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Orkney – Tag 4 bis 5

Die Orkney-Inseln waren quasi immer schon von Menschen bewohnt, älteste Funde wurden auf 8-10 tausend Jahre v. C. datiert. Besonders viele Zeugnisse früher Besiedlung finden sich ab dem Neolithikum vor etwa 5000 Jahren. Einzelne Gebäude bis hin zu ganzen steinzeitlichen Siedlungen für an die hundert Bewohner haben die Jahrtausende unter Sand und Erde überdauert. Zu diesem Erbe gehört auch der Ring of Brodgar, große Feldblöcke in einem großen Kreis angeordnet und noch tausend Jahre früher errichtet als das bekannte Stonehenge im Süden Englands. Am Vormittag wanderten wir von dort die kleine Landzunge zwischen den Seen Harray und Stenness entlang bis zu den ganz ähnlichen Stones von Stenness und nach einem Picknick (Tee, Käsebrot, Minitüte Chips und ein Schokoriegel – unsere schottische Normverpflegung) wieder zurück.

Nach einem Spaziergang durch den Hauptort Kirkwall und Einkaufen ließen wir den Rest des Nachmittags mit Lesen und Herumschlumpfen im Cottage verstreichen. Abends gab’s panierten Fisch und Bratkartoffeln. Als sich gegen neun abzeichnete, dass die Sonne trotz einiger Wolken womöglich sichtbar untergehen sollte, machten wir uns noch einmal auf zum Ring of Brodgar und konnten die Steine so noch einmal in richtig mystischem Abendlicht sehen. Rundherum wummerten die Bekassinen in der Luft, ein Sound, den ich seit Jahren nicht mehr gehört hatte und der mich sehr froh gemacht hat.

In aller Frühe aufgewacht und alleine zu den Birsay Moors aufgebrochen. Ein Grund für Orkney als Reiseziel war neben der Landschaft und überhaupt Schottland die Vielfalt der Vogelarten und die hervorragende Infrastruktur zur Beobachtung. Alleine auf Mainland finden sich 6 Naturreservate des RSPB, teilweise mit tollen Beobachtungshäusern, alleine 5 im Umkreis von 10 Kilometern zu unserer Unterkunft, mit Habitaten (gibt es das als Plural?) von Moor und Hochheide bis hin zur Steilküste. Einer dieser Unterstände war am Rand eines Moors, und ich hoffte, dort Sterntaucher, Rohrweihen und Sumpfohreulen zu sehen. Sterntaucher waren tatsächlich dort, wenn auch nur ein Paar und recht weit entfernt, aber von den Greifvögeln keine Spur. Ich verbrachte bestimmt anderthalb Stunden dort, natürlich gab es auch verschiedene Enten, Graugänse mit ihren Jungen und die obligatorische Skua von Zeit zu Zeit, aber sonst war nicht viel los. Ein anderer Unterstand in der Nähe war auch nicht viel ergiebiger, wenn auch immerhin Pfeifenten dabei waren, die ich bislang nur ein einziges Mal im Donauries bei Günzburg gesehen hatte.

Zurück zuhause verbrachten wir den Nachmittag lesend (und schlafend), bis wir am späten Nachmittag beschlossen, noch einmal die östliche Inselkette über die Barriers entlang bis zur Südspitze von South Ronaldsay zu fahren, von der aus man gut das erstaunlich nahe schottische „Mainland“ und die Küste bei Thurso sehen konnte. Wir aßen aus Hunger eine Kleinigkeit in einem abgelegenen Restaurant (wo mir beim Schild „Bistro“ eigentlich sowas wie Pommes vorgeschwebt war – aber der Salat mit dem geräucherten Orkney-Lachs war dann sehr lecker) und fuhren mit einigen Aussichtspausen wieder zurück – wobei mich an einer der Barriers auch noch ein Paar Sterntaucher zum abrupten Anhalten und fotografieren brachte. Insgesamt hatte uns der Wind an dem Tag etwas ausgekühlt, da tat ein Rindereintopf mit Möhren und Kartoffeln abends richtig gut. Ich schlief früh ein; offenbar kam immer noch Müdigkeit aus der Zeit vor dem Urlaub durch.

Orkney – Tag 3

Das Wetter versprach wechselhaft, aber auch schön zu werden. Nach dem Frühstück fuhren wir nach Stromness, den zweitgrößten Ort von Orkney Mainland. Der Ortskern ist eigentlich eher ein Ortsfaden – eine lange, enge Gasse die Küste entlang, die man hinter den Häusern kaum zu sehen bekommt. Unser Spaziergang begann mit einem kräftigen Schauer, der aber der letzte sein sollte, dessen Tropfen uns an diesem Tag erreichten. Hinter dem Ort ging es vorbei an einem Golfplatz um eine kleine Landzunge, von der aus man die direkt gegenüberliegenden Inseln Hoy und Graemsay sieht. Die meisten der rund 70 Orkney-Inseln sind recht flach oder etwas hügelig, nur die spärlich bewohnte Insel Hoy sticht mit ihren fast 500 m heraus und ist daher auch an den verschiedensten Orten am Horizont zu sehen.

Auf dem Golfplatz tummelten sich Steinschmätzer, Stare und Kaninchen, und am Wasser Eiderenten, Saatkrähen, Rotschenkel und Möwen. Inzwischen schien wieder die Sonne, der Wind war erträglich, und unser Spaziergang rund um Stromness führte uns schließlich über Felder zurück zum Ausgangspunkt, untermalt vom ständigen Sound blubbernder Brachvogelrufe, der uns die ganzen zwei Wochen begleiten sollte.

Nach einem Kaffee und Kuchen in einer sehr heimeligen Teestube fuhren wir weiter die Küste hinauf bis zum Strand von Marwick Head, einem Naturreservat des britischen Vogelbunds RSPB. Während wir vom Strand aus die Küstenlinie hoch wanderten, lieferte das Schauerwetter um uns herum ein tolles Schauspiel von Licht, Wolken und Meer, mit uns im Sonnenlicht. Die Steilküste von Marwick Head unterhalb des Memorials war schon voll besetzt mit tausenden Lummen und Tordalken, die in den kommenden Wochen auf den winzigen Felssprüngen ihre Eier ausbrüten würden. Dazu kreisten Eissturmvögel um die Klippen, Basstölpel und Krähenscharben flogen geschäftig übers Wasser, und von Zeit zu Zeit patroullierten düstere Skuas die Felslinie entlang. Hach!

Am Strand waren noch jede Menge Brachvögel, Brandenten, Dreizehenmöwen und Seeschwalben unterwegs, und auf dem Rückweg nach Hause machten wir noch in einem RSPB-Unterstand am Moor halt, von dem aus man vor allem jede Menge Entenarten bequem und aus nächster Nähe beobachten konnte. Zuhause gab es Nudeln mit geschmorter Paprika (eines meiner schlichten Lieblingsessen), und der Tag ging gemütlich mit Lesen und Recherchieren für die nächsten Ausflüge zuende.

Orkney – Tag 0 bis 2

Mittlerweile ist es ein Running Gag, dass wir nach jedem Schottlandurlaub meinten, jetzt aber wirklich mal wieder anderswo hin zu fahren – so eine Bucket List von Reisezielen wird ja nicht von alleine kürzer –, um dann im folgenden Jahr wieder dort zu landen. So jetzt zum vierten Mal in Folge, jedoch auch mal anders. Nach dem ersten Jahr mit Rundfahrt durch die Highlands und zwei Jahren mit Bootsreise (+ jeweils einer Woche an einem Ort) hatten wir uns diesmal eine Unterkunft auf Orkney ausgesucht, um zwei Wochen am Stück dort zu bleiben.

Die Reise begann einen Tag früher als geplant, nachdem die Fluggesellschaft ein paar Monate vorher ihre Pläne so geändert hatte, dass wir einen Anschluss nicht mehr bekommen hätten. So flogen wir an einem Freitagabend zunächst nach Amsterdam, übernachteten in einem sehr hipsterigen Hotel (Zimmermodell „Schuhschachtel“ mit Klo und Dusche in Glaszylindern) und starteten am nächsten Morgen von dort aus Richtung Aberdeen und anschließend Kirkwall, dem Hauptort der Hauptinsel Orkneys, wo wir nachmittags mit einer Propellermaschine ankamen. Mit dem Mietwagen ging es erst einmal einkaufen und dann zu unserem Cottage. Wir hatten es ja anhand der Fotos und Beschreibung so ausgesucht und unseren Urlaub wegen Nicht-Verfügbarkeit sogar um eine Woche nach hinten verschoben. Aber erst vor Ort zeigte sich, wie großartig das Cottage wirklich war, sowohl innen als auch vor allem seine Lage. Eine nicht einsehbare kleine Terrasse mit einem unverstellten 270°-Panorama auf Felder, Wiesen, See und Hügel, mehrere Meilen vom nächsten Örtchen entfernt, außer Wind und Vogelrufen nichts zu hören. Ein Traum! Abends gab es einfache Nudeln mit Pesto.

Der Sonntag begann mit kräftigem Wind, der einen im Nu auskühlte, so schürten wir gleich den kleinen Kamin, tranken Tee, ich beobachtete vom Fenster aus die ersten Austernfischer, Brachvögel, Raben und andere Vögel, und anstatt draußen gleich rumzulaufen ließen wir erst einmal unsere Seelen ankommen. Da Sonntag war, hatte ich vorher die Messezeiten recherchiert, und siehe da: Die (im protestantischen Orkney natürlich sehr kleine) katholische Gemeinde feierte nicht nur in ihrer Kirche in Kirkwall Gottesdienst, sondern auch am ersten Sonntag im Monat nachmittags in der Italian Chapel, und das war heute. Am Nachmittag fuhren wir zur Kapelle und konnten auf diese Weise nicht nur einen schottisch-katholischen Gottesdienst mitfeiern, sondern kamen auch ohne Eintritt in die bemerkenswerte Kapelle.

Italienische Kriegsgefangene im zweiten Weltkrieg wurden hier dazu eingesetzt, die Wasserpassagen zwischen einigen der östlich um die Bucht Scapa Flow angeordneten kleinen Inseln (siehe Karte) mit Dämmen und Straßen zu schließen, vor allem mit dem Zweck, eine Einfahrt deutscher Schiffe und U-Boote in die Bucht zu verhindern. Da aber der Einsatz von Gefangenen für militärische Ziele nicht erlaubt war, wurden die Arbeiten kurzerhand als Infrastrukturmaßnahme deklariert (die sie ja nicht weniger waren), so dass schließlich mehrere der östlichen Inseln durch diese Churchill Barriers praktisch Teil von Mainland wurden. Die Italiener aber suchten nach einer Möglichkeit, ihren zutiefst katholischen Glauben auszuüben, und nachdem ihnen zwei schlichte Nissenhütten zur Verfügung gestellt wurden, bauten sie sie zu einer richtigen süditalienischen Kapelle aus, samt kitschigem Marienbild (abgemalt von einem Heiligenbildchen, das einer der Gefangenen mit sich trug) und täuschend echt gemaltem Mauerwerk. Faszinierend. (Innen habe ich nicht fotografiert wg. Gottesdienst – Fotos siehe Link.)

