Archiv der Kategorie: Landschaft

Die ersten Tage danach

Nach unserer Rückkehr aus dem Schwarzwald ging es am Donnerstag wieder mit der Arbeit los. Eine Dreiviertelstunde früher ins Bett, genauso früher aufgestanden, aufs Fahrrad und erst einmal eine Runde durchs Knoblauchsland gefahren. Die Luft war eiskalt, aber es gab ein schönes Morgenrot, und auf dem Weg sind mir so ziemlich alle tollen Wildtiere der Umgebung begegnet: Zwei männliche Fasane mit Meinungsverschiedenheit, Kiebitze, ein Turmfalke, Feldlerchen, ein Eichhörnchen, Hasen, zwei Rebhühner, die bis wenige Meter vor mir völlig unsichtbar am Ackerrand saßen, bevor sie aufstoben, ein Graureiher, der im Bach spazieren stakste, Enten und noch mehr. Ein ganzes Aufgebot extra für mich, um mich davon zu überzeugen, dass ich ab jetzt jeden Morgen eine solche Runde fahren oder laufen sollte. Und deutlich wacher und fitter war ich auch, als ich ins Büro fuhr.

Abends noch eine Pulsuhr gekauft, um in Zukunft genau zu wissen, in welchem Trainingsbereich ich mich bewege, und am Freitagmorgen losgewalkt (ohne Stöcke halt, nur schnell gehend) – hier bin ich allerdings durch die vergangenen Wochen schon so fit, dass ich auf der nun mal ebenen Strecke kaum an meinen Trainingspuls herankomme. Mal sehen, ob ich mir nicht doch noch Stöcke zulege. Das ist also jetzt mein Plan bzgl. Ausdauer: an den fünf Werktagen die Woche morgens früh 40 Minuten walken oder radeln, und am Wochenende am besten auch noch etwas tun.

So sind die Möwe und ich am Samstag mit dem Rad einmal quer durchs Knoblauchsland und haben den Nürnberger Flughafen umrundet, und heute waren wir in Burgbernheim zu Fuß unterwegs, das ist zwischen Bad Windsheim und Rothenburg ob der Tauber und hat schon ein paar Höhenmeter zu bieten. Anschließend wollten wir ursprünglich in die lohnenswerte Bad Windsheimer Therme, aber es war schon so spät und wir von der Sonne eigentlich auch noch so gewärmt, dass wir stattdessen zurück nach Hause gefahren sind.

Zu essen gab es am Samstag gebratenen grünen Spargel (bereits welchen aus Fürth), dazu Kartoffeln mit selbstgemachtem Bärlauchpesto und Bärlauch. Frühling! Grün-gelb ging es heute weiter. Nachdem eine Bekannte uns gestern aus Hanau einen Bund Kräuter für Grüne Soße mitgebracht hatte, gab es heute Mittag Kartoffeln und Eier mit Grüner Soße. Und heute Abend rechtzeitig zum Frankentatort das ursprünglich für heute geplante Ofengemüse (Paprika, Zucchini, Möhren, restliche Kartoffeln) mit angeschmolzenen Mozzarellastückchen. Wir essen so oft Ofengemüse, ich frage mich, warum mich erst meine Kantine diese Woche auf die Idee bringen musste; jedenfalls schmeckt es so noch eine Klasse besser.

Tag 16: Wutachschlucht

Frühgymnastik auf einer Wiese am Dorfrand in der Morgensonne. Nach dem Frühstück Brötchen geschmiert, dann ging’s gemeinsam mit dem Bus zur Wutachschlucht, dem einzigen Programmpunkt heute.

Durch die enge und steil abfallende Lotenbachklamm hinunter zur Wutach, von der Schattenmühle an nur noch in der Schlucht gewandert (mit Ausnahme eines erdrutschbedingten Umwegs zum Schluss), zwischen hellen Felsen aus quaderförmig abgebrochenem Muschelkalk, einem Urwald von Bäumen, deren oft komplette Bemoosung in der Sonne hellgrün leuchtete, an Geräuschen nichts als Vogelstimmen und das permanente leichte Rauschen des Wassers, so bin ich stundenlang gelaufen, diesmal ohne Zeitdruck – die, die durchheizen wollten, konnten voranlaufen und mussten halt an den Zwischenhalten entsprechend länger warten. Das Feld zog sich gegen Ende hin so weit auseinander, dass ich lange Zeit praktisch für mich alleine lief.

Insgesamt 16 Kilometer und vor allem durch den Umweg nochmal jede Menge Höhenmeter sind heute zusammengekommen. Meine Füße habe ich natürlich auf den letzten Kilometern gespürt, und jetzt bin ich rechtschaffen müde (schon im Bus zurück weggenickt), aber ansonsten war diese Wanderung, dieser Tag einfach wunderbar.

Tag 12: Wandern (again)

Kein Frühsport wegen Labortermin. Einerseits sehr schön. Andererseits saß ich noch völlig unausgeschlafen am Frühstückstisch. Morgens vorm Aufwachen raus und sich bewegen hat seine Vorteile.

