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Wasseramseln

Vor knapp zwei Jahren hatte ich meine erste Wasseramsel gesehen, und das nicht zufällig (obwohl man ihr in der Gegend an Flüssen mit klarem Wasser grundsätzlich begegnen kann), sondern gezielt an einer Stelle eine Autostunde entfernt in Oberfranken. Zum einen sind sie dort seit Jahren im Frühling absolut zuverlässig zu finden, weil ein Abflussrohr in einer alten Eisenbahnbrücke ihnen wohl Jahr für Jahr ein ideales Nest bietet, zum anderen kann man dort parken und sie aus dem Auto heraus aus wenigen Metern Entfernung betrachten, ohne sie zu beunruhigen. Schwierig sind nur die Lichtverhältnisse: Reinweiß- bis anthrazitfarbene, sehr flinke kleine Vögel im Brückenschatten, dahinter grelles Sonnenlicht. Aber ideal, um gestern das gute Wetter zu nutzen und die Möglichkeiten der Kamera auszutesten. (Nicht, dass ich einen besonderen Grund gebraucht hätte, einen Lieblingsvogel aufzusuchen. Gut, die Stunde Autofahrt macht schon ein bisschen schlechtes Gewissen. Obwohl… nein. :-)

Kaum den Motor abgestellt, sah ich schon die erste auf ihrem Stein gegenüber sitzen und reviermarkierend knicksen. Schnell zeigte sich, dass es ein Pärchen war, offensichtlich entweder noch bei der Besichtigung verschiedener Nistmöglichkeiten, oder schon in der Zeit zwischen fertigem Nest und Eiablage, denn beide flogen und tauchten die ganze Zeit herum praktisch ohne Nistmaterialien zu transportieren. Zwischenzeitlich waren sie immer mal wieder flussauf- oder -abwärts verschwunden, z. B. wenn sie von einem vorbeilaufenden Spaziergangshund vertrieben wurden, aber kamen eine Viertelstunde später mit ihrem lauten, kratzigen Ruf zurück. Und ich war glücklich, weil ich jede Menge Zeit hatte, Fotos und Videos von ihnen aufzunehmen. Highlight sind natürlich ihre unglaublich schnellen Tauchgänge in der starken Strömung. Ein Bonbon war aber auch der Moment, wo sich Wasseramsel und normale Amsel für kurze Zeit am Ufer trafen – und einander komplett ignorierten. Beide Arten haben außer ihrem deutschen Namen nichts gemein.

beim Putzen – zunächst in 4fach-Zeitlupe, dann noch einmal in normaler Geschwindigkeit
hier sieht man, wie sie eine gefangene Muschel auf dem Stein aufklopft
Das typische Knicksen samt Flügelschlag, bevor sie abtaucht. Man kann richtig sehen, wie sie sich unter Wasser fortbewegt.
das Pärchen gemeinsam
Tauch-Action! Einmal in Normalgeschwindigkeit und einmal in Zeitlupe. Bis sie im Wasser plötzlich von ihrem Partner angerempelt und mitgerissen wird.

Ich hatte aber auch noch nie soviel Aufwand mit der Nachbearbeitung. Nicht nur wollten aberhunderte von Serienfotos erst von der Kamera geladen und dann auf wenige Keeper eingedampft werden, auch die Videos habe ich gekürzt und reingezoomt und musste mich zum ersten Mal mit einer Schnittsoftware auseinandersetzen. Eigentlich hätte dieser ganze Blogeintrag ein komplettes Video werden können, samt eingeblendeter Fotos und Vertonung mit Originalsound, gesprochener Beschreibung, womöglich sogar Vlog-mäßiger Aufnahme meiner selbst unterwegs? Weiß aber nicht, ob ich da hin will, von den zustätzlichen Stunden an Aufwand ganz zu schweigen. Ich denke, ich kann meine Freude an den Tieren fürs erste auch so mit euch teilen.

Sie sind wieder da

Wie jedes Jahr bleiben sie nach ihrer Rückkehr aus Südeuropa einige Tage als Schwarm zusammen, bevor sie mit ihren Balzflügen beginnen und auf den Feldern und Wiesen ihre gut getarnten Eier legen. Sie haben es hier nicht leicht inmitten der Landwirtschaft und vielen Spaziergänger_innen; hoffentlich bringen sie dieses Jahr ein paar Junge durch. Für mich hat der Frühling mit der Ankunft der Kiebitze jedenfalls begonnen.