Nach der Messe und ein paar Worten mit dem freundlichen Pfarrer fuhren wir zurück und machten noch Halt an der Inganess Bay, in der auch eines von vielen Schiffswracks Orkneys fragwürdig pittoresk vor sich hin rostet. Aber der Wind war so heftig, dass ich nach zwei-drei Austernfischerfotos nach wenigen Minuten wieder einstieg und wir zurück nach Hause fuhren. (Interessant, wie schnell man eine Unterkunft, in der man sich geborgen fühlt, mit Zuhause bezeichnen kann.) Zum Abend machten wir unglaublich zarte, wohlschmeckende Steaks vom Orkney-Rind, dazu Kartoffeln und Salat, und schauten Sinn und Sinnlichkeit im britischen Fernsehen.

Schottland 2018, Tag 19-22: Letzter Tag Islay und Rückfahrt mit Hindernissen

Nach drei Tagen gutem bis herrlichem Wetter begann unser letzter Tag bedeckt und mit Schauern. Wir entschieden uns für eine Waldwanderung nahe Bridgend in der Mitte der Insel. Auf guten Waldwegen erreichten wir die Woolen Mill, einer kleinen Weberei in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, in der heute noch mit den alten Geräten Tweeds und andere Stoffe gewebt werden. Wir durften einen Blick hinter den Verkaufsraum in die Produktion werfen, wo zwei Männer arbeiteten: meine Herrn, Ordnung und Arbeitssicherheit schienen dort noch auf dem gleichen Stand wie Gebäude und Geräte zu sein. Alleine die Löcher im Fachwerkboden des oberen Geschosses… Wäre mir nicht selbst im Winter mit langärmeligem Hemd ohne Unterhemd schon beinahe zu warm im Büro, ich hätte mir vielleicht ein schönes Tweedhemd oder eine Weste gekauft. Aber so hübsch alles im kleinen Verkaufsraum aussah, irgendwie war nichts dabei, und ich fotografierte lieber draußen die vielen Sperlingsvögel am Futterspender.

Für den Weg zurück zum Ausgangspunkt lautete die Beschreibung:

When the route emerges from the trees at a track, go straight across through another gate into a band of woodland known as the Claggan Strip. Here the path can be very wet and there may be fallen trees to climb over. At a crossroads continue straight ahead on the narrow path.

Nun. Dass sich dahinter drei schier endlose, matschtriefende Kilometer eines eng bewachsenen Trampfelpfads im Wald ohne Aussichtspunkte auf irgendwas verbargen, kommt finde ich nicht so ganz rüber, zumal sonst jeder Stein am Wegesrand beschrieben wurde. Fluchend und erleichtert erreichten wir irgendwann endlich wieder richtige Wege und eine Brücke über ein malerisches Flüsschen im Sonnenschein mit reifen und wilden Himbeeren drumherum, als wäre das hinter uns nur ein schlechter Traum gewesen. Aus Faulheit, einzukaufen, aßen wir im nahe gelegenen Hotel an der Hauptstraße eine Kleinigkeit zu Mittag, wo man freundlicherweise die Küche für uns noch offen ließ. Nach einem Blick in die örtliche Mall (naja, ein kleiner Platz mit Geschäften drumherum, in denen es Whisky, Batikbilder, Quilte und Ähnliches zu kaufen gibt) fuhren wir zurück nach Hause und verbrachten den Nachmittag mit Lesen.

Was einem beim Autofahren auf Islay auffällt, ist die ausgesprochene Freundlichkeit. Dass man sich gegenseitig per Handzeichen bedankt, wenn man einander auf einer Single Track Road vorbeilässt, hatte ich in den vergangenen Jahren schon gelernt. Aber hier schien man sich grundsätzlich so zu begrüßen, bei jedem Auto, was einem auf der normalen Landstraße begegnete. Daran kann man sich schnell gewöhnen. Und wie frustrierend, wenn man dann zurück in Deutschland nicht einmal mehr ein Handzeichen bekommt, wenn man in einer engen Straße extra für den Gegenverkehr angehalten hat.

