(Der Timeline fern zu bleiben heißt ja nicht, mit einem Mal keine twitterwürdigen Gedanken mehr zu haben. Außerdem hatte ich noch ein paar Retweets übrig. Dann eben hier.)
The real reason my startup was successful – Ein Selfmade-Millionär darüber, wie viel von seinem Erfolg selfmade war. Sehr anschauliche Darstellung, was diese Privilegien sind, von denen man so viel liest.
Nach ausführlicher Beobachtung vom Arbeitsplatz aus kann ich sagen: Am neuen Bürostandort fällt Schnee schräg von links unten nach rechts oben.
Sommerreise ist gebucht. Wohl die teuerste, die wir uns jemals vorgenommen haben. Aber auch etwas Außergewöhnliches – noch einmal Schottland, aber diesmal über eine Woche lang an Bord eines kleinen Schiffs, das die Hebriden umrunden, unbewohnte Inseln ansteuern und einer Menge toller Tiere begegnen soll. Ich freue mich riesig, auch wenn wir jetzt noch über ein halbes Jahr darauf warten müssen.
Ich habe noch nie viele Kosmetikprodukte gekauft. Aber das hier muss ich haben.
Was 2016 nicht so schön war: die Gesundheit. Die Hälfte des Schottlandurlaubs weitgehend invalid in der Unterkunft herumzuhängen, auch Wochen danach noch Tag für Tag mit Rückenschmerzen herumzuhumpeln, vom Arzt in anderer Sache Sätze wie „dafür sind Sie eigentlich noch zu jung“ zu hören – in dem Jahr wurde ich zum ersten Mal ernsthaft damit konfrontiert, dass mit der zweiten Hälfte der 40er auch der Körper nicht mehr so selbstverständlich und sorgenfrei funktioniert wie früher. Und kurz vor Weihnachten hat auch die Möwe nachgelegt. Nicht schön. Damit ist auch ein Thema für 2017 gesetzt: Nachhaltig fitter werden. Dass mein Arbeitgeber mir nach drei Jahren auf der Warteliste für diesen Frühling endlich den Termin für ein dreiwöchiges Gesundheitstraining im Schwarzwald zugeteilt hat, passt schon mal sehr gut.
Der geschenkt bekommene Noise-Cancelling-Kopfhörer kann seine Stärken angesichts spärlich anwesender Kolleg*innen zwar noch nicht ausspielen, aber verspricht ebenfalls eine gute Verteidigungswaffe Hilfe fürs Großraumbüro zu werden.
Ebenfalls hätte ich 2016 gerne darauf verzichtet zu erleben, wie viele Menschen sich darin gefallen, Hass, Rassismus und generell eine Spaltung der Gesellschaft zu akzeptieren, wenn nicht voranzutreiben. Brexit, Erdogan, Trump, AfD – die Lust an der Demontage von Minderheitenrechten und gesellschaftlichem Zusammenhalt ist trotz hoffnungsvoller Gegenmomente erschreckend. Ich bin dünnhäutig geworden und kann den Ton, mit dem selbst in der Kuschelgruppenecke meiner Twittertimeline direkt oder indirekt (z. B. in verlinkten Texten) auf andere eingedroschen wird, nurmehr schwer ertragen. Daher bleibt Twitter fürs erste aus und ich twittere sozusagen im Blog. Auch wenn das – verglichen mit meinen schon nicht übermäßig vielen Followern auf Twitter – hier quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit passiert. Aber seelisch muss ich dieses Jahr eine neue Balance finden und das Dämpfen täglicher Weltschmerzreize gehört dazu. (Ich weiß sehr wohl, dass es ein Privileg ist, das überhaupt tun zu können.)
Was 2016 schön war: Fünf Jahre nach dem Umzug endlich erste Schritte in der Kirchengemeinde getan. Gemeinsam mit anderen Gottesdienste vorbereitet, gelesen, sogar etwas vorgesungen. Liturgie war immer schon mein Steckenpferd, und diese Möglichkeit mich einzubringen hat mir gefehlt. Abgesehen davon, dass wir damit auch langsam im Viertel Wurzeln schlagen und schon eine ganze Reihe sehr freundlicher Leute kennengelernt haben.