Blaumeise

Wohnungsbesichtigungen

Seit kurz nach Weihnachten hängt der Brutkasten am Haus, wettergeschützt an einer Dachgaube, doch erst in den vergangenen Tagen kamen die ersten Interessenten zur Besichtigung. Immer paarweise, wie es sich für zukünftige Eltern gehört. Manchmal wechseln sie sich während des Besuchs ab und man ahnt den jeweils anderen vorm Einflugsloch anhand des flackernden Lichts. (Wenn es ganz dunkel wird, schaltet die Kamera übrigens auf Infrarot, d.h. das Bild wird für kurze Zeit schwarz-weiß.)

Spannend finde ich, dass die Kohlmeisen die Hütte spechtartig abklopfen („Hält der Kasten überhaupt?“), während die Blaumeise mehrfach ihre Flügel ausbreitet, als würde sie sie ausmessen („Kann man sich hierdrin noch bewegen?“).

Kohlmeisenvisite I
Kohlmeisenvisite II
Blaumeisenvisite I

Noch ein paar Screenshots:

Ich hoffe sehr, die Wohnung ist bald belegt.

Foto-Tipps für Ferienhaus-Vermieter_innen

Die Möwe und ich schwören auf Urlaub im Ferienhaus. Seit Jahren recherchieren wir für unsere Reisen Wohnungen auf verschiedenen Portalen und verfügen daher über etwas Erfahrung, die ich hier gerne teilen möchte.

Das Problem: Viele, die Ferienhäuser vermieten, scheinen nicht recht zu wissen, wie sie ihr Angebot im Netz bebildern sollen. Nicht wenige langweilen ihre potentiellen Gäste beispielsweise mit ermüdenden Raum-für-Raum-Fotostrecken. Das muss nicht sein. Deswegen hier meine besten Tipps:

  • Jeder weiß: Ist das Haus äußerlich schön, ist den Gästen alles andere egal. Zeigen Sie das Haus von außen, die schönen Blumenbeete, den Apfelbaum: fünfmal, siebenmal, zehnmal (erkennbare landschaftliche Lage drumherum ist optional). Wenn’s unbedingt sein muss, können Sie ja von innen ein Foto der 80erjahre-Couch hinzunehmen, das schafft zusätzliches Vertrauen.
  • Das wichtigste Prinzip in der Bildgestaltung ist die Isolierung des Objekts, das man darstellen will. Wählen Sie daher stets Perspektiven, auf denen man das unangenehm nahe Nachbarhaus nicht sieht.
  • Wenn Sie mehr als ein Objekt vermieten: mischen Sie die Bilder! So machen Sie immer gleich auch Werbung für die anderen Unterkünfte, und Ihre Gäste haben schon vor der Buchung Spaß, die unterschiedlichen Wohnungen und Grundrisse zusammenzupuzzeln.
  • Details! Wenn Sie schon Innenräume zeigen, beweisen Sie Ihren exquisiten Einrichtungsgeschmack und konzentrieren Sie sich auf Close-ups von Lampen, Vasen, Handtücher-Schwänen und Obsttellern.
  • Faustregel: Je kürzlicher etwas erneuert wurde (Dusche, Balkonmöbel, Espressomaschine, …), desto mehr Bilder davon und umso weniger vom Rest.
  • Die Ansicht eines Raums erschließt sich dem Betrachter erst durch mindestens 4 fast gleiche Fotos aus geringfügig unterschiedlicher Perspektive. Leicht veränderte Details in der Möblierung zwischen den Aufnahmen schaffen zusätzliche Spannung.
  • Niemanden interessiert die Küche.
  • Hochwertige, gut ausgeleuchtete Fotos wirken artifiziell und machen misstrauisch (überhöhte Preise?). Sehr viel bodenständiger und ehrlicher sind Handy-Aufnahmen. Blitz nicht vergessen!
  • Besucher aus dem weltweiten Internet wissen ja meist nicht, in welcher Gegend sie buchen, deswegen verzichten Sie wenn möglich gleich ganz auf Fotos der Wohnung zugunsten der wunderschönen Städte, Seen und Sportmöglichkeiten im Umkreis von 25 Kilometern, wegen denen die Gäste überhaupt kommen.
  • Bonustipp: Bei mit „Seeblick“ beworbenen Wohnungen vergessen Sie nicht das Foto von vor 12 Jahren, als die Bäume noch klein waren und man aus dem Abstellkammer-Dachfenster das Wasser sehen konnte.

Wenn ihr noch mehr gute Tipps habt, Leute, schreibt’s in die Kommentare! *Youtuber-Geste*