Nachdem wir die beiden letzten Jahre schon in Schottland waren, wollten wir eigentlich in diesem Jahr etwas anderes sehen. Es war September, wir googelten abends nach neuen Zielen und sahen aber nebenher, wie sich die Bootstouren der Reederei schon wieder füllten. Wo uns die Reise doch so gut gefallen hatte, vielleicht auch eine weitere..? Daraus wurde die nächste Buchung und die bis heute längste Urlaubsvorfreude meines Lebens. Wieder neun Tage mit einem kleinen Schiff von 10 Passagieren, danach noch eine Woche auf der Insel Islay, umgeben von Reise- und Lückenfüllertagen, so dass wir auf knapp drei Wochen kamen, so lange wie noch nie am Stück.
Da sich der erste Teilflug nach Düsseldorf ungünstig verschoben hatte, cancelten wir ihn in Absprache mit der Airline, fuhren am Sonntag mit dem Zug nach Duisburg zu unseren Familien und stiegen am Montag vormittag in Düsseldorf ins Flugzeug nach Glasgow. Beim Einchecken gab es irgendeinen IT-Fehler, weswegen man zunächst keine Bordkarten für uns drucken konnte (für andere Passagiere gab es keine Probleme), aber schließlich ließ die supernette („Keine Sorge, wir bringen Sie heute nach Glasgow. Und wenn ich Sie selbst hinfliegen muss.“) Stewardess vom Bodenteam uns komplett neu buchen, und dann ging’s. Was wir nicht wussten: Diese Sache war nicht wirklich behoben und würde uns beim Rückflug noch einmal richtig Ärger bereiten.
In Glasgow zum Busbahnhof in der Stadt, mit Sandwiches und Getränken versorgt, und drei Stunden mit dem Fernbus nach Oban, wo uns ein wolkenloser Himmel empfing und wir bei einem Abendspaziergang mit Freude unser Schiff entdeckten, wie es schon am Pier lag und mit dem wir zwei Tage später ablegen sollten. Übernachtet haben wir in einem gemütlichen Bed-and-Breakfast oben auf dem Hügel, wo lustigerweise eine Woche später auch Fr. Eeek nächtigte, die gerade immer noch unterwegs ist. (Unbedingt auch ihre weiteren Bilder anschauen.)
Der folgende Tag in Oban war etwas trist, aber okay. Wir besuchten morgens eine katholische Werktagsmesse in der sehr heimeligen St. Columba’s Cathedral und verbrachten den weiteren Tag mit Spaziergängen durch die Stadt oder saßen an der Uferpromenade und sahen den Vögeln zu, wie sie bei Ebbe den Tang und die Steine nach Muscheln und Krebsen durchforsteten. Unter anderem brachte eine Nebelkrähe ihren beiden Jungen bei, wie man Muscheln knackt: Sie stieg immer wieder mit einer Muschel im Schnabel auf und ließ sie aus etwa 10 Metern Höhe auf die Felsbrocken fallen, um dann gemeinsam die Überreste zu inspizieren. Außerdem brüteten jede Menge Gryllteisten, die ich bis dahin in Schottland und Island nur sehr vereinzelt an Steilküsten gesehen hatte, mitten in der Mauer der Promenade, und flogen regelmäßig mit Fischen und Krebsen an oder planschten und tauchten in Gruppen im Wasser wie anderswo Enten.
Abends liefen wir zum unvollendeten und bizarren McCaig’s Tower und aßen später unten im Ort in einem feinen Fischrestaurant. Die Portionen waren tatsächlich aber so klein, dass wir uns anschließend auf einer Bank an der Hafenpromenade noch einen Karton Pommes vom Fish-n-Chips-Imbiss einwarfen.
Mittwoch schauerte es ständig, so dass wir froh waren, als es mittags endlich aufs Schiff ging. An Bord diesmal mit uns sechs Frauen und vier Männer, von denen wir bis auf eine Ausnahme wieder einmal die jüngsten waren. Dazu unser Skipper von letztem Jahr, seine Lebensgefährtin, ein Koch und eine junge Marinebiologie-Absolventin als Verstärkung für alle anstehenden Arbeiten. Nach der üblichen Einweisung zum Schiff und der Sicherheit an Bord ging es bei dichten Wolken los durch den Sound of Mull, wo wir kurz hinter Tobermory an der gleichen Stelle wie im vergangenen Jahr einem Seeadler begegneten, wie er oben auf dem Fels saß und die Gegend betrachtete. Vorbei an den anderen drei Small Isles (Muck, Eigg, Rum) dann nach Canna, wo wir ebenfalls waren, und sich inzwischen die Abendsonne blicken ließ, als wir ankerten, auf dem Schiff gemeinsam zu Abend aßen und uns freuten, wie gut die zusammengewürfelte Gruppe von Anfang an zusammenpasste.