2016 seit langem mal wieder viel Musik entdeckt und/oder über neue Alben gefreut:
Marble Sounds, „Toutou“ (melodiöser Pop aus Belgien)
Bon Iver, „Bon Iver“ und „22, A Million“ (ja, ich kannte bis zu diesem Jahr nur „Holocene“, der Hype nach ihrem ersten Album war ganz an mir vorbeigegangen)
Die Höchste Eisenbahn, „Wer bringt mich jetzt zu den Anderen“ (Die Band kannte ich bis zur Empfehlung durch @jholofernes auch noch nicht. Bisschen vernuschelter Gesang, aber schöne Textzeilen und herzerwärmende Arrangements.)
Dream The Electric Sleep, „Beneath the Dark Wide Sky“ (Hardrock mit guter Stimme, erinnert an bessere Sachen aus den 80ern)
Radiohead, „A Moon Shaped Pool“ (Lieblingsalbum des Jahres)
The Notwist, „Superheroes, Ghostvillains and Stuff“ (Super Album. Ich bin ja eher der Studioalbum-Typ, weil meist besser eingesungen und arrangiert. Aber was The Notwist live aus den Songs rausholt, ist großartig.)
Nico Muhly, „A Good Understanding“ (entrückende Chormusik)
Die Gesellschaft entsolidarisiert sich immer mehr, die Empathie nimmt ab und die Menschen verrohen. Früher gab es nicht so viel Gewalt und Gleichgültigkeit. In so vielen Diskussionen, ob in den Medien oder mit Verwandten, Kollegen oder Nachbarn kommt diese Wahrnehmung offen oder implizit zum Ausdruck.
Und ich frage mich immer: Welches Früher meinen die? Wann war diese goldene Zeit, in der man sich umeinander gekümmert und Rücksicht genommen hat? In welches Früher wünschen sich die Leute zurück?
Ja, es gibt noch so viel zu tun, es gibt Unrecht und Gleichgültigkeit und reaktionären Backlash und rohe Gewalt. Aber es wird besser. Langsam vielleicht und mit Rückschlägen, aber besser.
Es tut gut, nach Jahren überhaupt mal wieder auf Fortbildung zu sein (die ersten 2 von insgesamt 12 Tagen bis zum nächsten Sommer) und das auf einem sehr hübschen Schloss oberhalb der Donau mit guter Küche. Dieser Kurs soll Nicht-Medizinern wie mir im Schnelldurchlauf Grundlagen der Anatomie, Physiologie und klinischen Disziplinen vermitteln. Reste aus Schulwissen und viele Details aus meiner Arbeit fügen sich gerade mit für mich neuen Erkenntnissen zu einem neuen Gesamtbild.
Wie verschiedene Regelkreise den Blutdruck beeinflussen, um ihn an den momentanen Bedarf anzupassen. Wie (meist durchaus unappetitlich anzusehende) Bindegewebe, Knorpel etc. perfekte Stütze, Schutz und Beweglichkeit ermöglichen. Wie sich die Natur physikalische Prinzipien im Körper zunutze macht, ob es z. B. um mechanische Kräfte oder Elektrizität geht. Wie aus Stammzellen alle möglichen Arten hochspezialisierter Zellen entstehen. Wie die Erbinformation in den Zellen symbolisch wie eine Folge kleiner Computerprogramme zur Bildung von Proteinen funktioniert, und ich unweigerlich an die Turingmaschine denken muss, diesen in den 30ern erfundenen hypothetischen Computer, wie er seine Codebänder entlangläuft – ganz wie die Ribosomen an der mRNA. Mit welchen Strategien der Körper versucht, mit Verletzungen wie z. B. Knochenbrüchen zurechtzukommen. Und so weiter.
Die Rede vom Wunderwerk des menschlichen Körpers geht einem ja leicht über die Lippen. Aber heute habe ich echte Ehrfurcht verspürt, auf welche unglaublich komplexe und wunderbare Weise unsere Existenz überhaupt erst möglich ist.