Das schöne an der Sommerzeit ist, es kann halb sieben noch die Sonne scheinen, so dass man, wenn man endlich das Headset vom Kopf genommen und den Rechner zugeklappt hat, denkt: Oh Mann, schon wieder fünf Tage praktisch nicht aus dem Haus gekommen – ach, ich fahre noch mal zu den Weihern und schaue nach den Vögeln. Und dann sind es immer noch mehr als zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang.
Kaum aus dem Auto, den Weg hinter den Weihern entlang stehe ich inmitten eines Schwarms Mauersegler, die sich über dem Feld an den unglaublich zahlreichen Insekten in der Luft gütlich tun. Ganz ohne ihr typisches Kreischen, ein ununterbrochenes, lautloses Flattern um mich herum, vielleicht 40-50 insgesamt. Das habe ich noch nie erlebt. Nachdem ich eine Viertelstunde nur begeistert rumstehe, versuche ich ein paar mit der Kamera im Flug zu erwischen. Die Trefferrate nicht komplett unscharfer und/oder am Bildrand abgeschnittener Segler fällt ins Bodenlose, aber ich freue mich trotzdem, ein paar endlich einmal in Ruhe betrachten zu können. Schließlich halten sie ja nie irgendwo still, sondern verbringen praktisch ihr ganzes Leben auf Highspeed im Flug.
An den Teichen, kleinen Inseln und Schilfrändern herrscht jetzt Hochbetrieb; alles balzt, brütet, füttert und fliegt eifrig herum. Nur die Kormorane dösen wie immer auf ihrem Baum und trocknen die Flügel. Mein Erzfeind, der Kuckuck, versucht mich wieder zu foppen, aber heute kann er mich gerne haben (bzw. habe ich ihn) und belasse es bei einem Foto aus der Ferne.
Mehrere Purpurreiher sind zu sehen, auch kein häufiger Anblick. Einer fliegt gerade los, als ich meine Kamera gezückt habe, worauf ich zum ersten Mal wahrnehme, wie dürre die sind.
Worauf ich aber hoffe, sind Nachtreiher oder Zwergdommel. Und tatsächlich, als ich den kleinen Pfad am zugewachsenen Graben entlang gehe, fliegt einer direkt vor meiner Nase vielleicht 15 Meter entfernt in einen Baum und schaut so, dass man nicht weiß: Denkt er, er sei zwischen den Zweigen unsichtbar, oder ist ihm klar dass ich ihn sehe? So nah bin ich einem noch nie gekommen, seit ich sie vergangenes Jahr zum ersten Mal überhaupt gesehen habe. Ich bewege mich fast nicht von der Stelle, mache glücklich Fotos und schleiche dann langsam davon um ihn nicht doch noch zu erschrecken.
Die Sonne verschwindet nun im Dunst noch hoch über dem Horizont, aber es ist weiter mild und windstill, und ich setze mich eine Weile an den Rand eines Weihers und genieße die Ruhe, die nur von den Vogelrufen und sehr entferntem Straßenlärm untermalt wird. Weiter weg stehen ein paar Störche am Wegrand und überlegen, wie sie den Abend ausklingen lassen.
Zurück am Wagen kommt ein anderer Birder mit Kamera vorbei und wir zeigen uns unsere Trophäen. Tatsächlich hatte er Pech mit dem Nachtreiher, dafür die Zwergdommel erwischt.
Ich muss demnächst wieder hin.