Archiv der Kategorie: Reisen

Landschaften

Erdgeschichtlich gehört Island mit seinen 20 Millionen Jahren ja ohnehin zu den jüngeren Landmassen, durch vulkanische Aktivität zwischen den auseinander driftenden Kontinenten Europa und Amerika entstanden. Nochmals deutlich jünger sind jedoch einige der Westmännerinseln, die vor der südwestlichen Küste liegen, insbesondere die Insel Surtsey (entstanden 1963, nur Wissenschaftlern zugängig) und einem größeren Teil der Hauptinsel Heimaey, der erst bei einem Ausbruch 1973 gebildet wurde. Damals entstand ein neuer Vulkan (Eldfell), und über ein halbes Jahr war nicht sicher, ob die etwa 5.000 Bewohner überhaupt je zurückkehren konnten. Nicht nur wurde ein größerer Teil des Orts unter Lava und Asche begraben; mit großen Anstrengungen wurden auch Unmengen von Meerwasser auf die sich vorwälzende Lava gepumpt, wodurch man sie am Ende so eben davon abhalten konnte, den für die Insel und ihre Fischerei überlebenswichtigen Hafen vom Meer abzuschneiden. Ein Wunder, dass damals nur ein einziger Bewohner ums Leben kam, und das auch nur, weil er wohl zu früh ohne Gasmaske den Keller seines übrig gebliebenen Hauses betrat.

Heute kann man den etwa 200 Meter hohen Krater besteigen (ebenso wie den des ein paar tausend Jahre älteren Helgafell nebenan), und hat je nach Wetter eine grandiose Aussicht auf die gesamte Insel und mit etwas Glück bis rüber aufs Festland, seine Berglinien, Gletschervulkane (direkt gegenüber den Westmännerinseln liegt der Eyjafjallajökull, ja genau, der Unaussprechliche mit der Aschewolke) und die kilometerweit Richtung Meer ausgedehnten, öden Sanderflächen.

Übrigens kann man jetzt jedes Bild groß klicken! Eines der Features, auf die ich mich mit dem Blogwechsel sehr gefreut habe. Ganz abgesehen von der automatischen Collage, die ich früher mühsam mit Taschenrechner und stundenlanger Kleinarbeit von Hand basteln musste. Die größte Arbeit besteht nur noch darin, die Fotos zu betiteln.

Ach ja: In der Feed-Ansicht funktionieren Collage und die damit verbundene Galerie übrigens nicht. Für den vollen Spaß müsst ihr also rüber auf die Blogseite kommen.

Nochmal Island

Das war kurz, aber schön – gerade mal zehn Tage Urlaub auf Island, aber wir wollten nach der großartigen Reise im vergangenen Jahr unbedingt wieder hin, und da der dortige Sommer nur von Juni bis August reicht, war das das einzig mögliche Zeitfenster für uns zwei. Nachdem wir im letzten Jahr in zwei Wochen 2800 Kilometer rund um die Insel gefahren waren (zu irrwitzigen Mietwagenpreisen trotz kleinstmöglichem Modell), wollten wir uns diesmal vor Ort nur mit Überlandbus und Fähre fortbewegen, was auch erstaunlich gut und bezahlbar funktionierte. So verbrachten wir eine Woche auf den Westmännerinseln plus ein paar Tage in Reykjavik. Aus dem ursprünglich geplanten Ausflug ins Hochland wurde leider nichts, weil die Hütten schon Anfang Januar ausgebucht waren. Aber es müssen ja auch noch ein paar Highlights übrig bleiben, wegen derer man unbedingt noch mal hin muss.

So sind wir auf der Insel Heimaey eine Woche lang jeden Tag bis zu sieben Stunden gewandert, Vulkane und andere Berge rauf und runter, die Steilküsten entlang und über Schafwiesen und Lavafelder, bei Sonne und in strömendem Regen, haben Schafe, Pferde und Unmengen Vögel gesehen, tagsüber Käsebrote und Kekse zu Thermoskannentee gegessen und uns abends in unserem Gästehaus bekocht oder die leckeren Fish und Chips im Fiskibarinn gegessen. Höhepunkt war sicher die zweieinhalbstündige Bootstour rund um die Insel, auf der wir nicht nur den ganzen Felsen mit brütenden Papageientauchern, Eissturmvögeln, Möwen, Lummen, Tordalken und Gryllteisten nahe kamen und leuchtende Grotten sahen, sondern auch inmitten eines Rudels Orcas dümpelten, das sich derzeit sogar vom Land aus zu sehen an der Westküste der Insel herumtreibt. Wahnsinn.

Die letzten zwei Tage Reykjavik waren dann noch ein schöner Abschluss, um einige Versäumnisse von letztem Jahr nachzuholen, z. B. auf die Hallgrimskirkja zu steigen oder den alten Friedhof zu besichtigen, und schließlich auf dem Weg zum Flughafen einen Umweg über die touristischste Einrichtung Islands zu nehmen, die Blaue Lagune. (Kurzkritik: teuer und durchkommerzialisiert bis ins Detail, aber schon auch großartig. Kann man also mal machen).

Die Möwe arbeitet heute schon wieder, ich habe noch ein paar Tage frei, und spätestens am Montag geht es auch für mich wieder auf der Arbeit rund. Bis dahin ist erfahrungsgemäß auch meine Gesichtsfarbe wieder weg (ohne Sonnencrème und nach soviel draußen Herumlaufen bin ich diesmal tatsächlich brauner als nach jedem Mittelmeerurlaub), aber es bleiben die Eindrücke und Bilder von einem begeisternden Fleck Erde (von denen ihr in den nächsten Tagen noch ein paar zu sehen bekommt).

Déjà vu

Heute bekam ich eine Mail mit einem Link, unter dem man erstmals in den Stream des Soundtracks von Wish I Was Here reinhören konnte. Das war Teil der Rewards für meine Unterstützung der Kickstarter-Kampagne zum Film. Unter anderem gefiel mir ein Song von Bon Iver, etwas kitschig-melancholisch, ein wenig akustische Gitarre, also ungefähr das, was ich gerne mal mit einem Gute-Nacht-Tweet verlinke. Ich googelte danach und fand dieses Video, und dann spielt die Eingangsszene in einer kleinen Dachkammer, in der ich selbst schon stand. Ganz merkwürdiger Moment. Die Kammer gehört zu einem historischen Häuschen im Heimatmuseum von Skogar / Island. Und auch die dann folgenden, grandiosen Landschaften an der Südküste Islands kenne ich noch vom letzten Jahr, ausgenommen nur die Szene im Hochland am See. Was für ein schöner Zufall, wo wir in drei Tagen wieder dort sein werden.

Gute Nacht, liebes Netz.