Was ich ansonsten an schottischen Straßen nicht verstehe ist, warum in einem so weiten und quasi leeren Land selbst die normalen Landstraßen kaum Platz für zwei sich begegnende Lastwagen lassen, und auch noch zusätzlich rechts und links der Fahrbahn ohne den kleinsten Streifen sofort Mauern oder Bäume stehen müssen (Beispiel siehe Foto).

Am frühen Abend fuhren wir noch mal los, um Kildalton Cross und noch ein wenig von der Landschaft hinter Ardbeg die Küste lang zu sehen. So gut wie völlig allein auf der Single Track Road fuhren wir zur Kirchenruine Kildalton, wo das steinerne Kreuz aus dem 8. Jahrhundert steht, und dann noch einmal weiter die Küste entlang bis zu einem Kieselstrand, um noch einmal etwas vom Anblick des Meers aufzusaugen.

Es war der Abend der totalen Mondfinsternis, und ich hatte schon Monate vorher herausgefunden, dass der Kupfermond über dem Meer vor unserer Bucht aufgehen würde, ideal, womöglich sogar für ein Foto mit der Burgruine im Vordergrund. Was im Nachhinein natürlich naiv war anzunehmen, man könne in Schottland überhaupt einmal abends einen freien Himmel am Horizont sehen, ohne Dunst und Wolken. Schade, so bleibt es bei meinen Fotos früherer Finsternisse, die zwar schön sind aber leider noch mit deutlich schlechter auflösendem Equipment, also unvergrößerbar.

Wir hatten abends schon alles gepackt, und so brauchten wir früh nur noch aus dem Bett zu fallen und waren um viertel nach sechs am nahe gelegenen Fährhafen. Der strömende Regen machte den Abschied von der Insel leicht. Aber sie bleibt uns als entspannter, überhaupt nicht überlaufener, freundlicher Ort mit wunderbarer Landschaft in Erinnerung, und wärmer als in den Tagen auf den nördlicheren Hebriden war es dort auch. Also selbst wenn einem Whisky und die vielen Distillerien völlig schnurz sind: große Empfehlung.

Runter von der Fähre und Fahrt im Regen zurück nach Oban. Nachdem wir den Mietwagen abgegeben hatten, blieben uns noch drei Stunden bis zur Abfahrt des Busses, die wir damit verbrachten, am Hafen entlang zu schlendern und uns ein köstliches, preiswertes Mittagsmenü im Fischrestaurant zu gönnen, mit Blick auf die Hjalmar Bjørge, die dort nach einer weiteren zwischenzeitlichen Tour darauf wartete, erneut abzulegen. Als wir rauskamen, trafen wir dann am Pier meine Arbeitskollegin. Sie war von meinen Reiseerzählungen letztes Jahr so angeschaltet, dass sie für sich und ihre Mutter ebenfalls die 9tägige Tour inklusive St. Kilda gebucht hatte, und war nun dabei, an Bord zu gehen. Natürlich hatte sie kein bisschen damit gerechnet, mich dort zu treffen. Sehr lustig.

Drei Stunden Busfahrt nach Glasgow, dann mit einem Stadtbus zum Hotel (habe ich dieses Jahr schon Google Maps gelobt?), und um zumindest noch einen kurzen Blick in die Stadt zu werfen, liefen wir bei stürmischem, kaltem Wind und Schauern zwei Meilen ins Zentrum, wo die Party People schon den Samstagabend einläuteten. Wir tranken nur irgendwelche Kaffee-Kakao-Kombinationen als letzte Gäste bei Starbucks und liefen wieder zurück. So recht haben wir kein Glück mit Glasgow, und ich weiß nicht, ob mir diese Stadt irgendwann noch einmal richtig gefallen wird.

