Orkney – Tag 3

Das Wetter versprach wechselhaft, aber auch schön zu werden. Nach dem Frühstück fuhren wir nach Stromness, den zweitgrößten Ort von Orkney Mainland. Der Ortskern ist eigentlich eher ein Ortsfaden – eine lange, enge Gasse die Küste entlang, die man hinter den Häusern kaum zu sehen bekommt. Unser Spaziergang begann mit einem kräftigen Schauer, der aber der letzte sein sollte, dessen Tropfen uns an diesem Tag erreichten. Hinter dem Ort ging es vorbei an einem Golfplatz um eine kleine Landzunge, von der aus man die direkt gegenüberliegenden Inseln Hoy und Graemsay sieht. Die meisten der rund 70 Orkney-Inseln sind recht flach oder etwas hügelig, nur die spärlich bewohnte Insel Hoy sticht mit ihren fast 500 m heraus und ist daher auch an den verschiedensten Orten am Horizont zu sehen.

Auf dem Golfplatz tummelten sich Steinschmätzer, Stare und Kaninchen, und am Wasser Eiderenten, Saatkrähen, Rotschenkel und Möwen. Inzwischen schien wieder die Sonne, der Wind war erträglich, und unser Spaziergang rund um Stromness führte uns schließlich über Felder zurück zum Ausgangspunkt, untermalt vom ständigen Sound blubbernder Brachvogelrufe, der uns die ganzen zwei Wochen begleiten sollte.

Nach einem Kaffee und Kuchen in einer sehr heimeligen Teestube fuhren wir weiter die Küste hinauf bis zum Strand von Marwick Head, einem Naturreservat des britischen Vogelbunds RSPB. Während wir vom Strand aus die Küstenlinie hoch wanderten, lieferte das Schauerwetter um uns herum ein tolles Schauspiel von Licht, Wolken und Meer, mit uns im Sonnenlicht. Die Steilküste von Marwick Head unterhalb des Memorials war schon voll besetzt mit tausenden Lummen und Tordalken, die in den kommenden Wochen auf den winzigen Felssprüngen ihre Eier ausbrüten würden. Dazu kreisten Eissturmvögel um die Klippen, Basstölpel und Krähenscharben flogen geschäftig übers Wasser, und von Zeit zu Zeit patroullierten düstere Skuas die Felslinie entlang. Hach!

Am Strand waren noch jede Menge Brachvögel, Brandenten, Dreizehenmöwen und Seeschwalben unterwegs, und auf dem Rückweg nach Hause machten wir noch in einem RSPB-Unterstand am Moor halt, von dem aus man vor allem jede Menge Entenarten bequem und aus nächster Nähe beobachten konnte. Zuhause gab es Nudeln mit geschmorter Paprika (eines meiner schlichten Lieblingsessen), und der Tag ging gemütlich mit Lesen und Recherchieren für die nächsten Ausflüge zuende.