Wish I Was Here

Vor knapp anderthalb Jahren machte ein Kickstarter-Projekt von sich reden, bei dem Zach Braff für die finanzielle Beteiligung an einem ganzen Spielfilm warb, der Wish I Was Here heißen sollte. Braff, den die meisten wohl aus der TV-Serie Scrubs kennen, hatte mit Garden State vor zehn Jahren schon einmal einen Spielfilm abgeliefert, für den er Autor, Hauptdarsteller und Regisseur war, und da ich diesen Film sehr mag, war ich für eine kleine Summe dabei. Als dann noch während der Funding-Zeit ein Vorab-Screening des Films in Berlin als Reward angeboten wurde, stockte ich den Beitrag auf und die Möwe kam dazu. Auf den überwältigenden Erfolg der Kickstarter-Kampagne und die darauf folgende Kritik will ich hier gar nicht eingehen; wir wollten, dass dieser Film realisiert würde, und die mit der Beteiligung verbundenen Rewards waren es uns wert.

Während der Produktion gab es in Folge regelmäßig Videos und andere Beiträge, ein Streaming des Soundtracks, und wir konnten uns Produktionsfotos und T-Shirts aussuchen. Und vergangenen Montag schließlich war die Vorab-Premiere im Zoo-Palast in Berlin, zu der Zach Braff selbst kam, neben ein paar Hundert Kickstarter-Backern wie uns und ein paar anderen aus meiner kuscheligen Twitter-Filterblase wie z. B. @ruhepuls, oder @jensscholz und @serotonic samt Begleitung, mit denen wir anschließend noch in der Nähe in der lauen Abendluft sitzend etwas getrunken und uns wunderbar unterhalten haben.

Und der Film, gezeigt in Originalfassung mit deutschen Untertiteln, hat nicht enttäuscht. Es war – nicht buchstäblich mit denselben Figuren, aber in Erzählweise und Atmosphäre – eine Art Fortsetzung von Garden State, zehn Jahre später, wenn inzwischen Familie und Arbeit das Leben bestimmen und die ersten Fragen auftauchen, was eigentlich aus den Träumen wurde, wo es sich lohnt daran festzuhalten oder wo sie womöglich verhindern, dass man sich weiterentwickelt. Auch wenn die Grundthemen der Geschichte (Vater-Sohn-Konflikte, Tod eines Elternteils, Familienverantwortung vs. Selbstverwirklichung, …) sicher schon tausendmal behandelt wurden, so schafft der FIlm doch, einen zu fesseln und die Balance zwischen Komödie und witzigen Dialogen auf der einen und bewegenden, tragischen Momenten auf der anderen Seite zu halten, nicht zuletzt unterstützt vom wie schon bei Garden State hervorragend ausgewählten Soundtrack und im Gedächtnis bleibenden Bildern.

Die Darsteller sind allesamt großartig besetzt, ganz besonders Kate Hudson, die die beeindruckendste Szene des Films hat; auch die beiden Kinder waren toll. Und auch, wenn der Film den Bechdel-Test wohl nicht besteht, so sind es am Ende tatsächlich Mutter und Tochter, die auf ihre Weise die größte Stärke zeigen und am erfolgreichsten etwas dafür tun, dass die Familie nicht zerbröselt. Ich hätte mich gefreut, wenn vor allem die Figur der Mutter mehr eigenen Raum bekommen hätte.

Während der Vorführung gab es neben viel Gelächter über die Gags auch Szenenapplaus, etwa wenn Jim Parsons oder Donald Faison in ihren Nebenrollen auftreten. Zach Braff stand dann nach langem Schlussapplaus – trotz einer offensichtlichen Erkältung – noch über eine Stunde Rede und Antwort zu Fragen nach Kickstarter, dem Dreh, einzelnen Szenen, Schauspielern, Musikauswahl und seine nächsten Projekte. Was für ein Sympath, und was für ein herzerwärmender Film. Die Deutschlandpremiere ist am 9. Oktober.