Ein Vortrag über Füße, Fußstellungen und passende Schuhe. Den hätte ich vorm Einkaufen gebrauchen können. Wir bekommen sogar noch eine Ganganalyse, danach weiß ich dann definitiv, welche Laufschuhe für mich richtig sind.

Ergometertraining, diesmal mit zwischenzeitlicher Blutdruckkontrolle. War ok. Leider mein Handy nicht dabeigehabt, um 42 kurbelnde Männerbeine auf 21 Ergometern auf Video zu bannen.

Nach dem Mittagessen fuhren wir mit zwei von den drei Gruppen zum Feldberg, wo ich erst gestern alleine herumgewandert war. Allerdings ging es diesmal nicht hinab zum Feldsee, sondern im Gegenteil hinauf auf die beiden Kuppen Seebuck und Feldberg selbst, in schönstem Sonnenschein. Ich wiederhole mich, aber: Was für ein Wetter, was für eine Luft und Landschaft. Diesmal habe ich freiwillig die Walking-Stöcke mitgenommen und es war okay, so lange wir weder auf Asphalt noch auf dickem, halbgeschmolzenem Schnee liefen. Anschließend ging es in eine Hüttenwirtschaft deutlich weiter unten am Hang, wo wir etwas tranken und manche auch ein Stückchen Kuchen aßen. Ich war zufrieden mit einem alkoholfreien Bier. Das ist überhaupt merkwürdig, wie mein Essverlangen trotz (oder wegen?) der vielen Bewegung insgesamt weniger geworden ist. Kurios finde ich, dass ich Muskeln zulege, mein Gewicht dabei leicht nach unten geht, aber mein Bauchumfang gleich bleibt. Weiß der Geier. Ist aber angesichts meiner Hauptziele (fit sein in Ausdauer und Kraft) auch nicht so wichtig. Zum Schluss mussten wir noch mal 3 km zurück zum Parkplatz, diesmal hauptsächlich auf Asphalt und Restschnee.

Nach dem Abendessen eine Rückenmassage bei einer im Haus angestellten Masseurin genommen. Das tat gut, und zusammen mit meinem von der vielen Sonne noch innerlich glühendem Gesicht bin ich rundum warm und wieder wunderbar bettschwer. Gute Nacht.

Tag 11: Wandern

Nach dem Frühstück zwei Brötchen mehr geschmiert, zum Mitnehmen in den Rucksack gepackt, und in der Morgensonne eine Stunde ins Tal nach gewandert, um wieder die Messe im Dom zu besuchen. Diesmal wurde eine ehemals christlich-orthodoxe junge Familie aus Syrien in die Gemeinde aufgenommen, das heißt, sie ist konvertiert. Dazu reichte ein mündliches Bekenntnis zum Katholizismus (andere Sakramente wie die Taufe sind ja bereits anerkannt). Habe ich auch zum ersten Mal miterlebt.

Nach der Messe mit Bus – Bummelbahn – Bus (hervorragend stündlich getaktet, auch am Sonntag) am Schluchsee vorbei zum Feldberg. Die Restpisten nur noch spärlich von ein paar Eltern mit ihren Kindern befahren, und auch sonst nur ruhiger Saisonende-Betrieb. Steil durch den Wald hinab gelaufen, teils durch breite Schmelzwasserbäche, teils auf 30-40 cm dicken, angeeisten Schneeflächen eiernd hinunter zum Feldsee, der noch zum größten Teil mit Eis bedeckt ist. In der Sonne sitzen ein paar Pärchen, ansonsten kaum jemand unterwegs. Nach einer Pause auf einem anderen, längeren Weg wieder hinauf. Nichts zu hören außer Vögeln und dem Rauschen, Plätschern und Tropfen des Schmelzwassers überall.

Mit dem Bus zurück zur Bahnstation, dort wegen reichlich Zeit draußen in einem Café gesessen, Cappuccino und ein köstliches Stück hausgemachter Schwarzwälder Kirschtorte genossen. Am Modelleisenbahn-Bahnhof (die ganze Gegend sieht aus wie die Modelleisenbahnlandschaft schlechthin) auf dem Bahnsteig Richtung Freiburg stehen Snowboard-Jungs, Wandererpärchen mittleren und älteren Jahrgangs, Familien mit sonnenmüden Kindern. In der Gegenrichtung steige nur ich zu. Zurück nach Seebrugg, dann mit dem Bus bis ins Tal unterhalb unseres Orts, von dort aus zu Fuß nochmal die letzten zwei Kilometer den Berg hoch.

Einen ganzen Tag unterwegs, ganz für mich, voller Sonne und Luft, trotz schmerzender Waden insgesamt 13 Kilometer und mehrere hundert Höhenmeter überwunden, so viel wie seit Ewigkeiten nicht mehr gelaufen, sitze ich jetzt hier, ein bisschen glücklich, mit angenehm schwerem Körper und Farbe im Gesicht, während draußen langsam die Sonne untergeht.