In punkto Birding war dieser Urlaub unspektakulär. 52 wohlbekannte Arten in zwei Wochen – und das in einer ganzen Region mit verschiedenen Habitaten, in denen wir unterwegs waren – da kann man zu einer anderen Jahreszeit an einem einzigen Morgen an einem See mehr begegnen. Aber es war auch kein primäres Ziel der Reise. (Auch wenn ich mich über ein, zwei Lifer, d.h. Erstsichtungen durchaus gefreut hätte.)
Dafür lebte eine ganze Reihe See- und Uferbewohner vor unserer Nase: Mehrere Stockenten mit Anhang, darunter vor allem eine, die mit ihrem „Teenie“ gerne auf unserem Steg ruhte und die ich bald ins Herz geschlossen hatte. Dann Familien von Haubentauchern, Blässhühnern und Schwänen, drei Flussseeschwalben und mehrere Rohrweihen, die immer mal wieder über dem Schilfufer jagten, Kormorane, Graureiher, Gänse, Spechte und jede Menge Singvögel sowie ein einsamer Storch. Auch die Inselfahrten haben dem nicht viel hinzugefügt: Mal ein Kolkrabe, mal ein paar Eiderenten, ein Trupp Nonnengänse oder ein Mehlschwalbennest unter dem Vordach eines Hafenhäuschens.
Dann gab es Insekten rund ums Haus, verschiedene Falter, ein paar Hornissen, aber vor allem die vielen Blaupfeile, die auch schon mal einen Kohlweißling oder Zitronenfalter verputzten, wenn sie nicht allein oder im Tandemflug über Wiese und Wasser sausten oder sich irgendwo sonnten.
Ein besonderes Erlebnis war ein Spaziergang an einer kleinen Landzunge unter Naturschutz, an der zu Zugzeiten im Frühling und Herbst tausende von Vögeln rasten sollen. Als wir dort waren: außer einer Handvoll Kormorane und ein paar Bluthänflingen überhaupt nichts. Immerhin stand dort das komfortabelste und schönste Vogelbeobachtungshäuschen, was wir je sahen (und das will was heißen, wenn man die britischen RSPB-Hides kennt). Aber nicht nur begegneten wir einer stattlichen Ringelnatter, bei deren unerwartetem Anblick man tatsächlich erst einmal erschrecken kann, sondern sahen auch unglaublich viele Schmetterlinge, die um eine Handvoll Kratzdisteln am Strand flatterten: Tagpfauenaugen, Kleiner Fuchs, Bläulinge, Ochsenaugen, Wiesenvögelchen, Kohlweißlinge und sogar ein Kaisermantel (mein erster), dazu verschiedenste andere fliegende Insekten. Und auf dem Rückweg durch ein Wäldchen sah ich auch noch meinen ersten Braunen Waldvogel.
Kurz nach unserer Ankunft hatten wir uns für eine vielversprechende Tour im Åsnen Nationalpark angemeldet: Vier Stunden mit einer Guide morgens per Boot durch die Seenlandschaft, um Fischadler bei der Jagd, Seeadler und Prachttaucher zu sehen, mit Chancen auf Otter und Elche (die wir auch sehr gerne einmal sehen wollten). Am Vortag dann die Absage: unsere Guide hatte Corona. So schade, wir hatten uns sehr darauf gefreut.
Nach einiger Recherche im Netz fanden wir ein Trostpflaster: ein mehrere Quadratkilometer großer Safari-Park, in dem verschiedene Wildtierarten leben: Mufflons, Bisons, Rot- und Damwild, Wildschweine und sogar wenige Elche. Man kann mit seinem Auto in Schrittgeschwindigkeit einen mehrere Kilometer langen Rundweg befahren, auch mehrfach (Ausstieg nicht erlaubt) und die Tiere beobachten, sofern sie sich denn zeigen. Viele Rezensenten im Internet beschweren sich, die Elche nicht gesehen zu haben, aber wir hatten Glück! Vielleicht lag es auch daran, dass wir nicht zur Mittagszeit in den Park fuhren, sondern erst kurz vor Einlassschluss am Abend, wo die Tiere wieder verstärkt aus dem Dickicht kommen, jedenfalls entdeckte ich zwei versteckt auf einer Wiese und dann lief auch noch ein dritter über unseren Weg. Ich bin ja kein besonderer Fan von Zoos und Wildgehegen mehr, aber dieses Gelände war so weitläufig und die Tiere so frei in ihrer Bewegung, dass ich es okay fand.
Wie lieb sehen bitte Elche aus mit ihren flauschigen Geweihen?
(Das war der dritte und letzte Teil der Urlaubsfotos.)