Irgendwann im Herbst dachten wir darüber nach, wie wir die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig verbringen würden. Wir waren in den vergangenen Jahren immer nach Weihnachten zu unseren Familien nach Duisburg gefahren, bis zum Silvestermorgen geblieben, um dann völlig erschöpft und merkwürdig frustriert den Jahreswechsel zuhause zu verbringen. Auch angesichts des nochmal größeren Stresses auf der Arbeit musste diesmal irgendetwas anderes ausprobiert werden. Und da wir weder Wintersportler sind, noch besonders angetan von der Idee, uns Anfang Januar bei entsprechendem Wetter irgendeine Stadt zu erlaufen, kamen wir auf die Idee, mal nach Unterkunft in Klöstern zu googeln.
Die Seiten des Klosters Himmerod in der Eifel machten dabei einen sehr freundlichen, offenen Eindruck. Weit ab vom Trubel, schlicht, und vor allem angenehm unmissionarisch – man würde so viel oder so wenig am Klosterleben teilnehmen können, wie man wollte, das heißt im schlechtesten Fall würden wir ein paar Tage in der verschneiten Eifel verbringen.
Die Entscheidung, uns dort für vier Nächte über den Jahreswechsel einzuquartieren, war letztlich goldrichtig. Das Gästehaus war zwischenzeitlich voll belegt; viele schienen seit Jahren zu diesem Anlass hinzufahren und kannten sich, darunter Einzelne, Paare wie wir, aber auch ein paar Familien, mit denen wir uns teilweise richtig gut verstanden. Der Pater, der uns Gäste betreute, war herzlich und charismatisch, und trotz seiner 80 Jahre absolut wach und modern. Seine Meditationen wurden von einigen Gästen musikalisch und auch mit selbst mitgebrachten Texten unterstützt und begleitet, und halfen neben dem Besuch der regelmäßigen Gebete der Brüder über den Tag verteilt dabei, innerlich runterzukommen und den Blick und die Seele zu weiten.
Silvester selbst haben wir auch mit vielleicht gut 30 Leuten in einem solchen meditativen Gottesdienst verbracht, von halb elf bis nachts um halb eins. Mal ganz anders. Fernseher, Dinner for One oder Geböller, das alles hat kein bisschen gefehlt. Und mit dem im Auto extrem gut gekühlten Sekt haben wir natürlich trotzdem anschließend angestoßen.
Die gemeinsamen Mahlzeiten sind dort einfach, aber lecker und reichhaltig, und auch als Nicht-Fleisch-Esser kommt man nicht zu kurz. (Schon das Brot aus der klosternahen Bäckerei war so köstlich, das wir uns zur Abreise einen Laib mitgenommen hatten, dessen Rest auch jetzt nach über einer Woche noch genauso frisch ist. Phänomenal.) Neben den Gebeten, Meditationen und Mahlzeiten blieb genügend Zeit, einfach nur zu lesen, in der malerischen Landschaft zu spazieren oder auch mal einen Ausflug nach Trier zu machen.
Insgesamt tat es gut, dort zu sein und etwas von der Ruhe zu tanken, die wir uns erhofft hatten. Und ich habe gemerkt, wie sehr mir fehlt, mal wieder so eine Woche zu verbringen, so wie in Taizé, wo ich seit 10 Jahren nicht mehr war. So dass wir gleich beschlossen haben, die erste Woche unseres geplanten Frankreich-Sommerurlaubs nach Taizé zu verlegen. Und nächstes Mal an Silvester werden wir sehen, ob wir nicht wieder nach Himmerod fahren.