In unserem Wahn, alles mögliche zu versuchen, damit dieses Jahr wenigstens ein Urlaub funktioniert, hatten wir für Anfang Oktober gleich noch eine Woche Sardinien gebucht. Konnte ja niemand ahnen, dass letztlich alles stattfinden würde. Leider reicht inzwischen eine Woche am Stück nicht annähernd, um meinen dauerrotierenden Kopf anzuhalten, weswegen ich jetzt nach zwei Wochen Arbeit abends schon wieder keine Energie und Konzentration mehr habe, viel zu schreiben. Ich hoffe, ihr wisst auch ein paar spärlich kommentierte Fotos zu schätzen.
Die am schönsten gelegene Ferienwohnung ever.
Der Strand war klein und auch an schönen Tagen nur noch spärlich besucht. Und das Wasser immer noch mild. Wenn man ihn weiter entlang lief, kam man an eine kleine Landspitze mit kurios aussehenden, ausgewaschenen Felsen.
Einen Tag lang kamen Möwenschwester und -Schwager zu Besuch, die den Monat im Südwesten der Insel in ihrer Art kleinem Cottage verbringen. Andere Verwandte der Möwe haben wir diesmal nicht getroffen.
Nur wenige Kilometer entfernt liegt Capo Mannu, das wir bei traumhaftem Abendlicht besuchten.
Zwischendurch gab es anderthalb Tage, an denen an baden nicht zu denken war, weil ein Sturm am Haus rüttelte und pfiff und die Wellen nachts bis zum Gartentor drückte.
Einen Tag fuhren wir in die nahe gelegenen Berge, durch kurvige kleine Dörfer, in denen ein überraschend kalter Wind wehte. Und wo mich Google Maps mit dem Mietwagen durch stellenweise zwei Meter breite, steile Kopfsteinpflastergassen schickte – das war heftig. Heftig auch die großen Flächen verbrannter Berge, auch wenn schon wieder hier und da grüne Farbtupfer zwischen den rotbraunen Bäumen leuchteten. In Benarcardo machten wir ein Picknick in einem kleinen Park und sahen riesige Erdbeerbaumfalter, wie sie an den runtergefallenen Kaki saugten.
Schließlich besuchten wir den Archeologie-Naturpark Santa Cristina, wo auf einem großen Olivenhain dreieinhalbtausend Jahre alte Nuraghe (steinerne Türme, wie sie auf ganz Sardinien zu finden sind), noch viele Grundmauern und ein kultischer Brunnen stehen. Ein warmer Frühherbsttag, fast keine anderen Touristen und eine friedliche, träge Atmosphäre unter den knorrigen Bäumen. Trotz des Rauschens der nahen Autobahn sehr erholsam.
Am Tag vor unserer Abreise sollte es morgens sonnig und klar sein. Auf der Halbinsel Sinis sind mehrere, teilweise sehr große Flachwasserseen, an denen tausende Vögel leben oder Rast machen, deswegen war der Morgen dem Birding gewidmet. Wir sahen Flamingos, Seidenreiher und verschiedene Watvögel aus allernächster Nähe, außerdem Enten, Möwen, Löffler und sogar zwei Fischadler (die leider nicht auf Fotodistanz näherkamen). Großartig.
Auf dem Rückweg hielten wir bei Is Arutas an, einem der vielgepriesenen Reiskornstrände der Sinis-Halbinsel. (Die Mitnahme auch nur kleiner Mengen Sand oder Muscheln von den Stränden Sardiniens wird übrigens seit einigen Jahren scharf verfolgt und empfindlich bestraft, was ich sehr gut finde.) Abends gingen wir noch in einem nahen Restaurant essen, nachdem wir uns eine Woche lang „zuhause“ verpflegt hatten, und am nächsten Morgen kehrten wir vom letzten Sommerzipfel wieder zurück in den Herbst.