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Wintermorgen

Der Himmel ist grau in grau, es schneit, und in den ersten anderthalb Stunden scheint außer mir niemand unterwegs zu sein, so dass außer dem knark knork meiner Schritte im Schnee, dem beständigen Knistern in den Bäumen und hin und wieder einem Vogel nichts zu hören ist. Es tut sehr gut, draußen zu sein, die frische Luft zu atmen, Augen und Ohren offen zu halten, und nach langer Zeit richte ich die Kamera auch mal wieder bewusster auf anderes als nur Vögel. (Was natürlich keineswegs heißt, dass ich den Trupp Erlenzeisige links liegen lasse, der sich gerade am Wegrand durch die kleinen Zapfen ihres Namensbaums futtert.) Ich habe sogar Glück, die drei Przewalski-Pferde aus nächster Nähe zu Gesicht zu bekommen, die auf dem großen Freigelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes überwintern. Als ich zurückkomme, empfängt mich die Möwe mit selbstgebackenen Krapfen mit Himbeersahne. <3

Neujahrsspaziergang

Nachdem meine ganze Familie an Weihnachten wieder bei uns zu Gast war (für meine Eltern wurde es in den vergangenen Jahren zu anstrengend, die Feier auszurichten) und wir noch für kurze zwei Tage in Duisburg die Möwenfamilie besucht hatten, war es Zeit für ein paar Tage der Besinnung, die wir wieder in einem Kloster verbrachten. Diesmal allerdings nicht in Himmerod, sondern in Bamberg bei Franziskanerinnen. Die Schwestern, das Programm drinnen und draußen, die Gruppe, das Haus, alles war ganz wunderbar. Nach wie vor die schönste Art, einen Jahreswechsel zu begehen.

Jetzt sind wir wieder zuhause angekommen, die Espressomaschine heizt auch schon, und wir genießen die große Stille.

Euch allen ein rundum gutes, neues Jahr!

Taizé

Es ist schon wieder vier Jahre her, dass wir in Taizé waren. Taizé ist gewissermaßen mein spirituelles Zuhause; in den 90ern zu Studienzeiten war ich in manchen Jahren sogar zwei Mal dort. Gedacht ist der Aufenthalt dort nach wie vor hauptsächlich für junge Leute zwischen 16 und 30, aber auch „Erwachsene“ sind grundsätzlich willkommen. Eine Woche mit augenöffnenden Bibelstunden, Gesangsunterricht, gemeinsamer Arbeit (wir waren wieder zum Geschirr spülen eingeteilt, was Spaß macht), und als Taktschlag die drei gemeinsamen Gebete am Tag mit den wunderbaren, stets mehrstimmigen Gesängen und der langen Zeit der Stille darin – ich kenne keinen Ort, an dem ich müheloser den ganzen Alltagskrampf hinter mir lassen kann, meiner Seele und Gott hinterherspüren, und darüber nachdenken, wo ich im Leben eigentlich gerade stehe.

Der kaputte Reifen gleich am ersten Abend hätte nicht sein müssen, und insgesamt war es Anfang Oktober auch im Burgund zwischendurch schon ziemlich kühl und nass, aber das hat nichts an dem geändert, dass die Woche dort wie jedes Mal eine ganz besondere Erholung und innere Ruhe mit sich brachte. Die Handyfotos als Impressionen können das nicht wirklich einfangen.

Anschließend verbrachten wir, quasi auf halber Strecke zurück, noch vier Nächte im Elsass, mit kleinen Wanderungen, viel Rumschlumpferei, und gutem Essen (etwas, wofür Taizé nicht so sehr berühmt ist). Die Möwe arbeitet heute Abend schon wieder, meine Arbeit geht dann am Montag wieder los, unter neuer Organisationsstruktur und neu zusammengewürfelten (aber bekannten) Chefs. Ich bin nicht gerade enthusiastisch, aber sehe dem Büro und der Zeit bis zum Jahresende schon wieder sehr viel gelassener entgegen.