Tagsüber ständig vom Büro aus die Amselcam checken: Sind noch beide da? Spät nach Hause kommen, beide Küken noch im Nest, das eine steigt immer wieder auf den Nestrand, aber sie werden noch von den Eltern gefüttert. Es wird dunkel, eine Nacht werden sie wohl noch im Nest verbringen.
Monsieur schaut nur mal nach, wie groß die beiden schon sind:
Aber gefüttert werden sie auch. Was für ein Wurm!
Und dann… fasst sich Nr. 1 in der Dämmerung mit einem Mal ein Herz, klettert auf den Nestrand, streckt ihre Beinchen und steigt hinaus, gerade als die Kamera schon auf Nachtsicht umschaltet. Und bleibt erst einmal sitzen und schaut:
Wird sie hinunter Richtung Terrasse fliegen? Oder werden Madame oder Monsieur sie wieder ins Nest stupsen? Aber es kommt niemand, die Eltern sitzen irgendwo hinten im Garten. Und dann kommt dieser ergreifende Moment, wo sie sichtbar hin- und hergerissen zwischen Nest und Kante hin und her hüpft. Zurück ins Nest? Oder raus in die Welt? Oder doch lieber nicht? Oder …
Und sie flattert ungelenkt los, über die Terrasse hinweg in die Wiese. Fliegt ein wenig hoch auf die Brombeerstrauchleiter, schaut kurz, hüpft wieder runter, alles unter den aufmerksamen Blicken von Madame und Monsieur auf Apfelbaum und Gartenhäuschen. Bis sie schließlich hinter dem Haus in den Sträuchern verschwindet, Monsieur hinterher. Und Madame wenige Minuten später im Nest landet, um Nr. 2 für eine weitere Nacht unter ihre Fittiche zu nehmen.
Viel Glück, kleine Amsel!
Seufz, aber schön.
ja, genau.