Was für ein Sturm gestern. Hätte ich am Donnerstag meinen Rechner nicht im Büro gelassen, wäre ich im Home-Office geblieben, anstatt mit beiden Händen fest am Lenkrad über die Autobahn zu eiern.
(Soundtrack: Flatternde Fahnen vor der Firma)
Es brauchte dann im Büro auch nur zwei, drei Ausfälle von Telefon und Netz (irgendwie haben sie die Technik im neuen Gebäude noch nicht im Griff), um mich wieder auf den Heimweg zu machen und den Rest des Tages vom Esszimmertisch aus zu arbeiten. Hatte ich mir sowieso vorgenommen öfter zu tun, vor allem wenn wenig Meetings und hauptsächlich Dokumentenarbeit anstehen.
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Im Guardian ein sehr langer, interessanter Beitrag über Aufstieg und langsamen Abstieg der britischen Curry Houses in den vergangenen 50 Jahren. Es geht um Migrationsgeschichten über mehrere Generationen, um kulinarische Weltoffenheit, die Frage, wie authentisch eine Küche sein kann, um Brexit und die Veränderung von Esskultur und Gesellschaft an sich.
The curry house taught a white population that was eager to shed its colonial past to relinquish an earlier generation’s suspicion of garlic and chilli. For a while, curry lovers could tell themselves that openness about spice was a form of cultural broad mindedness. But the curry house’s current predicament shows that a national attachment to Indian food did not necessarily extend to the people who made it.
Eigentlich wollte ich ausführlicher darauf eingehen, aber Fr. Kaltmamsell hat das schon hervorragend getan und dazu versucht, Parallelen zum deutschen Döner zu ziehen.
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Schneehase
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Auf Reddit hat jemand Männer gefragt: „Was würdet ihr tun, wenn es nicht als so feminin oder gesellschaftlich inakzeptabel gälte?“
Viele Antworten drehen sich um Körper und Kleidung: Ausführliche Hautpflege. Schaumbäder. Nagellack. Makeup gegen Augenringe. Nach Blüten und Früchten duften. In bequemen Leggins rumlaufen. Laser-Haarentfernung am Po. In weiblichen Posen sitzen. Handtaschen. Anale Stimulation mögen. Beine rasieren. Sein Baby an der Brust stillen. (Okay, das scheitert wohl öfter an körperlichen als gesellschaftlichen Hürden. Aber den Wunsch kann ich gut verstehen.)
Aber auch: Stricken. Nähen. Quilten. Häkeln. Dinge lautstark süß finden. Bei der Partnerin einkuscheln. Sich über Frauenkleidung unterhalten. Fruchtige Drinks. Über die Schönheit von Männern reden. Zu seinem Faible für romantische Liebesgeschichten stehen. Frauen Komplimente machen, ohne dass es als Flirten verstanden wird. Nicht für das Funktionieren alles Technischen verantwortlich sein. Nicht interessiert tun müssen, wenn andere über Sport reden. Um Hilfe fragen. Offen verletzlich oder schwach sein. Über schwierige Dinge reden. Vor anderen weinen.
Die traurigsten Antworten sind sicher: Vorschulkinder unterrichten dürfen, arglos (fremde) Kinder anlächeln und mit ihnen interagieren zu dürfen.
Was würde ich selbst tun? Was mir spontan einfällt ist, wie sehr ich Frauen jeden Sommer darum beneide in luftigen Kleidern herumlaufen zu können und keine geschlossenen Schuhe, Socken, lange Hose und Hemd tragen zu müssen. Ansonsten bilde ich mir ein, viele der genannten Dinge ohnehin zu tun, wenn mir danach ist bzw. wäre. Nun gut, Kosmetik oder Handarbeiten waren eh noch nie so mein Ding, aber ihr habt keine Ahnung, wie leicht man mich zum Weinen bringt. Oder wie gerne ich Kleidung und Schmuck für die Möwe aussuche oder aussuchen helfe. Ich selbst bin jetzt keiner, der besonders toll mit kleinen Kindern umgehen kann, aber über den Argwohn, mit dem man Männern begegnet, die gerne mit (fremden) Kindern reden und spielen, würde ich mich allerdings auch dann nicht hinwegsetzen wollen.
Ich hadere nun schon ein Leben lang mit Männlichkeitsbildern; bei so lustigen Internet-Umfragen wie Which <fictional character> are you? werde ich auch regelmäßig als weiblich gedeutet. Das zu akzeptieren wurde mit der Zeit aber immer leichter; inzwischen bin ich sehr gerne Mann, auch wenn ich in mancherlei Hinsicht nicht den Männlichkeitsidealen entspreche. Vielleicht ein Vorteil, wenn man älter wird und lernt, die vorgegebenen Rollen irgendwann nicht mehr für bare Münze zu nehmen:
(Und natürlich ein Vorteil, wenn man cis ist und von anderen eindeutig als (heterosexueller) Mann gelesen wird.)