Archiv der Kategorie: Foto

Blaumeise

Wohnungsbesichtigungen

Seit kurz nach Weihnachten hängt der Brutkasten am Haus, wettergeschützt an einer Dachgaube, doch erst in den vergangenen Tagen kamen die ersten Interessenten zur Besichtigung. Immer paarweise, wie es sich für zukünftige Eltern gehört. Manchmal wechseln sie sich während des Besuchs ab und man ahnt den jeweils anderen vorm Einflugsloch anhand des flackernden Lichts. (Wenn es ganz dunkel wird, schaltet die Kamera übrigens auf Infrarot, d.h. das Bild wird für kurze Zeit schwarz-weiß.)

Spannend finde ich, dass die Kohlmeisen die Hütte spechtartig abklopfen („Hält der Kasten überhaupt?“), während die Blaumeise mehrfach ihre Flügel ausbreitet, als würde sie sie ausmessen („Kann man sich hierdrin noch bewegen?“).

Kohlmeisenvisite I
Kohlmeisenvisite II
Blaumeisenvisite I

Noch ein paar Screenshots:

Ich hoffe sehr, die Wohnung ist bald belegt.

Foto-Tipps für Ferienhaus-Vermieter_innen

Die Möwe und ich schwören auf Urlaub im Ferienhaus. Seit Jahren recherchieren wir für unsere Reisen Wohnungen auf verschiedenen Portalen und verfügen daher über etwas Erfahrung, die ich hier gerne teilen möchte.

Das Problem: Viele, die Ferienhäuser vermieten, scheinen nicht recht zu wissen, wie sie ihr Angebot im Netz bebildern sollen. Nicht wenige langweilen ihre potentiellen Gäste beispielsweise mit ermüdenden Raum-für-Raum-Fotostrecken. Das muss nicht sein. Deswegen hier meine besten Tipps:

  • Jeder weiß: Ist das Haus äußerlich schön, ist den Gästen alles andere egal. Zeigen Sie das Haus von außen, die schönen Blumenbeete, den Apfelbaum: fünfmal, siebenmal, zehnmal (erkennbare landschaftliche Lage drumherum ist optional). Wenn’s unbedingt sein muss, können Sie ja von innen ein Foto der 80erjahre-Couch hinzunehmen, das schafft zusätzliches Vertrauen.
  • Das wichtigste Prinzip in der Bildgestaltung ist die Isolierung des Objekts, das man darstellen will. Wählen Sie daher stets Perspektiven, auf denen man das unangenehm nahe Nachbarhaus nicht sieht.
  • Wenn Sie mehr als ein Objekt vermieten: mischen Sie die Bilder! So machen Sie immer gleich auch Werbung für die anderen Unterkünfte, und Ihre Gäste haben schon vor der Buchung Spaß, die unterschiedlichen Wohnungen und Grundrisse zusammenzupuzzeln.
  • Details! Wenn Sie schon Innenräume zeigen, beweisen Sie Ihren exquisiten Einrichtungsgeschmack und konzentrieren Sie sich auf Close-ups von Lampen, Vasen, Handtücher-Schwänen und Obsttellern.
  • Faustregel: Je kürzlicher etwas erneuert wurde (Dusche, Balkonmöbel, Espressomaschine, …), desto mehr Bilder davon und umso weniger vom Rest.
  • Die Ansicht eines Raums erschließt sich dem Betrachter erst durch mindestens 4 fast gleiche Fotos aus geringfügig unterschiedlicher Perspektive. Leicht veränderte Details in der Möblierung zwischen den Aufnahmen schaffen zusätzliche Spannung.
  • Niemanden interessiert die Küche.
  • Hochwertige, gut ausgeleuchtete Fotos wirken artifiziell und machen misstrauisch (überhöhte Preise?). Sehr viel bodenständiger und ehrlicher sind Handy-Aufnahmen. Blitz nicht vergessen!
  • Besucher aus dem weltweiten Internet wissen ja meist nicht, in welcher Gegend sie buchen, deswegen verzichten Sie wenn möglich gleich ganz auf Fotos der Wohnung zugunsten der wunderschönen Städte, Seen und Sportmöglichkeiten im Umkreis von 25 Kilometern, wegen denen die Gäste überhaupt kommen.
  • Bonustipp: Bei mit „Seeblick“ beworbenen Wohnungen vergessen Sie nicht das Foto von vor 12 Jahren, als die Bäume noch klein waren und man aus dem Abstellkammer-Dachfenster das Wasser sehen konnte.

