Früh ging es los nach Norden Richtung Shiant Isles, einer kleinen, unbewohnten Inselgruppe zwischen dem Festland und den äußeren Hebriden. Das Wetter war ruhig mit einem weiten Himmel, den ich stundenlang anschauen könnte. Es wurde aber zunehmend grauer. Auf dieser Strecke sah ich dann meinen einzigen Delfin der ganzen Reise, und auch nur ganz kurz, glücklicherweise mit Kamera um den Hals. Ein anderes Mal surfte eine Gruppe großer Tümmler in der Bugwelle, aber da war ich gerade mal für fünf Minuten unter Deck und bekam nichts mit. Schade.
Wir ankerten am späten Vormittag in der Bucht vor der Hauptinsel, wurden am Strand abgesetzt, wie immer mit dem Schlauchboot, und hatten dann gut zwei Stunden, um die Insel zu erkunden, oder zumindest den weniger steilen, breiteren Südteil. Luft und Wasser dort waren komplett voller Vögel: Tordalken, Papageitaucher, Lummen, Möwen, Krähenscharben – ein ununterbrochener Strom von Vögeln, der geschäftig aufs Meer hinaus und mit Futter zurückflog, zusammen mit anderen kreiste, oder sich auf dem Wasser ausruhte oder putzte. Wahnsinn.
Vorbei an einer Hütte von Wissenschaftlern und Freiwilligen, die auf der Insel z. B. gerade frisch Tordalken beringt hatten, liefen wir über knietiefes Gras und Moose, sahen große Skuas, wie sie unter anderen Mike, unseren ältesten Passagier, attackierten (siehe Foto unten), der das ziemlich unbeeindruckt durchstand, außerdem Strandpieper, einen wunderschönen Falter und Eissturmvögel, die an einer Klippe nisteten.
Als uns unser Skipper wieder mit dem Schlauchboot eingesammelt hatte, fuhren wir noch einmal langsam am eigentlichen Brutfelsen vorbei. Was für ein großartiges, aufregendes Gefühl, inmitten so vieler Vögel zu sein.
Es folgen ein paar Vogelfotos. Da müsst ihr jetzt durch.
Große Skua (Raubmöwe)
„Horrible, horrible birds“, sagt Tim, unser Skipper. Und tatsächlich haben diese Vögel etwas Gewalttätiges, Düsteres an sich, nicht nur weil sie Menschen angreifen, die ihren Nistplätzen zu nahe kommen. Meine erste Begegnung mit ihnen (am Ende des Beitrags) werde ich nicht vergessen.
Tordalken mit ihrer superschicken Kopfzeichnung
Trottellummen und eine Krähenscharbe (eine Kormoran-Art).
und natürlich: PUFFINS!
Wir umkreisten noch die weiteren Felsen der Inselgruppe und sahen Robben, Krähenscharben, Küstenseeschwalben und einen großen, graubraun gefleckten Vogel, der sich erst aus der Nähe als junger Basstölpel entpuppte.
Ursprünglich hatte Tim gehofft, Lewis auf dem nördlichen Weg zu umfahren, rund um den Butt of Lewis (die Landspitze heißt wirklich so). Leider waren zunehmender Wind und Regen vorhergesagt, so fuhren wir „untenherum“, durch den Sound of Harris bis nach West Tarbert und ankerten im dortigen Loch. Falls sich wer wundert: Geographisch handelt es sich nur um eine Insel, aber historisch gewachsen trägt sie die Namen Lewis (für den nördlichen) und Harris (den südlichen Teil). Eine lange, anstrengende Fahrt.