Nach gemütlichem Frühstück mit dem deutlich billigeren Stadtbus zum Flughafen. Der Flug sollte wie auf dem Hinweg über Düsseldorf zurück nach Nürnberg gehen. Wir waren früh genug am Check-In (nur ein Schalter besetzt), aber dann ging alles schief. Das gleiche Eincheck-Problem wie beim Hinflug: Statt Tickets und Gepäck-Tags auszudrucken ein „Unexpected Error“. Ich sagte sofort, dass man uns beim Hinflug schließlich hatte neu einbuchen müssen. Aber die Mitarbeiterin rief erst einmal eine „Managerin“, um die Schlange nicht aufzuhalten. 10 Minuten später kam sie dann auch. Brauchte eine Viertelstunde, um sich einzuloggen, weil das Tagespasswort nicht zu gehen schien. Hörte meiner Erklärung überhaupt nicht zu. Redete nicht mit uns. Tippte minutenlang verloren in der Software rum. Schickte uns dann an einen anderen Schalter. Am anderen Schalter war der entsprechende Kollege gerade weggegangen. Die nächsten 10 Minuten rum. Dann tauchte er auf, ich erklärte, wie wir beim Hinflug zu Karten gekommen waren, aber das schien auch ihn nicht zu kümmern, jetzt tippten sie zu zweit rum, nebendran wurden alle anderen Passagiere eingecheckt, schließlich war der Schalter zu und irgendwann unser Flug weg. Der Herr sagte uns was von „was organisieren“ und „back in 5 minutes“, die Managerin verschwand und wir standen ganz alleine da. Nach einer Dreiviertelstunde, als wir längst dachten, man hätte uns ohne irgendetwas in der Hand zu haben einfach sitzen gelassen, kam er raus, drückte uns einen Zettel in die Hand mit dem Namen eines Hotels in Edinburgh und einer Parkdecknummer, wo uns gleich ein Taxi nach Edinburgh abholen würde. Wir wären jetzt am nächsten Tag nach München mit Lufthansa gebucht, um 17:45 Uhr.

Der Taxifahrer kam tatsächlich, wir mussten für die Dreiviertelstunde Fahrt nach Edinburgh nichts zahlen, und auch das Flughafenhotel war offenbar für uns bezahlt samt Essensgutscheinen. Immer noch ziemlich unter Strom durch die ganze Sache machten wir immerhin schon Pläne, den „geschenkten“ zusätzlichen Tag für einen Ausflug in die Stadt zu nutzen. Da ich aber noch keine Bestätigung über die Umbuchung von Eurowings hatte und es offenbar überhaupt keinen solchen Flug gab wie den uns genannten, rief ich erst einmal bei der Hotline an. Siehe da: Buchung nach München ja, aber mit Eurowings, und schon morgens um 8 Uhr. Na gut, das wir darüber gesprochen hatten. Ach ja, und Anschlussflug gäbe es nicht, aber ich könnte ja Zug fahren und die Fahrtkosten später einreichen. (seufz) Das Abendessen war allerdings sehr gut und das Hotel für Flughafenverhältnisse wirklich okay.

Morgens früh um sechs zum Check-In. Gleiches Spiel: „Unexpected Error“. Gnaa. Diesmal waren wir aber gottseidank an eine kommunikative wie smarte Mitarbeiterin geraten, die sofort auf die richtige Idee kam, die IT-Hotline in Deutschland anzurufen, und so hatten wir wenige Minuten später endlich unsere Tickets. Die restlichen Unannehmlichkeiten am Münchener Flughafen und der Zugfahrt bei weit über 30 Grad lassen wir mal unter den Tisch fallen, irgendwann um vier Uhr waren wir schließlich auch zuhause. Ich musste den Tag nachträglich noch als Urlaub nehmen (was ausgesprochen schmerzt), und jetzt warte ich auf die Rückerstattungen der Auslagen und den nach EU-Recht zustehenden Schadensersatz der Fluggesellschaft. Das war dann aber auch der einzige Wermutstropfen eines ansonsten tollen Urlaubs, von dessen Erlebnissen ich immer noch zehre. Mal sehen, ob wir es nächstes Jahr überhaupt schaffen, mal wieder anderswo Urlaub zu machen.