In den vergangenen Tagen sind mir jede Menge lesenswerte Beiträge vor die Füße gelaufen.
Die amerikanische Feministin Ijeoma Oluo mit einer flammenden Aufforderung an Weiße, sich endlich ihres eigenen Weiß-Seins und der damit verbundenen Kultur und Geschichte bewusst zu werden. Denn ein Hauptproblem weißer Kultur ist, dass sie sich selbst als so normal betrachtet, dass sie für Weiße nicht einmal als solche sichbar ist, und damit auch der Rassismus aus ihrer Wahrnehmung verschwindet.
Find yourselves white people. Find yourselves so that you can know what whiteness is. Find yourselves so that you can determine what you want whiteness to be. Find yourselves so that you can stop your loved ones from voting for a definition of whiteness that you no longer want to subscribe to. Find yourselves so that racism no longer surprises you.
Der Schweizer Bruno Ziauddin darüber, wie sich Rassismus in der Schweiz für ihn über die Jahrzehnte hinweg angefühlt hat, und nach einer Zeit beendet geglaubter Feindlichkeit offenbar wieder aufflammt. Sehr differenziert und nicht nur gegen rechts:
So wie es Antisemitismus von links gibt, gibt es auch Rassismus von links. Wobei Rassismus möglicherweise ein zu starkes Wort ist. Es geht eher um paternalistischen Dünkel. Um die sehr klare Vorstellung davon, wie eine Person mit Migrationshintergrund zu sein hat und welche Rollen ihr zustehen. Und um die ebenso klare Vorstellung, wie über Personen mit Migrationshintergrund geredet und geschrieben werden soll, wie diese in Filmen, Zeitungen und Büchern dargestellt gehören (wichtigste Regel: keine Witze, nichts Negatives). Im Zentrum dieser Vorstellung steht der Migrant als Opfer – als bedürftiges Wesen, dem es die Hand zu reichen gilt und der diese Hand doch bitte dankbar ergreifen möge.
Wehe aber, der Migrant weigert sich, den ihm zugeschriebenen Part zu übernehmen. Dann werden die besonders Rigorosen unter den Ausländerfreunden rasch aggressiv. Das habe ich bei eigenen Texten erlebt, die sich dem Opfernarrativ verweigerten, das erfahren derzeit deutschsprachige Autorinnen und Autoren mit muslimischem Hintergrund, die sich kritisch mit dem Islam auseinandersetzen und die hier lebenden Muslime für ihr Handeln und Sprechen in die Verantwortung nehmen, statt sie zu willenlosen Statisten und Opfern der Umstände zu degradieren.
Ein kleines Diagramm rassistischer Haltungen und Politiken, die nicht immer so offensichtlich wie N-Witze daherkommen.
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Auch in der vergangenen Woche kam man an Trump natürlich nicht vorbei, und weil sein autokratischer Regierungsstil grundlegende Fragen zu Demokratie, Staatsmacht und Minderheitenschutz berührt, wird sich das wohl auch nicht so bald ändern. So wenig die Person Trump selbst für Europa relevant genug sein mag, um sich ständig mit ihr zu beschäftigen, so sehr sind es doch die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, für die er steht. Zum Beispiel halte ich den Rassismus, der sich z. B. im amerikanischen Justizsystem und dem Umgang mit Einwanderern und Flüchtlingen ausdrückt, alles andere als nur ein „interkulturelles Problem der USA“, wie man in deutschen Leitartikeln lesen darf, sondern als Symptome und Auswüchse von Haltungen und gesellschaftlicher Ordnung, wie sie im weißen Europa genauso existieren. Siehe oben.
Trumps Regierung ist nicht die Erste, die Minderheiten zu Sündenböcken macht, die Gewaltenteilung missachtet oder lügt. Sarah Kendzior in wütenden Worten:
But as Lincoln’s letter reminds us, this has always been America. We have always vacillated between lofty precepts on paper and the refusal of white men to apply them in practice. This refusal has resulted in slavery of African Americans, genocide against Native Americans, internment camps for ethnic minorities. It has also systematically denied most of the population the right to vote over most of our history, rationalized discrimination against and banning of immigrants on racial and ethnic lines, and shored up segregation and Jim Crow. Today, this same white male authoritarian outlook fuels a prison and police system that disproportionately targets non-white citizens.
Ein ruhiger Artikel im Atlantic listet ebenfalls auf, wie auch schon vergangene U.S.-Regierungen die Öffentlichkeit belogen, das Parlament umgangen oder das Justizsystem missachtet hatten und fährt fort:
Authoritarianism lies not in any individual presidential action but in the patterns of action that emerge over the course of a presidency. Lincoln and Eisenhower and all the others I’ve just named were committed small-d democrats. Their excesses were exceptional or occasional. Unlike Nixon, they did not engage in concerted efforts to undermine the integrity of the Constitution or the government. Moreover, and more important, when excesses did happen, the rest of the system usually pushed back, usually successfully. Whether any particular presidential action, or pattern of action, is authoritarian thus depends not just on the action itself but on how everyone else responds to it.
So betrachtet der Autor bei allem Ernst der Lage mit verhaltenem Optimismus, wie sich spätestens seit Nixon jede Menge zivile Strukturen gebildet haben, um amerikanischen Regierungen auf die Finger zu schauen und zuweilen auch in die Schranken zu weisen:
Nixon’s gift to American democracy was to inadvertently establish the infrastructure that will contain Trump. The harder he pushes to stretch or violate the law, the more he’ll be swarmed. As a result, where Nixon-style illegality or naked power grabs are concerned, I’m optimistic that the constitutional framework will hold.
Wo wir bei Trump sind, diese beiden Karikaturen zur vermuteten Abhängigkeit Trumps von seinem Berater Bannon sind einfach zu großartig: eins / zwei.
(Leider konnte ich die jeweiligen Urheber nicht finden.)
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Etwas ganz anderes: Kriminalistik. Da haben wir zunächst den Bericht über einen Mann, der unentdeckten Serienverbrechen mit Hilfe von Statistik-Software auf den Pelz rückt. Was die verantwortlichen Polizeidirektionen offenbar nicht immer so toll finden.
In 2004, Hargrove’s editors asked him to look into statistics surrounding prostitution. The only way to study that was to get a copy of the nation’s most comprehensive repository of criminal statistics: the FBI’s Uniform Crime Report, or UCR. When Hargrove called up a copy of the report from the database library at the University of Missouri, attached to it was something he didn’t expect: the Supplementary Homicide Report. “I opened it up, and it was a record I’d never seen before,” he says. “Line by line, every murder that was reported to the FBI.”
This report, covering the year 2002, contained about 16,000 murders, broken down by the victims’ age, race, and sex, as well as the method of killing, the police department that made the report, the circumstances known about the case, and information about the offender, if the offender was known. “I don’t know where these thoughts come from,” Hargrove says, “but the second I saw that thing, I asked myself, ‘Do you suppose it’s possible to teach a computer how to spot serial killers?’ ”
Und dann der Fall russischer Banden, die das „pseudo-“ in „pseudo-Zufallszahl“ für sich zu nutzen wussten und mit einer raffinierten Kombination aus Labor-Dauertests, unauffälligen Spielern und einer eigens programmierten App erfolgreich in die Lage kamen, die Ergebnisse bestimmter Glücksspielautomaten vorherzusagen. Sehr spannend.
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Wie man mit einer kleinen, nichts kostenden Entschuldigung eine Streitsituation entschärft: Deeskalation.
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Die Preisträger eines Drohnenfotografie-Wettbewerbs. Großartig. Hinter „Gallery“ verbergen sich noch mehr tolle Aufnahmen.
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Zum Abschluss ein Video fürs Herz. Könnte man sich vor Augen halten, wenn man gerade wieder dabei ist, Menschen in getrennte Schubladen zu sortieren, ob nun Land- vs. Stadtbevölkerung, soziale Schicht oder was auch immer: