Archiv der Kategorie: Reisen

Tag 19: aufs Ende zu

Der vorletzte Tag des Trainings begann wie immer mit Frühsport. Nach dem Frühstück ging es zum Sportplatz, um zum zweiten Mal unseren Fitnessindex zu bestimmen, mit dem das Training vor knapp drei Wochen begonnen hatte. Zwei Kilometer schnell gehen und den Puls am Ziel festhalten. Ich war gegenüber dem ersten Test eine ganze Minute schneller und mein Schlusspuls lag 25 Schläge niedriger. Eine weitere Bestätigung, was die letzten Wochen mit meinem Körper Gutes angestellt haben.

Eine Stunde Wassergymnastik, auch wie am Anfang, nur dass ich diesmal überhaupt nicht in die Nähe echter Anstrengung für den Kreislauf kam. Von anderem Kaliber war dann schon die Rundwanderung am Rappenfelssteig, die zwar mit 10 km in zwei Stunden nicht sonderlich lang war, aber die 350 Höhenmeter auf den letzten zwei Kilometern waren grenzwertig. Aber gut, heute hatte ich mir bewusst die schwierigere Gruppe ausgesucht um zu sehen, wo ich stehe, und letztlich bin ich zwar mit hängender Zunge, aber dennoch ohne Blessuren durchgekommen. Bis auf die beiden Blasen am Fuß, nachdem die Fußbetteinlage der Wanderschuhe ausgerechnet heute entschieden hat, aufzugeben sich aufzulösen. Die Landschaft war, etwas eingetrübt vom diesigen Wetter, wieder fabelhaft, vor allem das dunkle, schattige und komplett übermooste Schwarzatal hatte etwas Mystisches. (Leider ohne Foto.)

Das Abendessen war als Abschlussevent mit großem Buffet gestaltet mit anschließenden Spielen und Liedern, die wir Gruppen vorbereitet hatten, sowie Dank und kleinen Geschenken an die Sportlehrer*innen und beiden Studentinnen, die viele unserer Trainingsstunden gehalten hatten, und an Köche und Service für die gute Bewirtung. Lecker gegessen, viel gelacht und insgesamt gefreut für die durchweg gute und herzliche Atmosphäre unter den Teilnehmern in den drei Wochen. Morgen noch ein „normaler“ Tag mit üblichen Einheiten und einer weiteren Wanderung, dann ist das Training vorbei.

Tag 18: Titisee und Möwe

Nach Frühstück, Kirche (diesmal die im Ort selbst – Hilfe, was für ein schrecklich lauter Pfarrer) und Mittagessen über die Ankunft der Möwe gefreut, die jetzt in der Nähe zwei Tage Mini-Urlaub macht, bevor wir am Mittwoch zurückfahren. Gemeinsam in Titisee essen gewesen (Touri-Ort hoch ³, aber das kleine italienische Restaurant war anständig), einmal um den See herum gelaufen, zurück im Hotel über Twitter geseufzt, jetzt noch ein wenig Musik hören, dann ist die Woche zuende und die letzten beiden Tage des Gesundheitstrainings brechen an.

Tag 17: Erfolge und Nordic Walking

Nach Frühsport und Frühstück wieder Nordic Walking. Das heißt, es war als Wandern ausgeschrieben, aber uns ist immer freigestellt, ob wir die Stöcke mitnehmen oder nicht, und ich wollte wissen, wie gut es inzwischen klappt.
Was für eine Entwicklung in den zwei Wochen: Nicht nur war ich mühelos bei denen, die vorneweg liefen, auch meine Arme konnte ich voll einsetzen, und die teilweise starken und längeren Steigungen problemlos bewältigen, ohne aus der Puste zu kommen. Eines dieser Erfolgserlebnisse, die ich so dringend brauche, und nach dem ich verschwitzt, aber strahlend zurückkam (8 km in 90 Minuten).

Okay, Nordic Walking: Ich gehörte zu denen, die sich gerne darüber lustig gemacht haben, das habe ich in den Wochen hier abgelegt. Nicht nur, weil es Kraft erfordert und eine ernstzunehmende Ausdauersportart ist, wenn man die Stöcke richtig einsetzt, sondern auch durchaus ästhetisch aussehen kann, wenn man nicht nur aus den Unterarmen mit den Stöcken vorm Körper stochert, sondern mit gestreckten Armen die Stöcke weit nach hinten drückt, dass es quasi wie Skilanglauf aussieht. Mein Fazit:

Vorteile

  • Größerer Körpereinsatz inklusive Schultern und Armen, deren Muskeln dadurch auch trainiert werden
  • Je nachdem, wieviel Armkraft man hinzunimmt, kann man seine Belastung regulieren, z. B. um auch auf ebenen Strecken auf seinen Trainingspuls zu kommen
  • Potentiell schnellere Fortbewegung (wenn einem das wichtig ist)
  • Keine besondere Belastung der Knie, Gelenke und Bänder im Vergleich zum Joggen
  • Mit den Stöcken lassen sich auch eine Reihe guter Dehnungs- oder Gymnastikübungen machen

Nachteile

  • Auf Asphalt machen die Stöcke keinen Spaß, auch mit Gummistopfen statt Dorn rutschen sie leicht weg oder „stottern“ auf dem Untergrund (ganz besonders bei Split / Kies). Geschotterte Wege sind nicht viel besser.
  • Zwischen Gummi und Dorn wechseln zu müssen, ist jedesmal nervig
  • Wo hat man im städtischen Umfeld schon weichen Wald- oder Wiesenboden?
  • Auf engen Wanderwegen z. B. an Hängen oder Felsen sind Stöcke oft störend oder sogar gefährlich, wenn man mit ihnen hängenbleibt und stolpert
  • Die Stöcke sind prinzipiell erst einmal unhandlich zum Mitnehmen, und zusammenfaltbare sind teuer

Ich habe noch keine abschließende Meinung, ob ich zuhause auch Nordic Walking weiterführen will. Es hängt für mich vor allem davon ab, ob es geeignete Strecken in der Nähe gibt.

Am freien Nachmittag mit dem Bus nach Waldshut gefahren, der 600 Meter tiefer gelegenen Grenzstadt unten am Rhein. Nett und idyllisch, wenn man das Atomkraftwerk auf der Schweizer Seite gegenüber angestrengt ignoriert. Allerdings auch recht klein; die Altstadt besteht im Wesentlichen aus einer schmucken, breiten Straße zwischen zwei Stadttoren, die heute voll mit Foodtrucks und Leuten war, die den Samstag mampfend in der Frühlingssonne genossen. Ich beschränkte mich auf eine Kugel Eis und fuhr nach anderthalb Stunden wieder zurück zum Hotel und ließ den Tag nach dem Abendessen mit einer Runde Sauna und Musik auf den Ohren ausklingen. Morgen werde ich die Möwe nach zweieinhalb Wochen wiedersehen, darauf freue ich mich.

Tag 16: Wutachschlucht

Frühgymnastik auf einer Wiese am Dorfrand in der Morgensonne. Nach dem Frühstück Brötchen geschmiert, dann ging’s gemeinsam mit dem Bus zur Wutachschlucht, dem einzigen Programmpunkt heute.

Durch die enge und steil abfallende Lotenbachklamm hinunter zur Wutach, von der Schattenmühle an nur noch in der Schlucht gewandert (mit Ausnahme eines erdrutschbedingten Umwegs zum Schluss), zwischen hellen Felsen aus quaderförmig abgebrochenem Muschelkalk, einem Urwald von Bäumen, deren oft komplette Bemoosung in der Sonne hellgrün leuchtete, an Geräuschen nichts als Vogelstimmen und das permanente leichte Rauschen des Wassers, so bin ich stundenlang gelaufen, diesmal ohne Zeitdruck – die, die durchheizen wollten, konnten voranlaufen und mussten halt an den Zwischenhalten entsprechend länger warten. Das Feld zog sich gegen Ende hin so weit auseinander, dass ich lange Zeit praktisch für mich alleine lief.

Insgesamt 16 Kilometer und vor allem durch den Umweg nochmal jede Menge Höhenmeter sind heute zusammengekommen. Meine Füße habe ich natürlich auf den letzten Kilometern gespürt, und jetzt bin ich rechtschaffen müde (schon im Bus zurück weggenickt), aber ansonsten war diese Wanderung, dieser Tag einfach wunderbar.