschlagen, und hielt Ausschau. Das gleiche noch an zwei anderen Orten, doch jeweils ohne Erfolg; weder die Eulen – die als einzige hiesige Art tagaktiv sind – noch die beiden anderen Arten ließen sich blicken. Dafür konnte ich wenigstens einige Mäusebussarde, Turmfalken, Wiesenweihen und auch Störche und Feldlerchen beobachten. Ich hoffe trotzdem, beim nächsten Mal habe ich etwas mehr Glück (und auch ein bisschen mehr Licht). Davon, dass heute früh jemand wieder 2 Eulen an der gleichen Stelle beobachtet hat, will ich jedenfalls nichts wissen! [Heul-Emoji]

Fr. Novemberregen hatte mich auf Twitter gefragt, ob ich denn nicht den Wagen verlassen würde – das kommt darauf an. Will ich hauptsächlich wandern und mir ein ganzes Gebiet samt Vögeln erschließen, steige ich natürlich aus. Lege ich es wie gestern hauptsächlich auf Fotos an und ist das Gelände mit dem Wagen zugänglich, bleibe ich sitzen, denn auf die meisten Arten wirkt ein Auto nicht als Gefahr, im Gegensatz zu einem herumlaufenden Zweibeiner. So kann man oft aus unglaublich naher Distanz tolle Aufnahmen machen, wie z. B. bei Eisvogel und Wasseramsel, dem Blaukehlchen oder auch den Bienenfressern. Oder eben die Sumpfohreule aus dem oben verlinkten Blogeintrag.

Abends wurde der Himmel dann mit einem Mal gelbbraun und unheilvoll. Saharasand! Der in der Nacht herunterregnete und heute alles bedeckt.

Wintermorgen

Der Himmel ist grau in grau, es schneit, und in den ersten anderthalb Stunden scheint außer mir niemand unterwegs zu sein, so dass außer dem knark knork meiner Schritte im Schnee, dem beständigen Knistern in den Bäumen und hin und wieder einem Vogel nichts zu hören ist. Es tut sehr gut, draußen zu sein, die frische Luft zu atmen, Augen und Ohren offen zu halten, und nach langer Zeit richte ich die Kamera auch mal wieder bewusster auf anderes als nur Vögel. (Was natürlich keineswegs heißt, dass ich den Trupp Erlenzeisige links liegen lasse, der sich gerade am Wegrand durch die kleinen Zapfen ihres Namensbaums futtert.) Ich habe sogar Glück, die drei Przewalski-Pferde aus nächster Nähe zu Gesicht zu bekommen, die auf dem großen Freigelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes überwintern. Als ich zurückkomme, empfängt mich die Möwe mit selbstgebackenen Krapfen mit Himbeersahne. <3

Taizé

Es ist schon wieder vier Jahre her, dass wir in Taizé waren. Taizé ist gewissermaßen mein spirituelles Zuhause; in den 90ern zu Studienzeiten war ich in manchen Jahren sogar zwei Mal dort. Gedacht ist der Aufenthalt dort nach wie vor hauptsächlich für junge Leute zwischen 16 und 30, aber auch „Erwachsene“ sind grundsätzlich willkommen. Eine Woche mit augenöffnenden Bibelstunden, Gesangsunterricht, gemeinsamer Arbeit (wir waren wieder zum Geschirr spülen eingeteilt, was Spaß macht), und als Taktschlag die drei gemeinsamen Gebete am Tag mit den wunderbaren, stets mehrstimmigen Gesängen und der langen Zeit der Stille darin – ich kenne keinen Ort, an dem ich müheloser den ganzen Alltagskrampf hinter mir lassen kann, meiner Seele und Gott hinterherspüren, und darüber nachdenken, wo ich im Leben eigentlich gerade stehe.

Der kaputte Reifen gleich am ersten Abend hätte nicht sein müssen, und insgesamt war es Anfang Oktober auch im Burgund zwischendurch schon ziemlich kühl und nass, aber das hat nichts an dem geändert, dass die Woche dort wie jedes Mal eine ganz besondere Erholung und innere Ruhe mit sich brachte. Die Handyfotos als Impressionen können das nicht wirklich einfangen.

Anschließend verbrachten wir, quasi auf halber Strecke zurück, noch vier Nächte im Elsass, mit kleinen Wanderungen, viel Rumschlumpferei, und gutem Essen (etwas, wofür Taizé nicht so sehr berühmt ist). Die Möwe arbeitet heute Abend schon wieder, meine Arbeit geht dann am Montag wieder los, unter neuer Organisationsstruktur und neu zusammengewürfelten (aber bekannten) Chefs. Ich bin nicht gerade enthusiastisch, aber sehe dem Büro und der Zeit bis zum Jahresende schon wieder sehr viel gelassener entgegen.