Wenn ihr noch mehr gute Tipps habt, Leute, schreibt’s in die Kommentare! *Youtuber-Geste*

Sperlingskauz

Irgendwie bleibt es eulig-monothematisch, stelle ich fest. Ansonsten habe ich auch wenig zu erzählen. Die Arbeitswochen sind anstrengend, fliegen nur so vorbei und so versuche ich, wenigstens am Wochenende rauszukommen und Vögel zu sehen.

Expeditionen können ja nicht immer misslingen. Deswegen hatte ich gestern Abend kurzerhand die Karte gecheckt und meine Fototasche gepackt angesichts mehrfach in dieser Woche gemeldeter Sperlingskäuze in einem Wald in der Nähe und perfektem Wetter. Der Deal ist meist: kein Wecker. Wenn ich von alleine früh wach würde, dann würde ich die Stunde nutzen, aber länger schlafen täte auch mal gut. Nun, ich wurde dann wie meistens doch wach, zog mich an, fuhr eine Viertelstunde mit dem Auto über verlassene Straßen, und zum Sonnenaufgang lief ich in Frühlingsstimmung durch den uniformen und eigentlich langweiligen Forst zur Stelle, wo die Käuze gesichtet worden waren.

Nicht überraschend standen dort schon zwei andere Birder mit ihren Kameras, die mir den Vogel bereits zeigen konnten. In Folge sollten wir noch mehr werden: sechs Verrückte auf Ausschau nach einer gerade mal amselgroßen Eule so tief im Wald, dass in den folgenden zwei Stunden nicht einmal Jogger oder Radfahrer vorbeikamen. Die meisten anderen mit ihren 600er-Offenblende-4-Kanonenrohren auf schweren Stativen, neben denen ich mit meinem 400er Zoom mal angenehm unscheinbar blieb.

Ich hatte den Sperlingskauz vor dem heutigen Tag noch nie gesehen oder gehört, und obwohl es heißt, er sei weit verbreitet, wird er nur selten gesichtet. Eine winzige Eule mit ernstem bis strengem Blick und plattem Kopf, die neben den üblichen Kleinnagern auch gerne mal Singvögel schlägt, die fast so groß sind wie sie selbst. Insofern war es erstaunlich, dass Meisen und Finken ziemlich unbeeindruckt um sie herumflatterten. Leider blieb sie, vielleicht waren es auch zwei verschiedene, meist nur kurz sitzen, flatterte quer über die Lichtung, war immer wieder für eine Weile verschwunden oder hockte gerne auch irgendwo hoffnungslos von Zweigen verdeckt. Immerhin ließ sie sich von Zeit zu Zeit durch ihren flötenden Reviergesang wieder orten. Die Begegnung war jedenfalls toll und ich hoffe, ich bekomme diesen hübschen Waldbewohner irgendwann noch näher zu Gesicht.

Andere Eule

Nachdem ich vor einer Woche kein Glück mit den Sumpfohreulen hatte, aber schon am selben Abend an gleicher Stelle wieder welche gemeldet worden waren, fuhr ich gestern früh noch einmal hin. Wieder war weit und breit nichts zu sehen, so dass ich nach ein-zwei Stunden ohne Sichtung oder Foto wieder nach Hause fuhr. Nur um abends zu lesen, dass zur gleichen Zeit auf der anderen Seite des Hügels welche gesehen wurden. Mit Belegfoto. Es war zum Mäusemelken.

Da der heutige Sonntag versprach, noch einmal ausgesprochen schön zu werden, heute Morgen gleich wieder los. Diesmal für mehrere Stunden bei schönstem Wetter (und bei über 20 Grad weniger als am Wochenende zuvor), rund um den Hügel, stets mit Fernglas die Baumreihen und alle Zaunpfähle absuchend, wo sich diese Eulen auch oft niederlassen. Nichts. Als ich schon auf dem Weg zurück zur Landstraße war, entdeckte ich in mehr als einem Kilometer Entfernung eine eulenförmige Silhouette in einem Baum. Da keine Straße in der Nähe war, stapfte ich querfeldein los und siehe da: tatsächlich saß dort eine Eule! Allerdings keine Sumpfohr-, sondern eine Waldohr-, die mich etwas missbilligend beäugte, aber ein paar Fotos machen ließ, bevor ich mich wieder zurückzog. Ein schöner Trost, finde ich:

Was führ ein wunderbarer Wintertag. Ich fuhr durch Wolken von Eisstaub-Glitter, den der Wind von den Bäumen auf die Straße wehte. Die Schornsteine der Dörfer und Fabriken bildeten weiße Wolken, die Sonne glitzerte durch die angeeisten Zweige, und am Boden hatten sich die schönsten Kristalle gebildet. Soviel Licht wie an diesem Wochenende habe ich schon lange nicht mehr abbekommen – das reicht hoffentlich wieder eine Weile vor. (Und die Sumpfohreulen werde ich irgendwann noch finden.)