An diesem Tag war das Wetter endlich so freundlich, dass wir zum eigentlichen Ziel der Tour aufbrechen konnten, den Flannan Isles. Nicht viel mehr als ein paar größere Felsen mit Leuchtturm, ca. 30 Kilometer westlich vom „Festland“ der Insel Lewis im Nordatlantik gelegen. Ein Paradies für brütende Meeresvögel, insbesondere Basstölpel, Tordalke und Papageitaucher. Am ehesten sind die Flannans vermutlich für das mysteriöse, abrupte Verschwinden dreier Leuchtturmwärter im Jahre 1900 bekannt, das bis heute zu allen möglichen Spekulationen anregt, wofür aber vermutlich eine Riesenwelle während eines Sturms verantwortlich war.
Die mehrstündige Überfahrt gegen den Wind war trotz einigermaßen ruhiger See etwas bewegter als alle anderen Fahrten, weswegen auch ich einen Teil lieber in der Koje liegend verbrachte. Als wir ankamen, mussten wir noch etwas warten, weil ein anderes Schnellboot noch Passagiere am recht verwitterten Kai absetzte. Auch für uns war der Ausstieg aus dem Schlauchboot abenteuerlich, wenn man sich alte, rostige Leitersprossen greift und sich das Boot unter den Füßen plötzlich 1-2 Meter hebt oder senkt, und auch die folgenden Stufen brüchig, steil und schmal waren. Aber alles vergessen, wenn man auf allen Vieren die Treppen hochgeklettert war und den Kopf hob: Papageitaucher. Nicht zwei. Hunderte. Tausende. Sie standen, saßen, flogen in nächster Nähe um uns herum, beäugten uns neugierig, flatterten über unsere Köpfe hinweg, mit Sandaalen (sic!) im Schnabel oder ohne, manchmal hunderte auf einmal wie auf ein geheimes Kommando startend (wie im Video bei 00:28), daneben viele Tordalken, ein paar Skuas, die sich auf die Beute freuten, die sie den Vögeln abpressen würden, und unten im Wasser Robben, die immer mal wieder die Köpfe übers Wasser hoben um nachzusehen, was nun schon wieder los war. Wir waren nur eine gute Stunde auf der Insel, weil der Himmel langsam zuzog und unser Skipper nervös wurde, wie sich Flut und Wetter entwickeln würden, aber ich habe sie in Erinnerung wie einen einzigen, glücklichen Rausch. Ein absoluter Höhepunkt der Reise.
die Insel
Robben: neugierig, aber letztlich unbeeindruckt
Tordalken
Papageitaucher
Nach dem nicht weniger abenteuerlichen Abstieg zurück ins Schlauchboot und der Rückkehr aufs Schiff ging es an einem reinen Basstölpelfelsen vorbei (der übrigens nach ranzigem Fisch stinkt wie die Pest) für drei Stunden zurück gen Osten zur Insel Scarp, in deren geschütztem Meeresarm wir auch schon vergangenes Jahr ankerten, nur diesmal von Norden her kommend. Beim Abendessen sahen wir noch im flachen Wasser jagende Basstölpel sowie einen kleinen, scheuen Schweinswal, der zwei Mal kurz neben dem Schiff auftauchte und leider nicht wiederkehrte.
rund um die Basstölpelfelsen zurück