Ich: *hustet sich nen Wolf*
Wolf: *steht auf, schaut vorwurfsvoll und trottet kopfschüttelnd davon*
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mopsfidel, aber als Hundevioline
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Emojis. Zwei Quadratmillimeter Bedeutungsträger. In einer unzoombaren Handy-App, zumal wo ich unterwegs meist keine Lesebrille auf habe, oft unentzifferbar. Ich bin froh, dass man zumindest im Browser am Desktop die Webseiten bis auf Molekülgröße aufzoomen kann, so entdeckt man zum Beispiel, dass der Smiley mit… laufender Nase? in WIrklichkeit Wut schnaubt. Aber zur Sicherheit lieber nochmal per Mouseover das Tooltip befragen:
„Triumphierendes Gesicht“! Ernsthaft? Ach Kinder, seht mir einfach nach, wenn ich vielleicht mal merkwürdig oder sicherheitshalber gar nicht auf Emojis in euren Nachrichten reagiere. (Gibt es eigentlich ein Seufz-Emoji?)
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Twitter als der Volksempfänger, über den der Führer Staatsoberhäupter die Massen ganz direkt, ähm, informieren, das war natürlich pointierter Quatsch. Andererseits vielleicht auch nicht ganz. Schon als Trump stolz von Taiwans Wahlglückwünschen twitterte und damit China brüskierte, kam ernsthafte Besorgnis auf, dass sein unmittelbarer Zugriff auf dieses Medium noch Kriege auslösen wird. (Ganz abgesehen davon, dass es möglich ist, dass sein offenbar weitgehend ungesichertes Handy längst von fremden Geheimdiensten gehackt wurde.)
Jetzt erweitert sich diese neue Bühne internationaler Konflikte. Vicente Fox, früherer mexikanischer Präsident, versucht Trump in seiner eigenen Arena zu schlagen, und er ist gewieft. Er liefert sich Wortgefechte mit Trump zum Thema Mauerbau an der gemeinsamen Grenze, erfindet mit #FuckingWall einen Hashtag, den PR-Texter nicht griffiger hätten formulieren können, und befragt einfach selbst das amerikanische Volk:
Dieser Tweet ist eine Lehrstunde in politischer Rhetorik und hat Unterhaltungswert, wie der ganze Schlagabtausch (wenn man kurz die realen Folgen ausblendet, die diese Mauer oder auch nur ein Handelskrieg zwischen den Ländern haben würden). Nur: Wie geht das weiter? Nicht genug, dass aller Voraussicht nach Social Bots und gefakte Profile in diesem Jahr mit Propaganda und Lügen versuchen werden, die Stimmung vor den Wahlen in Frankreich und Deutschland zugunsten von Demokratiefeinden zu beeinflussen, müssen jetzt auch noch hochrangige Politiker ohne mediale Pufferzone die Öffentlichkeiten ihrer Länder in Echtzeit aufwiegeln? Auch wenn es kurzzeitig Freude macht, wenn ein verhasster Politiker in einem Social Network zurechtgestutzt wird, die Entwicklung macht mir allergrößte Sorgen.
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Ja doch, ich lese schon wieder zu viel auf Twitter.
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Umberto Eco hielt 1995 anlässlich des 50. Jahrestags der Befreiung Europas eine Vorlesung, in der er zunächst seine ganz persönliche Erfahrung mit dem italienischen Faschismus erzählt, um schließlich in 14 Punkten Eigenschaften, Propagandaziele und Methoden zu beschreiben, die sich in der einen oder anderen Form in den meisten totalitären Regimen und Ideologien der Geschichte wiederfinden. Erschreckend zeitlos angesichts der momentanen politischen Entwicklungen, und daher ganz besonders am heutigen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus gut, es zu lesen: