Wie jedes Jahr bleiben sie nach ihrer Rückkehr aus Südeuropa einige Tage als Schwarm zusammen, bevor sie mit ihren Balzflügen beginnen und auf den Feldern und Wiesen ihre gut getarnten Eier legen. Sie haben es hier nicht leicht inmitten der Landwirtschaft und vielen Spaziergänger_innen; hoffentlich bringen sie dieses Jahr ein paar Junge durch. Für mich hat der Frühling mit der Ankunft der Kiebitze jedenfalls begonnen.
Haben Sie schon bei der zum Wahl zum Vogel des Jahres 2021 abgestimmt? Sie läuft noch bis zum 19. März – und der Kiebitz ist auch dabei. 1996 wurde er schon einmal dazu gekürt.
Dieser „Deutschland-sucht-den-Supervogel“-Contest läuft ja in Etappen schon seit ein paar Monaten und nervt mich sehr. Sicher, man will Interesse und Beteiligung in der Bevölkerung für das Thema Vögel erzeugen. Aber was für ein Unsinn, Arten gegeneinander antreten zu lassen, wenn es heute mehr denn je um den Blick für und die Bewahrung ihrer Vielfalt geht. Ich weigere mich jedenfalls, irgendeinen „Favoriten“ zu wählen. :)
Ich fasse es nicht als einen Contest auf. Mich hat jedoch etwas erstaunt, dass unter den Finalisten auch Vögel sind, die nicht gefährdet sind (OK, eine Art gilt als allgemein unbeliebt).
wenn es heute mehr denn je um den Blick für und die Bewahrung ihrer Vielfalt geht.
Was für eine Kampagne sollte Ihrer Meinung nach der Nabu denn stattdessen machen, die öffentichkeitswirksam ist und bei vielen Menschen Interesse für Vögel und ihre Vielfalt weckt?
Ich finde, es hätte kein Wettbewerb sein sollen, wo man verschiedene Arten in Konkurrenz setzt. Zum einen, weil es sich einfach falsch anfühlt und zum anderen, weil per Definition 95% aller Teilnehmer_innen enttäuscht werden, dass ihr Favorit nicht gewinnen wird. Und es schafft auch Unmut; die Birder, die ich kenne, sind größtenteils sauer, weil die Straßentaube im ersten Durchgang ganz vorne lag – sie haben nicht ganz zu Unrecht verinnerlicht, dass die Wahl in den anderen Jahren eine Hinweisfunktion auf besondere und besonders gefährdete Arten hatte. Und mit den Arten, die sie lieber vorne sehen würden, können umgekehrt viele noch nicht einmal etwas anfangen. Oder wer kennt schon Seggenrohrsänger und Goldregenpfeifer?
Ich finde so etwas wie die Aktionen zur Winter- und Frühlingszählung ideal, um Menschen für Naturbelange und Vögel im Speziellen zu gewinnen. Da steht tatsächlich die Vielfalt im Vordergrund; man freut sich über jedes einzelne Häkchen auf der Liste, egal ob Allerweltsvogel oder Seltenheit, und es hilft überhaupt Interesse und Blick für alles zu entwickeln, was da um uns herumflattert.