Die Orkney-Inseln waren quasi immer schon von Menschen bewohnt, älteste Funde wurden auf 8-10 tausend Jahre v. C. datiert. Besonders viele Zeugnisse früher Besiedlung finden sich ab dem Neolithikum vor etwa 5000 Jahren. Einzelne Gebäude bis hin zu ganzen steinzeitlichen Siedlungen für an die hundert Bewohner haben die Jahrtausende unter Sand und Erde überdauert. Zu diesem Erbe gehört auch der Ring of Brodgar, große Feldblöcke in einem großen Kreis angeordnet und noch tausend Jahre früher errichtet als das bekannte Stonehenge im Süden Englands. Am Vormittag wanderten wir von dort die kleine Landzunge zwischen den Seen Harray und Stenness entlang bis zu den ganz ähnlichen Stones von Stenness und nach einem Picknick (Tee, Käsebrot, Minitüte Chips und ein Schokoriegel – unsere schottische Normverpflegung) wieder zurück.
Nach einem Spaziergang durch den Hauptort Kirkwall und Einkaufen ließen wir den Rest des Nachmittags mit Lesen und Herumschlumpfen im Cottage verstreichen. Abends gab’s panierten Fisch und Bratkartoffeln. Als sich gegen neun abzeichnete, dass die Sonne trotz einiger Wolken womöglich sichtbar untergehen sollte, machten wir uns noch einmal auf zum Ring of Brodgar und konnten die Steine so noch einmal in richtig mystischem Abendlicht sehen. Rundherum wummerten die Bekassinen in der Luft, ein Sound, den ich seit Jahren nicht mehr gehört hatte und der mich sehr froh gemacht hat.
In aller Frühe aufgewacht und alleine zu den Birsay Moors aufgebrochen. Ein Grund für Orkney als Reiseziel war neben der Landschaft und überhaupt Schottland die Vielfalt der Vogelarten und die hervorragende Infrastruktur zur Beobachtung. Alleine auf Mainland finden sich 6 Naturreservate des RSPB, teilweise mit tollen Beobachtungshäusern, alleine 5 im Umkreis von 10 Kilometern zu unserer Unterkunft, mit Habitaten (gibt es das als Plural?) von Moor und Hochheide bis hin zur Steilküste. Einer dieser Unterstände war am Rand eines Moors, und ich hoffte, dort Sterntaucher, Rohrweihen und Sumpfohreulen zu sehen. Sterntaucher waren tatsächlich dort, wenn auch nur ein Paar und recht weit entfernt, aber von den Greifvögeln keine Spur. Ich verbrachte bestimmt anderthalb Stunden dort, natürlich gab es auch verschiedene Enten, Graugänse mit ihren Jungen und die obligatorische Skua von Zeit zu Zeit, aber sonst war nicht viel los. Ein anderer Unterstand in der Nähe war auch nicht viel ergiebiger, wenn auch immerhin Pfeifenten dabei waren, die ich bislang nur ein einziges Mal im Donauries bei Günzburg gesehen hatte.
Zurück zuhause verbrachten wir den Nachmittag lesend (und schlafend), bis wir am späten Nachmittag beschlossen, noch einmal die östliche Inselkette über die Barriers entlang bis zur Südspitze von South Ronaldsay zu fahren, von der aus man gut das erstaunlich nahe schottische „Mainland“ und die Küste bei Thurso sehen konnte. Wir aßen aus Hunger eine Kleinigkeit in einem abgelegenen Restaurant (wo mir beim Schild „Bistro“ eigentlich sowas wie Pommes vorgeschwebt war – aber der Salat mit dem geräucherten Orkney-Lachs war dann sehr lecker) und fuhren mit einigen Aussichtspausen wieder zurück – wobei mich an einer der Barriers auch noch ein Paar Sterntaucher zum abrupten Anhalten und fotografieren brachte. Insgesamt hatte uns der Wind an dem Tag etwas ausgekühlt, da tat ein Rindereintopf mit Möhren und Kartoffeln abends richtig gut. Ich schlief früh ein; offenbar kam immer noch Müdigkeit aus der Zeit vor dem Urlaub durch.